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Zeit der Narben

Erschienen am 15.09.2021
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783956022364
Sprache: Deutsch
Umfang: 340 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 20.5 x 13.7 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Ein Filmprojekt führt die Journalisten Paula und Stefano nach Ghana. Ihre Recherchereise auf den Spuren des Kolonialismus führt sie zu den berüchtigten Sklavenforts an der Goldküste. In der preußischen Festung Großfriedrichsburg stoßen sie auf die Geschichte der deutschen Pilotin Hanna Reitsch, 'Hitlers Fliegerin', die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges den Einsatz von Selbstmordpiloten vorangetrieben hatte und in den 1960er Jahren für den umstrittenen Präsidenten Kwame Nkrumah in Ghana eine Segelflugschule errichtete. Paula, deren eigener Großvater gegen Kriegsende einen sinnlosen Fliegertod hatte sterben müssen, beginnt, sich intensiv mit Reitschs Lebensgeschichte zu beschäftigen. Als es in einer Hotelanlage zu einem scheinbar sinnlosen Überfall kommt, erhärtet sich der Verdacht, dass die neugierige Paula in ein Wespennest gestochen hat. Die Spur führt nach Berlin.

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Conte Verlag GmbH
Stefan Wirtz
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DE 66386 St. Ingbert

Autorenportrait

Thomas Kraft, 1959 in Bamberg geboren, lebt mit seiner Familie in Herrsching am Ammersee. Er hat Biografien, Reisebücher, Anthologien, Gedichtbände und Erzählungen veröffentlicht und arbeitet seit 2013 als künstlerischer Leiter mehrerer Literaturfestivals. »Zeit der Narben« ist sein zweiter Roman.

Leseprobe

Als wir in Cape Coast Castle eintreffen, fallen mir die sorgsam aufgereiht liegenden Kanonenkugeln auf, die in der Mittagssonne glänzen. An den weißen Mauern des Forts nagt die Feuchtigkeit und blättert der Putz, die Mörserkanonen lugen wie kurze schwarze Stumpen über die Festungsmauern, über den Vorplatz tollen zwei räudige Katzen, sie jagen die Gespenster der Vergangenheit. Während ich die waghalsige Konstruktion freiliegender Stromleitungen über Brüstungen, Treppen und Wände hinweg bewundere, lässt Paula den Blick über den schmalen Sandstrand schweifen, auf dem die ärmlichen Fischerboote wie vor zweihundert Jahren liegen. Wir schauen über die mit Muscheln übersäten Felsbänke im küstennahen Wasser, die manchem Fliehenden die Illusion vermittelten, außerhalb des Sklavenforts bald irgendwo Halt zu finden.

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