Beschreibung
Mit seiner umfangreichen Studie taucht Sombart hinab in die Denkwelt Carl Schmitts, den er seit seiner Kindheit sehr gut kannte. Er verfolgt kennzeichnende Seitenwege, offenbart Verbindungen, sich Wiederholendes, ständig Mitlaufendes, immer wieder Mitgedachtes während aller Lebensphasen des Staatsrechtlers. Er steigt tief in den Kosmos des Gelesenen, Gelobten, Geliebten in Kunst, Literatur und Wissenschaft ein. Er entlarvt Ängste, Klischeevorstellungen, Defekte und Schwächen, die sich in vermeintlich sachlichen Theorien fortsetzten. Und indem er dies alles für Carl Schmitt tut, tut er es gleichzeitig für eine ganze Denktradition. Heute wird klar, was Sombart noch nicht wissen konnte: nämlich, dass er nicht nur die psychischen Hintergründe der Denkmuster einer bestimmten akademischen Generation, die noch im Kaiserreich wurzelte, offenlegte, sondern ein Denken, das weiterhin tradiert worden ist und immer noch mit eruptiver Aggressivität in den Diskurs zurückdrängt, wenn politische Umstände die Zeit reif dafür erscheinen lassen. Sombart bot den Wegweiser zu diesem Denken. Es ist Zeit, sich seiner Untersuchung wieder ernsthaft zu widmen.
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Autorenportrait
Nicolaus Sombart, Jahrgang 1923, studierte ab 1945 Philosophie, Staatswissenschaften und Kultursoziologie in Heidelberg, Neapel und Paris, war früh literarisch tätig und u. a. Mitbegründer der Gruppe 47, bevor er 1950 bei Alfred Weber in Heidelberg promovierte. Er arbeitete dreißig Jahre lang bis 1984 beim Europarat in Straßburg. Lehraufträge führten ihn an zahlreiche Universitäten. Sein Aufenthalt beim Wissenschaftskolleg Berlin 1982/83 ist dokumentiert im 2003 veröffentlichten "Journal intime", einer radikal offenen Selbstbeschreibung und -analyse. Gerade die kosmopolitische Unerschrockenheit seines Schreibens macht Sombarts Arbeiten zu einem seltenen Gewinn. Neben seinen Schriften zur Geistesgeschichte oder der 1996 erschienenen Monografie zu Wilhelm II. bieten insbesondere seine Autobiografien "Jugend in Berlin" (1984), "Pariser Lehrjahre" (1994), "Rendezvous mit dem Weltgeist. Heidelberger Reminiszenzen" (2000) und "Rumänische Reise. Ins Land meiner Mutter" (2006) außergewöhnliche Einblicke. In Berlin lud Sombart von 1985 bis 2007 zu einem legendären sonntäglichen Jour fixe. 2008 ist er in Frankreich gestorben.
Leseprobe
Wer Carl Schmitts Werk genau liest, wird eine Antwort auf die Frage nach den Ursachen der deutschen Fehlentwicklung finden - eine andere freilich als jene, die er selbst uns zu geben versucht. [.] Er ist ein Prototyp. Darin liegt meiner Ansicht nach das einzige Interesse, das er für uns heute noch haben dürfte. Ihn isoliert zu betrachten, wäre genauso unbefriedigend und ungenügend, wie Heidegger und Jünger nur für sich untersuchen zu wollen. Man käme auf diese Weise weder dem Geheimnis ihres Werkes noch dem ihrer Wirkung bei. Nicht in dem, was sie als Einzelne und in ihrem Spezialbereich - als Historiker, Rechtswissenschaftler, Philosophen oder Essayisten - geleistet haben, sondern in dem, worin sie sich auf so merkwürdige Weise gleichen, liegt ihre geschichtliche ("geistesgeschichtliche") Bedeutung. [.] Man muss die Schriften dieser Autoren so untersuchen, wie Theweleit die Bücher und Biografien seiner Freikorpsführer untersucht hat. Dann stellt sich heraus, dass sie gleich gedacht haben, weil sie dieselbe psychische Struktur hatten. Nicht nur die Organisation ihres intellektuellen Apparats, auch die ihres Triebhaushaltes war identisch. Ihr "Denken" ist symptomatisch für eine psycho-pathologische Deformation, eine "Krankheit".