Beschreibung
Merit und Ben sind Zeitenspringer: Sie können in den Körper eines Vorfahren schlüpfen. Das macht sie interessant für die Geheimorganisation Darkanum. Diese mafiöse Vereinigung nutzt Zeitenspringer für Raubzüge in der Vergangenheit. Aus der Spur geratene Jugendliche lassen sich dafür leicht rekrutieren - umso mehr, wenn man sie mit Luxus ködern kann. So auch Ben, der auf der Straße lebt. Der Tod der Eltern nach einem Brand hat die Zwillinge auseinander gerissen. Merit will unbedingt ihren Bruder wiederfinden. Dafür muss sie in den Körper ihrer Großmutter schlüpfen und sich mit Darkanum anlegen. Auch hat jeder Zeitsprung seinen Preis, denn der Springer büßt an Lebenskraft ein. Und wehe, er ist nicht am Ende der Raunächte (25. Dezember bis 6. Januar) in die Gegenwart zurückgekehrt.
Autorenportrait
Uta Reichardt, Jahrgang 1970, studierte osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaften in Freiburg i. Br. und in Tübingen. Bereits während des Studiums schrieb sie Kurzprosa und Lyrik und war journalistisch tätig. Seit 2013 veröffentlichte sie mehrere Kinder- und Jugendbücher, 2017 erschien bei Fabulus 'Im Wolfsland' Uta Reichardt ist Mitglied in der europäischen Autorenvereinigung DIE KOGGE und im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Sie arbeitet und lebt in der Nähe von Stuttgart. Besuchen Sie die Autorin auf ihrer Website: www.uta-reichardt.de
Leseprobe
Ben kam sich wie ein Idiot vor, nicht nur, weil er spürte, dass jetzt auch seine Wangen glühten, als ob sie ihre Hitze auf ihn übertragen hätte. Klar, Darkanum hatte ihn beobachtet. Sie wussten genau, dass er abgehauen war, dass er immerzu vor irgendjemanden auf der Flucht war. Und dass er entweder fror oder Hunger hatte - meistens beides zugleich. 'Und wie soll das funktionieren? Ich meine, ich drück einfach einen Zeitreise-Knopf und zack, schon bin ich in der Vergangenheit? Womöglich mit so einer verrückten Karre wie in >Zurück in die Zukunft<? Oder muss ich mich ins Grab meiner Großmutter legen und an sie denken?' 'Gar nicht so schlecht, die zweite Variante', sagte Afra und grinste. Ben schluckte. 'Die erste Nacht der Raunächte ist morgen - die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Wir werden zu eurem Familiengrab fahren. Von dort aus wirst du in die Hülle deines Großvaters springen. Ich schätze, es wird kurz nach Kriegsende sein, in diesem besonders harten, kalten Winter. Gut, dass du abgehärtet bist, du wirst ganz schön was aushalten müssen!' Vom Treppenhaus näherte sich Roman. 'Ach, hier steckst du', fuhr er Ben unfreundlich an, 'wir waren verabredet, 18 Uhr!' Afra verzog spöttisch den Mund. 'Da ist der Roman aber ärgerlich! Nimm's nicht ernst, Ben. Er macht sich gern mal wichtig, unser Mister Oberkorrekt. Wir sehen uns später.' 'Nimm dich in Acht vor ihr', sagte Roman, kaum dass Afra in einem der Zimmer verschwunden war. Er zog Ben mit sich zur Treppe. 'Wohin gehen wir?', fragte der. 'In den Raum der Wahrheit', sagte Roman. Heute war er so ganz anders als bei der Begrüßung gestern - mürrisch, schlecht gelaunt.