Beschreibung
Roland Barthes war 60 Jahre alt, als er beim Betrachten alter Fotos seine Gedanken notierte und >Über mich selbst< [Roland Barthes par Roland Barthes] veröffentlichte: ebenso originelle wie anregende Reflexionen über sein Leben. >All dies muss als etwas betrachtet werden, was von einer Romanfigur gesagt wird<, beginnt Barthes und stellt klar, dass es sich bei >Über mich selbst< um eine fiktive Autobiographie handelt - um ein >Neu-Schreiben< mit dem Barthes >den Büchern, Themen, Erinnerungen, Texten eine andere Art des Aussagens hinzufügen< will. Die bewusst fragmentarischen literarisch-fiktiven Metamorphosen der eigenen Person werden dabei an die lustvolle körperliche Erfahrung des Schreibaktes zurückgebunden. Erst im Schreiben entwirft sich Roland Barthes als Subjekt und setzt sich aus den autobiographischen Splittern und Fragmenten zusammen.
Autorenportrait
Roland Barthes, geboren 1915 in Cherbourg, gestorben 1980 in Paris, war ein französischer Literaturkritiker, Schriftsteller und Philosoph. Neben seinen zahlreichen Beiträgen zum Strukturalismus prägte er die Literaturwissenschaft nachhaltig durch eine 1968 veröffentlichte Polemik, in der er die Relevanz des Autors für die Interpretation von Texten anzweifelte und gar den »Tod des Autors« sowie die darauf folgende »Geburt des Lesers« verkündete. In seinen späteren Texten hielt ihn das jedoch nicht davon ab, den Autor »Roland Barthes« als subjektive Position in seine Texte einfließen zu lassen. Er gehört zu den neugierigsten und anregendsten französischen Denkern der Nachkriegszeit. Zuletzt lehrte er Semiologie am Collège de France.