Beschreibung
Ob innerhalb unseres Subkontinents das andere Europa Leitfigur des europäischen Projektsist? An der geographischen Schnittstelle zwischen den beiden Vielvölkerstaaten des langen 19. Jahrhunderts, zwischen Osmanischem und Habsburgischem Reich, bildet sich eine Projektionsfläche, die in erster Linie für den deutschsprachigen Raum zentrale Identifikationsmuster zur Verfügung ausbildet: Entdeckt Goethe in der Hasanaginica die Urpflanze der Ballade und Ranke in der serbischen Revolution den für Deutschland gültigen Prototyp des Nation Building? Lässt sich die Kulturdifferenz zwischen Deutschland und Österreich am besten in den unterschiedlichen Narrativierungen des südslawischen Raums festmachen? Und was haben Karl May, Hofmannsthal und Handke damit zu tun? Für diese Fragen hält vorliegendes Buch überraschende Antworten bereit. Gleichzeitig zeigt es, warum die imperialen Vermächtnisse gerade für heute zentral sind: Denn es gibt ihn, und wir haben ihn für ein inkludierendes offenes Europa nötiger denn je - so paradox es klingen mag: einen positiven Balkanismus.
Autorenportrait
Boris Previsic ist seit Januar 2015 SNF-Förderprofessor für Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Luzern und leitet das Projekt ,Musikalische Paradigmen in Literatur und Kultur' mit einem Schwerpunkt im Zeitalter der Aufklärung und in der Gegenwart. Studium der Germanistik, Komparatistik und Französischen Literaturwissenschaft in Zürich. Promotion 2005 über Hölderlins Rhythmus. Postdoc-Projekt in Berlin und Wien. Zudem ist er als Konzertflötist und als Leiter von Vermittlungsprojekten in ganz Südosteuropa tätig. Assistenz Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Habilitation zur literarischen Rezeption der postjugoslawischen Kriege. Dezember 2012 Erteilung der Venia Docendi für Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft.