Beschreibung
Es geht der Schweiz im internationalen Vergleich nicht schlecht. Untergangsszenarien und Niedergangsphantasien sind fehl am Platz. Wir scheinen aber nicht mehr so genau zu wissen, wer wir sind und was wir wollen. Der gesellschaftliche Minimalkonsens ist brüchig geworden. Der Schweizer (Sozial-)Staat wurde kontinuierlich ausgebaut. Moralpolizisten wachen über die Einhaltung der Vorschriften des politisch Korrekten und Guten. Das Recht, in Ruhe gelassen zu werden, und die Selbstverantwortung werden zunehmend beschnitten. Der Wohlstand in der Schweiz dürfte mit der ausufernden Regulierung der Wirtschaft und der Verschlechterung der Rahmenbedingungen schrumpfen. Wir benötigen mehr Freiheit. Aber der Hochseetanker Schweiz lässt sich nicht so einfach von seinem Kurs abbringen. Dieser Tanker wird nicht untergehen, doch die Schweiz wird normaler und durchschnittlicher. Es scheint, als wollten und wünschten wir uns genau das: 'normaler' und 'durchschnittlicher' zu sein. Das ist legitim, hat jedoch Konsequenzen: Willkommen in der Schrumpf-Schweiz!
Autorenportrait
Simon Geissbühler (*1973) hat an der Universität Bern und in den USA Geschichte und Politikwissenschaft studiert und doktoriert. Seit 2000 ist er Schweizer Diplomat. Von 2007 bis 2010 war er in Bukarest und von 2010 bis 2013 in Warschau auf Posten. Seit 2013 ist er wieder beim EDA in Bern. Simon Geissbühler ist publizistisch tätig.