Beschreibung
Die Märchendichtungen des großen Ästheten Oscar Wilde bezaubern mit heiterem Ton und kunstvoller Schlichtheit. 'Der Glückliche Prinz' und 'Der egoistische Riese' gehören zu den schönsten Märchen der Weltliteratur. In seinen vier Erzählungen zeigt sich Wilde als Meister der geistreichen Dialoge und amüsanten Gesellschaftssatire.Nichts lieben die Leser Oscar Wildes (1854-1900) mehr als seine Kunstmärchen: die Geschichte vom 'Glücklichen Prinzen' etwa, einer goldenen Statue mit empfindsamem Herzen, oder die Erzählung vom egoistischen Riesen, der Kindern den Zutritt zu sei¬nem Garten verwehrt. Seine Märchen seien 'zum Teil für Kinder bestimmt, zum Teil für all jene, die sich das Vermögen des Kindes, zu staunen und sich zu freuen, bewahrt haben', erklärte Wilde. Ganz so arglos sind sie jedoch keineswegs. Sie handeln zwar vom Schönen und von dessen Verhältnis zum Guten und Wahren. Dieses Verhältnis ist allerdings, anders als in den traditionellen Volksmärchen, nicht spannungsfrei: Mit subtiler Ironie untergräbt Wilde herkömmliche Moralbegriffe.Die vier Erzählungen mit ihren Anklängen an Detektivgeschichte und Schauerroman zeigen hingegen eine andere Facette des englischen Dichters. Respektlos und überaus unterhaltsam werden die snobistischen Kreise aufs Korn genommen, in denen geheimnisvolle Ladys und elegante Lords schlagfertig parlieren. Berühmt geworden ist die filmreife Geschichte vom 'Gespenst von Canterville', das nach jahrhundertelangem Spuken endlich seine Ruhe findet. Wilde erweist sich hier als virtuoser Formkünstler, dem der Unterhaltungswert seiner Geschichten mindestens so wichtig ist wie ihre literarische Gestaltung und die raffiniert inszenierte Handlung. Inhalt: Der Glückliche Prinz / Die Nachtigall und die Rose / Der egoistische Riese / Der ergebene Freund / Die respektable Rakete / Der junge König / Der Geburtstag der Infantin / Der Fischer und seine Seele / Das Sternenkind / Lord Arthur Saviles Tat / Die Sphinx ohne Geheimnis / Das Gespenst von Canterville / Der vorbildliche Millionär
Autorenportrait
Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin geboren. Der Vater war Leibarzt der Königin Viktoria, seine extravagante Mutter führte einen intellektuellen Salon nach französischem Muster. Wilde studierte erst am Trinity College in Dublin, dann in Oxford, wo er sich mehr und mehr einem Ästhetizismus zuwandte, den er nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben zum Maß aller Dinge machte. 1884 heiratete er in London; 1885 und 1886 kamen seine beiden Söhne zur Welt. In den folgenden Jahren entfremdete er sich zunehmend von seiner Frau und wurde sich wohl auch seiner homoerotischen Neigungen deutlicher bewußt. Gleichzeitig nahm sein Ruhm stetig zu; in rascher Folge entstanden Essays, sein einziger Roman "Das Bildnis des Dorian Gray", die Märchen, Erzählungen und mehrere Theaterstücke.1895 wurde er wegen seiner Liebesbeziehung zum jungen Lord Alfred Douglas in einen Prozeß mit dessen Vater verwickelt, der ihm zum Verhängnis wurde: Wilde wurde zu Zwangsarbeit verurteilt und war nun gesellschaftlich, aber auch künstlerisch mit einem Schlag erledigt. 1897 aus seiner Einzelzelle entlassen, floh er nach Frankreich, unternahm noch einige Reisen in die Schweiz und nach Italien und starb 1900 resigniert in einem Pariser Hotel.