Beschreibung
Alle Bewohner der Pepys Road suchen nach ihrem Glück: Roger Yount ist ein erfolgreicher Banker - mit zwei Kindern und einer verwöhnten Ehefrau. Dass er nicht die erwartete 1 Million Pfund Jahresprämie erhält, stürzt die Familie in eine Krise. Nebenan zieht die senegalesische Fußballhoffnung Freddy Kamo mit seinem Vater ein - wird ihm der internationale Durchbruch in einem Premier-League-Club gelingen? Petunia Howe lebte schon in der Pepys Road, als diese noch eine einfache Arbeiterstraße war. Pakistanische Kioskbesitzer stehen unter Terrorverdacht, die nigerianische Politesse ohne Arbeitserlaubnis schreibt Strafzettel und der polnische Handwerker Zbigniew liebt die Frauen, und die Frauen lieben ihn. An einem ganz normalen Tag liegt bei allen stolzen Eigenheimbesitzern dieser Straße eine merkwürdige Nachricht im Briefkasten: "Wir wollen, was ihr habt." Ein Roman voller Mitgefühl, Humor und Protagonisten, die man nicht mehr missen möchte. Ein großer unterhaltsamer Gesellschaftsroman, in 20 Sprachen übersetzt, der ein mitfühlendes, humorvolles und hochaktuelles Panorama der Gegenwart über die Top-Themen "Schuldenkrise" und "Gentrifizierung" bietet.
Autorenportrait
John Lanchester, geboren 1967 in Hamburg, wuchs im Fernen Osten auf und war nach seiner Ausbildung in England als Lektor beim Verlag Penguin Books tätig, ehe er Redakteur der "London Review of Books" wurde. Daneben war er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften wie "Granta" und "The New Yorker" tätig sowie als Restaurantkritiker für "The Observer" und Kolumnist für "The Daily Telegraph".
Leseprobe
6. KapitelIn der Pepys Road Nummer 51 war Mrs Arabella Yount, die einmal in einem Buch gelesen hatte, dass Frauen viel besser im Multitasking seien als Männer, gerade damit beschäftigt, vier verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun. Sie stellte in ihrer winzigen Abstellkammer, die sie zu ihrer Speisekammer erklärt hatte, ein Regal auf, sie kümmerte sich um ihre zwei entzückenden Kinder Joshua und Conrad, sie kaufte Kleider im Internet, und sie feilte an dem Plan, wie sie ihrem Mann einen gehörigen Schrecken einjagen könnte. Zwei dieser vier Aufgaben hatte Arabella an andere delegiert. Das Regal wurde von ihrem Handwerker, dem Polen Bogdan, aufgestellt, den ihr eine Freundin empfohlen und den sie sich nun einfach selbst unter den Nagel gerissen hatte. Er arbeitete doppelt so hart wie ein britischer Hand- werker,war doppelt so zuverlässig und halb so teuer. Das Gleiche konnte man auch über Pilar sagen, ihr spanisches Kindermädchen, das sich um ihre beiden Söhne Conrad und Joshua kümmerte. [...] Seit einiger Zeit hatte sie Probleme mit ihrem Mann. Alles,was er tat, ging ihr auf die Nerven. Es hatte mit der Geburt von Conrad angefangen,war nach dessen zweitem Geburtstag etwas besser geworden, wurde dann wieder schlimmer, als sie mit Joshua schwanger war, und noch viel schlimmer nach dessen Geburt. Jetzt war Joshua drei, und Arabella war genauso genervt von ihrem Mann wie eh und je. Es kam ihr so vor, als würde sie mit ihm einen Müdigkeitswettkampf austragen. Arabella jedenfalls fühlte sich so müde, dass sie nicht mehr geradeaus gucken und nicht mehr richtig denken konnte. Sie war schon beim Aufwachen müde, wegen des unruhigen, leichten Schlafs, der sie nun schon seit Jahren quälte, und wurde immer müder, je länger der Tag dauerte. Manchmal kam es ihr so vor, als hielte sie nur das Adrenalin auf den Beinen. Wenn aber ihr Mann von der Arbeit nach Hause kam, hatte er die Frechheit, so zu tun, als wäre er der Einzige, der sich anstrengte, als wäre er derjenige, der ein Recht hatte, nach seiner Heimkehr stöhnend die Füße hochzulegen und darüber zu reden,was für einen harten Tag er gehabt hatte! Blind! Ignorant! Er hatte ja überhaupt keine Ahnung! Die Wochenenden waren in gewisser Weise gar noch schlimmer. Das Wochenend-Kindermädchen Sheila aus Australien war zwar sehr hilfsbereit (auch wenn sie Pilar nicht das Wasser reichen konnte - sie hatte zum Beispiel nicht einmal einen Führerschein), aber es gab immer noch wahnsinnig viel zu tun, und ihr Mann erledigte nur einen Bruchteil davon. Er kochte nicht, mal abgesehen von den wichtigtuerischen Grillabenden an den Sommerwochenenden, wo er irgendetwas auf seinem albernen kleinen Spielzeuggrill zubereitete. Er wusch keine Wäsche, bügelte nicht und fegte auch nie den Fußboden. Ganz, ganz selten spielte er mal mit seinen Kindern.Arabella machte eigentlich selbst auch nichts von all dem, jedenfalls nicht viel, aber das hieß nicht, dass sie durchs Leben ging, als würde es das alles gar nicht geben. Und es war genau diese Art, die er an sich hatte, die Dinge auszublenden, die sie zum Wahnsinn trieb. Arabellas Idee war eigentlich sehr simpel. Sie bestand darin, einfach ohne jede Warnung abzuhauen und Roger ein paar Tage mit dem ganzen Kram allein zu lassen. Er konnte dann am eigenen Leib erfahren,wie es war, sich ganz allein um die Kinder und das Haus zu kümmern. [...] Arabella ging zurück zu ihrem Computer und begann damit, das Buchungsformular des Hotels auszufüllen. Von unten konnte sie ganz entfernt den Klang dreier vertrauter Stimmen hören, in drei wohlbekannten Tonfällen: Conrad beschwerte sich, Joshua versuchte ihn zu übertönen, und Pilar vermittelte zwischen den beiden. Aber es klang noch nicht so, als wäre ihre Anwesenheit erforderlich, und Arabella fiel es daher nicht schwer, das Ganze zu ignorieren. Dann aber hörte sie etwas, das ihre gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nahm: das Öffnen und Schließen der Briefkastenklappe, und das dumpfe Poltern, mit dem ein Stapel Post auf die Fußmatte fiel. Es klang so, als wären ein paar Kataloge dabei, und Arabella liebte Kataloge. Sie öffnete die Tür ihres Ankleidezimmers und ging so leise wie möglich die Treppe hinunter. Dabei notierte sie sich in Gedanken, dass sie unbedingt Bogdan bitten musste, mal zu schauen, ob man das Knarren der Stufen nicht irgendwie beheben konnte. Kataloge! Arabella bückte sich und hob die Broschüren von zwei verschiedenen Reiseveranstaltern auf - das war für den Fall, dass sie es endlich schaffte, ihren Mann zu überreden,während der Ferien im Februar nach Kenia zu fahren. Es gab ein paar langweilig aussehende Briefe, die an ihn adressiert waren, eine Kreditkartenabrechnung für sie selbst und eine Postkarte, auf der außer ihrer Hausnummer kein Adressat stand. Ihr erster Gedanke war, dass es sich um das spontane Angebot eines Immobilienmaklers handelte. Solche Angebote kamen ungefähr zweimal in der Woche, und sie genoss es, sich darüber aufzuregen. Denn eigentlich war das ja ein Kompliment, das man ihrem Haus und seiner Attraktivität machte. Es fi el ihr auf, dass die Postkarte mit einer Briefmarke für nachrangige Beförderung frankiert war; sie kannte niemanden, der solche Briefmarken benutzte. Auf der Rückseite stand ein gedruckter Text: »Wir wollen, was ihr habt«. Die Vorderseite war ein Foto ihrer Haustür. Es war wahrscheinlich eine von diesen »Virales Marketing«-Strategien. Man schickte eine zweite Karte hinterher und dann eine dritte, mit der man endlich die Absicht hinter der ganzen Sache bekannt gab Irgendein halbkrimineller Immobilienmakler würde dann zugeben, dass er ihr Haus für sie verkaufen wolle. Arabella nahm die Kataloge und die Karte mit nach oben. Die Kataloge, um sie zu lesen, und die Karte, um sie für den Tag aufzuheben, irgendwann in der Zukunft, an dem sie sich entschließen würden, zu verkaufen und in ein größeres Haus zu ziehen.
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Wir wollen, was Ihr habt
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