Beschreibung
Rom-Mysteries: Spannend, packend, mitreißend Wir schreiben das Jahr 79 nach Christus. Die Freunde Flavia, Jonathan, Nubia und Lupus sind unzertrennlich. Zusammen lösen sie mysteriöse Kriminalfälle und erleben aufregende Abenteuer - im Auftrag der Wölfin, der Schutzherrin über die Ewige Stadt, Rom.
Autorenportrait
Die in London geborene Amerikanerin Caroline Lawrence zog schon früh mit ihren Eltern in die USA und wuchs in Kalifornien auf. Als sie ein Stipendium für Cambridge bekam, ging sie nach England zurück und studierte dort klassische Archäologie, anschließend
Leseprobe
Es war an einem heißen Morgen im römischen Hafen Ostia, zwei Tage nach den Iden des September.
Ein dunkeläugiger Junge saß mit seinen drei Freunden auf Kissen an einem niedrigen, achteckigen Tisch und starrte trübsinnig seine vier Geschenke an. Das kleine Triklinium, in dem sie sich befanden, war ein freundlicher Raum mit zinnoberroten Wänden und einem schwarzweißen Mosaikfußboden, mit Ausblick auf einen von Säulen umgebenen grünen Innenhof. Die Blätter des Feigenbaums raschelten in der leichten Meeresbrise und das Plätschern des Springbrunnens war zu hören.
'Wenn ich es euch doch sage', wiederholte der Junge. 'An meinem Geburtstag passiert immer irgendetwas Schlimmes.'
'Jonathan', seufzte seine Freundin Flavia Gemina. 'Du hast letzten Monat einen Vulkanausbruch überlebt, bist aus dem Koma aufgewacht und den Piraten entkommen, die uns entführt hatten. Jetzt bist du zu Hause in Sicherheit und es ist so ein schöner Tag. Was soll dir denn da schon passieren? Sei doch nicht so ein Pessimist.'
'Was ist Sessimisp?', fragte ein dunkelhäutiges Mädchen in einer gelben Tunika und nippte an seinem Granatapfelsaft. Nubia war bis vor kurzem Flavias Sklavenmädchen gewesen. Sie war erst seit ein paar Monaten in Italien. Obwohl Nubia eine schnelle Auffassungsgabe besaß, sprach sie noch nicht fließend Lateinisch.
Flavia trank ein paar Schlucke von ihrem Granatapfelsaft, dann hielt sie den anderen ihren Tonbecher hin.
'Nubia', sagte sie. 'Was meinst du, ist der Becher halb leer oder halb voll?'
Nubia blickte in den Becher mit der rubinroten Flüssigkeit und antwortete: 'Halb voll.'
'Dann bist du ein Optimist. Ein Optimist sieht die Dinge immer von der guten Seite. Was meinst du, Jonathan? Ist der Becher halb voll oder halb leer?'
Jonathan warf einen Blick in Flavias Becher. 'Halb leer. Außerdem schmeckt der Granatapfelsaft nicht besonders gut. Er ist zu sauer.'
Flavia grinste Nubia an. 'Siehst du? Jonathan ist ein Pessimist. Jemand, der immer mit dem Schlimmsten rechnet.'
'Ich bin kein Pessimist', widersprach Jonathan. 'Ich bin Realist.'
Flavia lachte und reichte den Becher dem Jüngsten unter ihnen, einem Jungen in einer Tunika, die genauso grün war wie seine Augen.
'Und was meinst du, Lupus?', fragte sie. 'Würdest du sagen, der Becher ist halb voll oder halb leer?'
'Er kann gar nichts sagen', erklärte Jonathan. 'Schließlich hat er keine Zunge.'
'Schsch!', zischte Flavia. 'Nun, Lupus? Halb voll oder halb leer?'
Lupus zögerte nicht lange, nahm den Becher und kippte sich den Inhalt in den Hals.
'He, was fällt dir ein!', rief Flavia. Aber dann mussten alle lachen, als Lupus auf seine Wachstafel schrieb:
GANZ LEER
Lupus grinste, ohne aufzusehen. Er schrieb noch etwas auf seine Tafel. Die Buchstaben ritzte er mithilfe eines Messingstilus in das gelbe Bienenwachs, sodass das darunter liegende Holz zum Vorschein kam. Er zeigte Jonathan, was er geschrieben hatte:
PACK DIE GESCHENKE AUS!
'Also gut', sagte Jonathan. 'Dann mache ich deins zuerst auf.'
Er griff nach dem schmuddeligen Leinentaschentuch, das mit einer alten Schnur umwickelt war, und wog es in der Hand. 'Es fühlt sich schwer an. Und knubbelig. Und...' Jonathan kippte den Inhalt auf den achteckigen Tisch. 'Das sind ja Steine. Steine zum Geburtstag, na toll.'
'Das sind nicht irgendwelche Steine', klärte Flavia ihn auf.
Lupus nickte heftig mit dem Kopf.
'Sie sind glatt und rund und perfekt für deine Schleuder', erklärte Nubia. Sie hielt einen Stein hoch. 'Siehst du? Jetzt mach mein Geschenk auf.' Sie legte Jonathan ein zusammengedrehtes Papyruspäckchen in die Hand.
Jonathan wickelte das Päckchen auf und zog einen Lederriemen hervor. 'Ein Hundehalsband?', fragte er stirnrunzelnd. 'Damit du mit mir Gassi gehen kannst und ich dir nicht wegrenne?'
'Das Geschenk ist für dich und für Tigris', ...