Beschreibung
Ihr bleibt keine Zeit, aber die Liebe Die Ärzte machen der 16-jährigen Tessa wenig Hoffnung. Ihr Kampf gegen die Leukämie scheint nach vier Jahren verloren. Doch Tessa will nicht einfach verschwinden, sie will leben - wenigstens in der Zeit, die ihr noch bleibt. Auf die Wand in ihrem Zimmer schreibt sie, was sie noch tun will, bevor sie stirbt: einen Tag nur ja sagen, Drogen nehmen, einen Tag lang berühmt sein, etwas Verbotenes tun, einmal Sex haben. Als Adam auftaucht, ist Sex plötzlich mehr als ein Punkt auf ihrer Liste. Doch darf man lieben, wenn man stirbt? Tessa erzählt die Geschichte ihres Todes - mit unglaublicher Courage, Ehrlichkeit und voller Hoffnung. Ihr glauben wir, dass Liebe selbst das Sterben verändert. Eine einzigartige Geschichte über den Tod und die Liebe - ungeschminkt und voller Hoffnung.
Leseprobe
Wenn ich doch nur einen Freund hätte. Ich wünschte, er würde im Schrank von einem Kleiderbügel hängen. Immer wenn ich wollte, könnte ich ihn rausholen, und er würde mich so ansehen wie die Jungs in Filmen, so als ob ich schön wär. Er würde nicht viel sagen, nur schwer atmen, während er seine Lederjacke auszieht und den Gürtel an seiner Jeans aufschnallt. Drunter hätte er weiße Unterwäsche, und er wäre so fantastisch, dass mir fast die Sinne schwinden würden. Er würde auch mich ausziehen und flüstern: »Tessa, ich liebe dich. Verdammt, ich lieb dich echt unheimlich. Du bist so schön.« Genau die Worte, während er mich auszieht. Ich setze mich im Bett auf und knipse die Nachttischlampe an. Ein Stift liegt da, aber kein Papier, deshalb schreibe ich an die Wand hinter mir: »Ich will das Gewicht von einem Jungen auf mir spüren.« Dann lege ich mich wieder hin und schau in den Himmel draußen. Er hat eine komische Farbe angenommen - rot und pechschwarz zugleich, wie wenn der Tag verbluten würde. Ich rieche Bratwurst. Samstagsabends gibt's immer Bratwurst, dazu Kartoffelpüree und Kohl mit Zwiebelsoße. Dad hat dann den Lottoschein, und Cal wird die Zahlen ausgesucht haben, und sie sitzen wieder mal vor dem Fernseher und essen von Tabletts, die sie auf dem Schoß halten. Erst sehen sie sich »X-Faktor« an, dann »Wer wird Millionär?«, danach badet Cal und geht schlafen, und Dad trinkt Bier und raucht, bis es spät genug für ihn ist, schlafen zu gehen. Vorhin ist er raufgekommen, um nach mir zu sehen. Er ging zum Fenster rüber und zog die Vorhänge auf. »Sieh dir das an!«, hat er gesagt, als das Licht reinflutete. Draußen der Nachmittag, die Baumkronen, der Himmel. Sein Umriss zeichnete sich vor dem Fenster ab; die Hände in die Hüften gestemmt, sah er aus wie ein Power Ranger. »Wenn du nicht drüber reden magst, wie kann ich dir dann helfen?«, fragte er, und er kam zu mir rüber und setzte sich auf die Bettkante. Ich hielt die Luft an. Wenn man das nur lange genug macht, tanzen einem weiße Lichter vor den Augen. Er beugte sich vor und streichelte meinen Kopf, massierte mit den Fingerspitzen sanft meine Kopfhaut. »Atme, Tessa«, flüsterte er. Stattdessen schnappte ich mir meinen Hut vom Nachttisch und zog ihn mir voll über die Augen. Da ging er weg. Jetzt ist er unten und brät Würste. Ich höre das Fett spritzen und wie die Soße in der Pfanne schwappt. Ich weiß nicht recht, ob ich das von so weit oben hören sollte, aber mich überrascht nichts mehr. Jetzt höre ich, wie Cal den Reißverschluss seiner Jacke aufzieht, zurück vom Senfkaufen. Vor zehn Minuten bekam er eine Pfundmünze und die Anweisung: »Sprich mit keinem, der nicht ganz sauber ist.« Während er weg war, stand Dad in der Hintertür und rauchte eine. Ich konnte das Flüstern der Blätter hören, die im Gras vor seinen Füßen landeten. Der Herbst im Anmarsch. »Häng deine Jacke auf, und geh gucken, ob Tess irgendwas möchte«, sagt Dad. »Wir haben jede Menge Blaubeeren. Mach sie ihr schmackhaft.« Cal hat seine Turnschuhe an, die Luft in den Sohlen seufzt, während er in langen Sätzen die Treppen hoch und durch meine Zimmertür kommt. Ich stelle mich schlafend, aber das hält ihn nicht auf. Er beugt sich weit vor und flüstert: »Mir doch egal, und wenn du nie mehr mit mir redest.« Ich kneife ein Auge auf und sehe in zwei blaue. »Hab doch gewusst, dass du bloß so tust«, sagt er mit breitem, tollem Grinsen. »Dad fragt, ob du Blaubeeren willst.« »Ne.« »Was soll ich ihm sagen?« »Sag ihm, ich will ein Elefantenbaby.« Er lacht. »Du wirst mir fehlen«, sagt er und lässt mich mit offener Tür und der Zugluft von der Treppe zurück. Zoey klopft nicht mal, kommt einfach rein und lässt sich auf das Fußende von meinem Bett fallen. Sie sieht mich so komisch an, als hätte sie nicht erwartet, mich hier anzutreffen. »Was machst du?«, fragt sie. »Warum?« »Gehst du nicht mehr runter?« »Hat mein Dad dich angerufen?« »Hast du Schmerzen?« »Nein.« Sie mustert mich argwöhnisch, steht dann auf und zieht ihren Ma Leseprobe