Beschreibung
Viel ist geschehen, seit der Autor und Kabarettist Steffen Möller in seinem Bestseller 'Viva Polonia' vom Leben als deutscher Gastarbeiter in Polen berichtete: Das einstige Land der Autodiebe und Spargelstecher hat sich zum EU-Musterknaben und zum drittbeliebtesten Auswanderungsland der Deutschen gemausert. In seinem neuen Buch betätigt sich Möller als Reiseführer und lädt zu einer amüsanten Bahnfahrt nach Warschau ein. Er weiht in die Grundregeln des polnischen Masochismus und in ein geniales Steuersystem ein und erzählt von vertrackten polnischen Weihnachtsbräuchen. An jedem Bahnhof lauert ein neuer Kulturschock, und als in Poznan eine wunderschöne Frau einsteigt, bricht Unruhe im Zug aus. Lassen Sie sich anstecken vom polnischen 'Rajzefiber', und erfahren Sie, was Sie mit einem lässig dahingeworfenen 'super buty' alles erreichen können! Polen, einst Land der Autodiebe und des billigen Wodkas, hat sich zum drittbeliebtesten Auswandererland der Deutschen gemausert. Aber darf man überhaupt mit dem Auto rüberfahren? Wie flirtet man mit einer schönen Polin? Welche Eheprobleme könnte es geben? Welche Überraschungen bei der Schwiegermutter in Krakau oder Danzig? Höchste Zeit für eine vergnügliche Reise ins Nachbarland, wo hinter jeder Türschwelle ein Kulturschock lauert.
Autorenportrait
Steffen Möller, 1969 in Wuppertal geboren, lebte von 1994 an in Warschau und pendelt heute zwischen der polnischen Hauptstadt und Berlin. Als Schauspieler und Entertainer ist er der bekannteste und beliebteste Deutsche in Polen. Für sein Wirken um die deutsch-polnische Verständigung wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2015 erhielt er außerdem den Richard-von-Weizsäcker-Preis der Deutschen Nationalstiftung. Sein Buch 'Viva Polonia' stand fast ein Jahr auf der 'Spiegel'-Bestsellerliste. Steffen Möller ist auch als Kabarettist auf Tour. Bei Malik erschienen 'Expedition zu den Polen', 'Viva Warszawa' und 'Weronika, dein Mann ist da!'.
Leseprobe
Steffen Möller Expedition zu den Polen Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express 1Vom Gastarbeiter zum Emigration Consultant 'Was willst du denn in Asien?' riefen meine entsetzten Eltern, als ich 1994 nach Polen auswanderte. Auch meine neuen Warschauer Nachbarn runzelten die Stirn: 'Sind Sie freiwillig gekommen oder werden Sie daheim per Steckbrief gesucht?' Immer wieder musste ich erzählen, wie es ein Jahr zuvor begonnen hatte: mit einem Plakat an der Uni, einem zweiwöchigen Sprachkurs in Krakau und einem polnischen Kindergedicht, das den Titel 'Samochwala - die Angeberin' trug. Und immer wieder erntete ich ein mitleidiges Lächeln. Den Deutschen galt Polen als Land der Autodiebe und Putzfrauen, Polen dagegen assoziierten Deutsche mit Heimwehtouristen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Viele Jahre später schrieb ich meine Geschichte auf. 2008 erschien sie unter dem Titel: 'Viva Polonia - als deutscher Gastarbeiter in Polen.' Die Reaktion war überwältigend. Ich erhielt fast 3000 Mails von Lesern, die das Buch kommentierten oder Fragen zu Polen stellten. Manchmal bekam ich den Eindruck, dass schon halb Deutschland auf gepackten Koffern saß. Tatsächlich hatte ich, ohne es zu ahnen, einen günstigen Zeitpunkt erwischt. Anfang 2010 wurde vom Statistischen Bundesamt bekannt gegeben, dass Polen im Jahr 2009 das drittbeliebteste Auswanderungsland der Deutschen war, hinter der Schweiz und den USA. Fast 13 000 Menschen waren nach Polen gegangen - und nicht nach Italien, Mallorca oder Großbritannien. Handelte es sich dabei nur um Aus- und Übersiedler, die auf ihre alten Tage nach Oberschlesien und Masuren zurückwollten? Nein! Die 'Bild'-Zeitung, der Polen-Propaganda wahrlich unverdächtig, ging der Sache auf den Grund und bestätigte: sind auch viele richtige Deutsche dabei! Sie berichtete von einem Rentner, der die Pflegerin seiner Mutter heiratete und mit ihr hier nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder nach Deutschland zurückzugehen.' Doch es kam noch besser. Polen war im Krisenjahr 2009 das einzige der 27 EU-Länder mit einem positiven Wirtschaftswachstum. Während Deutschland eine Einbuße von fünf Prozent hinnehmen musste, konnte Polen immerhin noch 1,7 Prozent Wachstum verzeichnen. Im Vergleich zu den südeuropäischen Mitgliedsländern ist Polen heute eine Art Musterknabe der EU. Der durchschnittliche Bruttomonatslohn, der 1989 noch bei 25 Euro im Monat gelegen hatte, betrug 2010 bereits 900 Euro (in Deutschland 2010: 2650 Euro). Die Arbeitslosigkeit hat sich seit dem EU-Beitritt 2004 halbiert und lag im Sommer 2011 bei 11,7 %, also nur knapp über dem EUDurchschnittswert. In Großstädten wie Warszawa, Wroclaw und Poznan tendiert sie gegen null. Zur gewaltigen Dynamik, die durch die EU-Agrarsubventionen und Strukturfonds angestoßen wurde, kam noch die Nachricht, dass die Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ausgetragen wird. Sie führte in Polen zu einem gigantischen Bauboom. Drei Stadien wurden neu gebaut, ein viertes von Grund auf renoviert. Zählt man die Investitionen in die Infrastruktur des Landes hinzu, kommt man auf ein Gesamtvolumen von fast 20 Milliarden Euro. Wer in den Jahren 2010 und 2011 durch Polen fuhr, sah überall Bahnhofsrenovierungen, Autobahnbagger und nächtlich beleuchtete Gerüste. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es in Europa in keinem Land ähnlich große Baustellen gleichzeitig gegeben. Fazit: Innerhalb weniger Jahre hat sich Polen zu einem stabilen Wirtschaftsstandort in Mittel-Ost-Europa gemausert. Krönung dieser Entwicklung war für mich eine eher unscheinbare Nachricht. Die Arbeitsämter Brandenburgs starteten 2010 ein Pilotprojekt. Eine Gruppe von Langzeitarbeitslosen wurde zu Schulungen ins polnische Krosno an der Oder geschickt. Die circa zwanzig Hartz-IV-Empfänger lernten zunächst zwei Monate lang Polnisch, um dann in örtlichen Handwerksbetrieben eine Kurzausbildung zu durchlaufen. Das Ziel bestand darin, sie flexibler für den deutschen Arbeitsmarkt zu mac
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Warum es hinter der Oder so Neiß ist