Beschreibung
Wieder ein Ganzes werden Unser Ich besteht aus vielen Teilen. Vor allem bei traumatisierten Menschen sind einige dieser Teile mit vielfältigem Leid verbunden. Jochen Peichl zeigt, wie die Beschäftigung mit den abgespaltenen Teilen hilft, sich selbst besser zu verstehen, diese Teile wieder zu integrieren und damit Verletzungen der Seele zu lindern.
Autorenportrait
Dr. med. Jochen Peichl, geboren 1950, ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie für Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik. Verschiedene psychotherapeutische Weiterbildungen, u. a. in Ego-State-Therapie. Der Autor vieler Fachbücher und populärer Publikationen für interessierte Laien war bis 2011 Oberarzt für Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Nürnberg. Heute ist er in eigener Praxis tätig und leitet das Institut für hypno-analytische Teilearbeit und Ego-State-Therapie (InHAT).
Leseprobe
"Der erste Satz in einem Buch ist der wichtigste, habe ich irgendwo gelesen, er darf nichts Langweiliges und ?erfl?ssiges enthalten. Gut gelungene Anfangss?e sollen den Leser anregen, ihn neugierig machen und in das Buch hineinziehen; er soll an den S?en wie an Widerhaken h?en bleiben, es sich zwischen den Zeilen bequem machen oder geschockt den Atem anhalten, bis er fast platzt, und dann weiterlesen bis zum bitteren Ende." So spricht mit einem etwas fordernden und antreibenden Ton seit Wochen eine innere Stimme in mir, immer wenn ich zu den ersten Seiten meines Buches zur?ckkehre und ?ber die richtige Einleitung nachdenke. Dieser Teil meines Selbst ist ein guter alter Bekannter, den ich jetzt nach Jahren der Auseinandersetzung meist etwas scherzhaft "Meinen Perfektionisten-Jochen" nenne. Es gibt aber noch ganz andere Stimmen, die sich ungefragt zum Buchanfang ?ern wollen und die ganze Szene auf meiner inneren B?hne dramatisch, aber auch abwechslungsreich gestalten. "Sch?n, sch?n - aber das hier ist kein Roman, keine Sammlung von Kurzgeschichten oder gar ein Krimi. Es ist eine Art Sachbuch ?ber die Verletzungen der Seele, ?ber das, was Menschen Menschen antun k?nnen, oder ganz einfach ausgedr?ckt: eine Art Ratgeber f?r Menschen mit schwierigen Inneren Kindern. Geschn?rkselte Anf?e sind hier v?llig fehl am Platze", sagt ein anderer Teil in mir, der sich "Der gro? Realist" nennt. Unterschlagen m?chte ich Ihnen, liebe Leser, aber nicht meinen Teil "Jochen: berufsm?ger Dauerskeptiker" mit markanten Bedenkenfalten auf der Stirn, der jammert, das ganze Projekt "wird eh niemand interessieren und ist die M?he und das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist - finanziell der Superflop". Nicht gerade ermutigend, denke ich und lausche auf eine weitere Stimme, die, vom totalen Gegenteil ?berzeugt, mit etwas theatralischer, silberheller Tonlage Marke "D?r?Nick" versucht, mich wieder aufzubauen. Sie meint, ich werde "es mit dem Buch ganz bestimmt in die Spiegel-Bestsellerliste schaffen. Das Haus auf den Palm Jumeirah Islands in Dubai und die Jacht gleich neben Boris Becker k?nnen wir eigentlich unbedenklich jetzt schon vorbestellen". Oh Gott, kennen Sie das auch, das st?ige Gequatsche im Kopf, die inneren Dialoge und das Hin und Her der Meinungen und diese kr?baren Empfindlichkeiten der zu kurz gekommenen Inneren Kinder? Dann sind Sie hier richtig! Ich hoffe, ich habe Sie mit diesem kurzen Einblick in mein Seelenleben nicht verschreckt. Aber das mit den inneren Dialogen, mit den inneren Stimmen ist ganz normal und nichts Verr?cktes. Vielleicht ist es Ihnen auch schon einmal aufgefallen: Wir sprechen innerlich st?ig mit uns selbst -und h?ig sind wir auch gar nicht unsrer Meinung, wenn anscheinend immer zwei oder mehr Herzen in unsrer Brust schlagen. Manchmal mahnt uns eine innere Stimme zu mehr Disziplin, macht uns Vorw?rfe, kritisiert uns oder erinnert uns an wichtige Sachen oder ?nliches - und selten, dass uns eine innere Stimme lobt. Die Anregung, dieses Buch zu schreiben, bekam ich von meinen Patienten in der Klinik f?r Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum N?rnberg, wo ich jetzt seit fast 20 Jahren arbeite. "Schreiben Sie das doch mal auf, was Sie uns da in der Gruppe erz?t haben, damit wir es noch mal nachlesen k?nnen", wurde ich immer wieder gebeten. Aber das, was ich aufgeschrieben habe und Sie nun in H?en halten, ist kein weiterer platter Lebenshilfef?hrer, sondern ist f?r alle Menschen gedacht, die bereit sind, sich mit sich selbst intensiver zu besch?igen. Fragen an das eigene Ich/Selbst und das Leben zu stellen, die Seele oder unseren Biocomputer hinter der Stirn einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und sich mit der Tatsache zu besch?igen: Wir sind nie allein, immer in Gesellschaft unserer inneren Anteile - somit sind wir alle im besten Sinne "etwas multipel". Seit dem Aufbau einer Therapiestation f?r Frauen mit traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und/oder im Erwachsenenleben im Jahre 1994 am N?rn Leseprobe