Beschreibung
Gefahr aus den Tiefen des Alls Die Unterdrücker sind geheimnisvolle Maschinenwesen, die seit Milliarden Jahren in der Leere des Alls lauern, um aufkeimendes intelligentes Leben zu vernichten. Nun sind sie auf die Menschheit aufmerksam geworden und bedrohen deren Existenz. Als die Synthetiker trotz ihres langen Krieges gegen die Demarchisten begreifen, in welcher Gefahr sie schweben, beschließen sie zu ihrem Schutz lang verloren geglaubte Waffen aus einem Raumschiff zu bergen, das nahe dem Planeten Resurgam gestrandet ist. Daraus erwächst ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit, denn die Synthetiker sind nicht die einzigen, die in den Besitz der Waffen gelangen wollen.
Autorenportrait
Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Reynolds lebt in der Nähe von Leiden in den Niederlanden.
Leseprobe
Prolog Das tote Schiff war von einer abartigen Schönheit. Skade umflog es in einem schraubenförmigen Pseudo-Orbit. Die Steuerdüsen ihrer Corvette gaben einen rasanten Trommelwirbel von Korrekturschüben ab. Hinter dem Schiff drehte sich Schwindel erregend die Sternenlandschaft, bei jedem Umlauf verschwand die Sonne des Systems und tauchte wieder auf. Skade beobachtete sie einen Augenblick zu lange. Schon wurde ihr die Kehle bedrohlich eng. Die Raumkrankheit. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Ärgerlich rief sie ein dreidimensionales, gläsern durchsichtiges Bild ihres eigenen Gehirns in seiner ganzen Komplexität auf, schälte wie von einer Frucht die Schichten des Neokortex und des Kortex ab und schob die Teile ihres Bewusstseins beiseite, die sie im Moment nicht interessierten. Das Silbergeflecht ihres Netzimplantats, das mit ihrem biologischen Synapsennetz topologisch identisch war, flimmerte nur so von Neuralimpulsen. Informationspakete jagten mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde, zehn Mal schneller als die schneckenhaft langsamen biologischen Nervensignale, von Neuron zu Neuron. Sie konnte nicht direkt zusehen, wie sich die Signale bewegten - dazu hätte sie ihre Denkprozesse beschleunigen müssen, was die Neuralimpulse noch schneller gemacht hätte -, aber die Abstraktion ließ immerhin erkennen, welche Teile ihres aufgerüsteten Gehirns am aktivsten waren. Skade vergrößerte eine bestimmte Hirnregion, die so genannte Area postrema, ein uraltes Geflecht von neuralen Verbindungen, das für Konflikte zwischen Sehvermögen und Gleichgewichtssinn zuständig war. Ihr Innenohr spürte nur die gleichmäßige Beschleunigung des Shuttles, aber ihre Augen sahen ein zyklisch wechselndes Bild des Hintergrundes mit rasender Geschwindigkeit hinter dem Schiff vorbeiziehen. Die primitive Hirnregion konnte die Unstimmigkeit nur auflösen, indem sie annahm, dass Skade halluzinierte. Deshalb schickte sie ein Signal an einen anderen Teil des Gehirns, dessen Aufgabe es war, den Körper vor Giften zu schützen, die mit der Nahrung aufgenommen wurden. Diese Region löste prompt Übelkeit aus, und Skade konnte es ihrem Gehirn nicht einmal verdenken. Die Assoziation von Halluzinationen mit Gift hatte ihren Vorfahren über Jahrmillionen gute Dienste geleistet und es ihnen ermöglicht, mit einem breiteren Spektrum an Nahrungsmitteln zu experimentieren, als es sonst möglich gewesen wäre. Hier und jetzt, am lebensfeindlichen, eisigen Rand eines fremden Sonnensystems, war sie allerdings nicht sinnvoll. Vermutlich wäre es am besten gewesen, die fundamentale Topologie rasch dahingehend zu verändern, dass solche Verbindungen gekappt wurden, aber das war leichter gesagt als getan. Das Gehirn war holografisch angelegt und so unübersichtlich wie ein hoffnungslos überladenes Computerprogramm. Wenn sie den Teil >abschaltete<, der die Übelkeit erzeugte, störte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit andere Hirnfunktionen, die mit denselben neuralen Schaltkreisen arbeiteten. Aber damit konnte sie leben; sie hatte dergleichen schon tausend Mal gemacht und nur selten unerwünschte kognitive Nebenwirkungen festgestellt. So. Die betreffende Region pulsierte rosa und verschwand aus dem Netz. Die Übelkeit war wie weggeblasen; sie fühlte sich sehr viel besser. Was blieb, war der Ärger über sich selbst. Als sie noch als aktive Agentin häufig in feindlichem Territorium tätig war, hätte sie nie so lange gewartet, um diese kleine neurale Anpassung durchzuführen. Sie war nachlässig geworden, und das war unverzeihlich. Besonders jetzt, nachdem das Schiff zurückgekehrt war, ein Ereignis, das für das Mutternest womöglich von nicht geringerer Tragweite war als alle Kriegseinsätze in jüngster Zeit zusammengenommen. Sie fühlte sich jetzt hellwach. Die alte Skade war noch nicht tot; man musste sie nur hin und wieder vom Staub befreien und nachschleifen wie ein stumpf gewordenes Messer. [Skade, du musst sehr vorsichtig sein. Das Schiff hat eine sehr ungewöhnliche Reise h