Beschreibung
Wenn ein einzelnes Blatt Papier den Tod bedeuten kann England 1821: Georgina Fielding ist im besten heiratsfähigen Alter, interessiert sich aber mehr für Geologie als für potenzielle Ehemänner. Als sie eine wertvolle Fossiliensammlung und ein rätselhaftes Notizbuch erbt, ist ihre Neugier geweckt. Mithilfe des Reiseschriftstellers Justus von Arnau begibt sie sich auf die Spurensuche. Rätsel gibt ihnen insbesondere eine einzelne Manuskriptseite auf. Sie ist in Spiegelschrift geschrieben wie die Werke Leonardo da Vincis - und hat einen brisanten Inhalt. Susanne Goga lässt uns an den Anfängen jener revolutionären Wissenschaft teilhaben, die im frühen 19. Jahrhundert an den Grundfesten des Glaubens rüttelte: der Geologie. Zugleich aber ist 'Das Leonardo-Papier' die packende Geschichte einer jungen Frau, die sich über Konventionen hinweg setzt und ihren guten Ruf riskiert, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lösen - und ihr persönliches Glück zu erobern. Ein fesselnder historischer Roman, in dem Leonardo da Vincis 'Codex Leicester', das teuerste Buch der Welt, eine entscheidende Rolle spielt.
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Autorenportrait
Susanne Goga, 1967 geboren, ist eine renommierte Literaturübersetzerin und Autorin. Im Diana Verlag erschienen bereits drei Romane, darunter »Die Sprache der Schatten«, für den sie 2012 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde, und der Spiegel-Bestseller »Der verbotene Fluss«. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.
Leseprobe
London 1805 Der Regen peitschte durch die Stra?n, trieb Unrat und alte Zeitungen vor sich her, schoss in B?en durch die Rinnsteine und scheuchte Mensch und Tier ins Haus. Nicht ins Warme, Geborgene, das war hier kaum zu finden, nur in irgendeinen Raum, in dem man sich halbwegs trocken zusammendr?te und versuchte, beim Branntwein die klamme K?e zu vergessen. Aber es gab auch jene, die gar kein Obdach fanden und sich trotz des unbarmherzigen Wetters auf den Stra?n herumtrieben. Die Gegend um St. Giles und Seven Dials war nicht nur eine der ?sten der Stadt, sondern auch d?ster und verrufen, und wer konnte, machte einen gro?n Bogen um die engen, ?berf?llten Gassen, die in ein dicht gewebtes Leichentuch aus Gestank und Qualm geh?llt waren. Dirnen standen unter zerfransten Markisen, um vor dem Regen Schutz zu suchen, und riefen dem Vorbeieilenden obsz?ne Ermunterungen zu, doch der Mann mit dem Handkarren hastete weiter die Stra? entlang, den Kragen des sch?gen Mantels hochgeschlagen, den Zylinder tief in die Stirn gezogen. Die Verkommenheit schien aus dem Pflaster aufzusteigen, die Mauern atmeten Verlorenheit, die Menschen erschienen ihm wie Geister, die jeden Augenblick mit grauen Fingern nach ihm greifen konnten. Die Rookeries, die Elendsgassen jenseits der St. Giles High Street, waren ein verschachteltes Labyrinth aus sch?gen Geb?en und Kellern, feuchter als jeder andere Ort der Stadt, ein morbider Palast aus br?ckelndem Mauerwerk, schimmelndem Putz und morschem Holz. Niemand, der hier wohnte, h?e sich auch nur entfernt vorstellen k?nnen, dass nicht weit von diesem Viertel Menschen lebten, die keinen Gedanken an ihr t?iches Brot verschwenden mussten, die sich jeden Tag in saubere Kleider h?llen, ihre W?he in lavendelduftenden Kommoden aufbewahren und in mit kupfernen Pfannen vorgew?ten Betten schlafen konnten. Menschen, denen Dienstboten alle Verrichtungen abnahmen, vom ?fnen der T?r bis zum Frisieren oder Leeren des Nachttopfes. Diese Londoner Viertel h?en von den Rookeries ebenso weit entfernt sein k?nnen wie der Mond. Joshua Hart bewegte sich zielstrebig, schaute nicht in die narbigen, ausgemergelten Gesichter, die ihm aus den Hauseing?en entgegenstarrten, sondern versuchte, sich zu orientieren. Die Verzweiflung war ein echter Ansporn. Er war nur einmal hier gewesen und das in einer Gegend, deren Stra?nnetz ein Betrunkener ersonnen haben musste oder der Teufel selbst. Hier gab es nichts, an das er sich halten konnte, da jede Gasse, jede Durchfahrt, jeder Torbogen gleich sch?g und verkommen wirkte. Fensterscheiben gab es nirgendwo, die Bewohner hatten Papier oder Lumpen in die klaffenden ?fnungen gestopft, um sich halbwegs gegen die Witterung zu sch?tzen, was jedoch sinnlos war, denn die K?e kam von innen, schien den H?ern angeboren zu sein wie ein Buckel oder Klumpfu? Es war wohl seine Selbstversunkenheit, die ihm half, das Viertel ungeschoren zu durchqueren. Dies war der k?rzeste Weg ans Ziel, und ihm blieb nicht viel Zeit. Er musste sich zwingen, nicht nach hinten zu blicken, ob sie ihm schon auf den Fersen waren. Nein, das war nicht m?glich, niemand w?rde einen angesehenen B?rger hier vermuten, selbst wenn dieser seinen guten Ruf verloren hatte, seine Familie, seinen ehrenwerten Beruf, dem nichts geblieben war au?r dem, was er am Leib trug. Dann endlich bog er mit seinem holpernden Karren um die letzte Ecke und erblickte erleichtert die drei goldenen Kugeln, die ?ber dem Eingang des Pfandhauses hingen und h?hnisch auf die ?liche Stra? hinabschauten. Er sah sich um, doch die Stra? lag verlassen da. Er stie?die T?r auf, wobei eine heisere Klingel ert?nte, und zerrte den Karren hinein. Hinter der Theke war niemand zu sehen. Joshua Hart nahm den Zylinder ab und sch?ttelte ihn aus, bevor er sich im Laden umsah. Im D?erlicht konnte man die Waren kaum erkennen. Er nahm Umrisse von Schr?en und ?berquellenden Regalen wahr, alle Ecken waren angef?llt mit Dingen, f?r die kein vern?nftiger Mensch auch nur einen Penny ausgege Leseprobe