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Warum muss ich zur Schule gehen?

Eine Antwort an Tobias in Briefen

Erschienen am 16.08.2001
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446200401
Sprache: Deutsch
Umfang: 104 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 21.9 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Inhaltsbeschreibung folgt

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Hersteller:
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
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Kolbergerstaße 22
DE 81679 München

Autorenportrait

Hartmut von Hentig, geboren 1925, Studium der alten Sprachen, Lehrstuhl für Pädagogik in Göttingen (1963), seit 1968 in Bielefeld: Aufbau der Pädagogik-Fakultät, der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs. Seit 1987 emeritiert.

Leseprobe

Lieber Tobias,

erinnerst du dich? Als ich vor zwei Wochen bei euch war, habt ihr, deine Eltern und du, mich an die Bahn gebracht. Ich war schon eingestiegen, stand in der Tür des Zuges, als du dich plötzlich ganz tief bücktest, um unter den Zug zu gucken. Deine Mutter rief: "Nicht so nah ran, Tobias! Komm lieber zu uns. Onkel Hartmut fährt gleich ab, will dir Auf Wiedersehen sagen, und du interessierst dich für die Bremsen des Zuges!" Zu mir gewandt sagte sie: "Unserm Tobias bekommen die langen Ferien nicht. Ich glaube, er braucht mehr Ordnung und eine festere Hand, als wir sie ihm in unserem Urlaub bieten können." Wir haben alle zu dir hingesehen und du hast dich halb hinter deinem Vater versteckt. Dann bist du plötzlich vorgetreten und hast gefragt: "Onkel Hartmut, warum muss ich eigentlich zur Schule gehen?" Wir waren alle überrascht. Dein Vater lachte: "Da hast du den Richtigen gefragt! Er ist ja Schulmann." Aber da pfiff der Schaffner schon. Die Tür schloss sich, und ich konnte dir nur zurufen: "Das beantworte ich dir ein andermal." Unterwegs habe ich mir klar gemacht, dass "ein andermal" zu spät ist. Du willst die Antwort auf deine Frage haben, bevor du wieder in die Schule gehst. Also jetzt. Ich schreibe dir nun, was ich dir viel lieber sagen würde. Ich kenne zwar deine Frage, aber ich weiß nicht, warum du sie gestellt hast. Vielleicht wolltest du nur sagen, dass du lieber zu Hause bei David bliebest. Oder auch, dass die Gründe deiner Mutter dir nicht schmecken. Wenn wir miteinander sprächen, könntest du mich immer unterbrechen und zum Beispiel sagen: "Das musst du mir nicht erklären, das weiß ich auch." Natürlich kannst du auch mit anderen über deine Frage reden: mit deiner Schwester Lisa, die schon seit zwei Jahren aufs Gymnasium geht, oder mit deinen Eltern. Meine Briefe könnten dabei nützlich sein, vor allem wenn ihr sie gemeinsam lest. Ich werde das deinen Eltern vorschlagen. Aber es sind deine Briefe, und du sollst nach dem zweiten oder dritten Brief entscheiden, wie du es haben willst. Zunächst - so habe ich mir gedacht - schreibe ich dir Geschichten, an denen du sehen kannst, dass es gut ist, zur Schule zu gehen. Danach können wir uns die Gründe dafür ansehen, warum alle Kinder in die Schule gehen müssen. Einverstanden? Es grüßt dich herzlich dein

Onkel Hartmut.

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