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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442736478
Sprache: Deutsch
Umfang: 381 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ist Viktor Vinblad tatsächlich ein Mörder? Oder hat man ihn vor Jahren zu Unrecht verdächtigt, als seine Jugendliebe ermordet wurde und er kurz darauf spurlos verschwand? Ist er etwa selbst einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Erst als Viktor nach 30 Jahren plötzlich wieder am Ort des Verbrechens auftaucht, entzerren sich Mythos und Wirklichkeit. Was ist damals wirklich passiert?

Autorenportrait

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der interessantesten und aufregendsten Krimiautoren Schwedens. Für seine Kriminalromane um Kommissar Van Veeteren und Inspektor Barbarotti erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in mehrere Sprachen übersetzt und wurden erfolgreich verfilmt. Daneben schreibt er Psychothriller, die in ihrer Intensität und atmosphärischen Dichte an die besten Bücher von Georges Simenon und Patricia Highsmith erinnern. "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" oder "Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla" gelten inzwischen als Klassiker in Schweden, werden als Schullektüre eingesetzt, und haben seinen Ruf als großartiger Stilist nachhaltig begründet. Håkan Nesser lebt mit seiner Frau in Stockholm und auf Gotland.

Leseprobe

Ich verließ Uppsala und meine Familie gegen halb vier an einem Nachmittag im September. Ich hätte es vielleicht nicht getan, wenn da nicht der Brief meiner Schwester gewesen wäre. Aber zwei billige Gründe wiegen mindestens doppelt so schwer wie einer. Es war ein sonniger Tag nach einem der schönsten Sommer seit Menschengedenken; als ich mit meiner Reisetasche über den Markt ging, sah ich, dass die Leute immer noch in kurzen Hosen herumliefen. Der 15. September. Ein Montag. Ich war gerade dreiundfünfzig Jahre alt geworden, auf dem Weg zum Bahnhof machte ich einen kurzen Abstecher in den Systembolaget und kaufte mir eine kleine Flasche Grant's. Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, Whisky zu trinken, aber es gab eine Stimme in mir, die sagte, dass ich eine Art Sicherheitsnetz bräuchte. Ich habe schon immer auf meine innere Stimme gehört. Draußen auf dem Bürgersteig stieß ich auf Henry Unger. 'Herzlichen Glückwunsch', sagte er. 'Ich habe gehört, dass du unterrichtsfreie Zeit bewilligt bekommen hast.' 'Schönes Wetter', erwiderte ich. 'Sicher an die fünfundzwanzig Grad, oder was meinst du?' 'Ich verstehe', sagte Henry. 'Du willst nicht darüber reden. Gehst du auf Reisen?' Er deutete auf meine Tasche. Ich nickte. Registrierte, dass er ein Pflaster am Hals hatte, schräg unter dem rechten Ohr, und fragte mich, ob er vielleicht wieder mit irgendeinem Liebhaber Streit gehabt hatte. Henry war auf seine alten Tage homosexuell geworden, hatte aber bis jetzt noch nicht die richtige Harmonie und Sicherheit in seinem Liebesleben gefunden. Aber vielleicht ist es auch gar nicht das, was er will, dachte ich, als ich ihn in den Bus steigen sah, der in die Vororte fuhr. Lieber ein wenig Blut und Feuer und die Erinnerung daran, dass man immer noch am Leben ist. Ich kann nicht leugnen, dass ich ihn in dieser Hinsicht verstehe. Ansonsten trafen seine Vermutungen ins Schwarze. Sowohl, dass ich unterrichtsfreie Zeit bewilligt bekommen hatte, als auch, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Das lag natürlich in der Natur der Sache. Die zehn so genannten Freistellungen waren von unseren vorausschauenden Kommunalpolitikern vor einigen Jahren eingerichtet worden, doch ihre genaue Zielrichtung lag ein wenig im Dunkeln. Aus pädagogischen, aber auch praktischen Gründen. Die Formulierungen waren alles in allem vage gehalten - aller Wahrscheinlichkeit nach, um den geschätzten Betroffenen die Möglichkeit zu geben, von Fall zu Fall zu entscheiden. Sich zu bewerben, war auf jeden Fall allen freigestellt, die seit mindestens zehn Jahren als Lehrer in der Kommune arbeiteten, man behielt sein Gehalt und brauchte nicht zu unterrichten oder auch nur an irgendeiner Form von schulischer Arbeit teilzunehmen. Aber höchstens ein Jahr lang, so lautete die Abmachung. Das Ganze konnte sowohl als eine Art Belohnung nach langen treuen Diensten gesehen werden - ein freies Jahr in der Mitte des Lebens - als auch als eine Möglichkeit, einem müden, ausgebrannten Pädagogen die Möglichkeit zu geben, wieder zu Kräften zu kommen. Nach Ansicht einiger Leute gab die Freistellung Schulleitern auch die Möglichkeit - zumindest zeitweise -, hoffnungslose Lehrer loszuwerden. Solche, von denen es immer dreizehn in jedem Dutzend gibt und die mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Aus welchem Grund genau ich meinen Antrag im März eingereicht hatte - und aus welchem Grund ich einer der Auserwählten unter Hunderten von Bewerbern wurde: das war nichts, worüber ich weiter nachzudenken gedachte. Nicht einmal abwägen wollte ich es, jedenfalls nicht an so einem Tag, aber auf jeden Fall kannte ich Henry Unger lange genug, um zu wissen, dass er es nicht böse meinte. Sicher hatte er auch sein Päckchen zu tragen. Pflaster am Hals und was es da sonst noch so gab. Das war kein Tag, um sich tiefer in diese Dinge zu vergraben. Ich schaute auf die Uhr. Mein Zug sollte in zwanzig Minuten fahren. Ich packte meine Tasche und ging weiter in Richtung Bahnhof. Meine Ehefrau heißt Leseprobe

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