Beschreibung
Nicht viele Dichter verfügen über die visionäre Bravour und Tiefgründigkeit, den Farb- und Formenreichtum, wie sie die kubanische Lyrikerin María Elena Blanco in Sobresalto al vacío entfaltet. Abseits der vielfältigen Tendenzen und Schulen von Lezamas Barock bis zu Nicanor Parras Antipoesie, die während der letzten Jahrzehnte die spanischsprachige Dichtung geprägt haben - Richtungen und Schulen, die María Elena Blanco ironisch als "Jenseitskanon" bezeichnet -, erfi ndet sie diese gleichzeitig neu in Textanordnungen, wo die Echos, inneren Resonanzen, Kontrapunkte eine Virtuosität erreichen, die ans Meisterliche grenzt, ohne je in die Falle der Abstraktion zu tappen. Im Gegenteil, es handelt sich um eine Poesie, die randvoll ist mit den Fakten der Wirklichkeit, dem Blut der Dinge und Geschehnisse. Die Lyrik María Elena Blancos bewegt sich auf verschiedenen physischen und geistigen Schauplätzen, wo sich die Sehnsucht, die Geschichte, die Kultur, die Sprachen verfl echten und ihre Grenzen verwischen. Das in sieben Teile gegliederte Werk ist eine bewegende Elegie an verlorene Orte und Menschen, Begegnungen mit Personen und Regionen, die der Geschichte oder dem Vergessen anheimfielen: Städte, Grabstätten, Havanna, Österreich, die erotischen Tempel von Khajuraho in Indien, die Brände Valparaísos. Sie alle erscheinen kraft der Sprache, als würden sie von Neuem geboren, strahlend und den Worten verbunden, die sie beschwören. Sobresalto al vacío ist das essenzielle Buch einer essenziellen Autorin, eine Lektion in Dichtung und Menschlichkeit. - Raúl Zurita
Autorenportrait
María Elena Blanco: (Havanna, Kuba, 1947). Dichterin, Essayistin, literarische Übersetzerin. Grundschule und Gymnasium in Havanna. Romanistikstudium in New York und Paris. Von 1983 bis 2007 Übersetzerin der Vereinten Nationen, seither Freelancerin. Lebt in Wien, mit regelmäßigen Aufenthalten in Chile und Spanien. Zahlreiche Lyrikbände. Zuletzt: Escrito en lenguas (Santiago de Chile, 2015); Devoraciones. Ensayos de período especial (Leiden, 2015). Zuletzt bei Wieser: Wilde Lohe (Klagenfurt/Celovec, 2007, Übersetzung). Übersetzte u. a. Marie-Thérèse Kerschbaumer, Gerhard Kofler, Heidi Pataki ins Spanische. Wolfgang Ratz: geboren in Bilbao, Spanien 1959. Lebt und arbeitet in Wien und Cali (Kolumbien). 1977-1980 Studium der Malerei und Grafik bei Prof. Unger (Hochschule für angewandte Kunst). Autor, Liedermacher und literarischer Übersetzer. Mitbegründer von "Lateinamerikanische Autor/inn/en in Österreich ALA". Mitglied von ÖSV (Österr. Schriftstellerverband), GAV und Podium.