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Nanny wider Willen

Erschienen am 12.06.2020
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783966986137
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.9 x 19 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

EXTRAKT: Die löchrige Gummimatte war sicher ein fantastischer Fußabtreter, jedoch meinen High Heels feindlich gesinnt. Und so blieb ich mit dem Absatz hängen, stolperte aus dem Karussell in die Halle, direkt auf einen Mann zu, der mir seinen angebissenen Krapfen auf die Bluse drückte. Nein, nicht irgendwohin, sondern genau zwischen die Brüste. Mit dem einen Arm hielt er mich um die Taille fest, mit der freien Hand versuchte er, Krümel und Marmelade zu entfernen. Den Blick starr auf diese fremde Hand gerichtet, begriff das Gehirn endlich das Desaster und plötzlich rann mir die Wimperntusche mit Tränen vermischt über die Wangen. Meine Augen waren auf einen Kehlkopf und einen hellblauen Hemdkragen gerichtet. ,Keine Krawatte' notierte ich ebenso wie das kurze Erstarren des männlichen Körpers. Fühlt sich angenehm an, lispelte die Hexe in meinem Kopf. 'Sie haben vermutlich einen Termin im Haus. Bei wem?' fragte mich eine Stimme von oben, zeitgleich zog mich der Mann zu einer Sitzgarnitur, drückte mich nach unten. 'Bei Dr. Bernhard um neun. Vorstellungsgespräch.' flüsterte ich weinerlich. Er verschwand kommentarlos quer durch die Halle, sprach kurz mit der Angestellten am Empfangstresen. Das nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, auch wenn ich immer noch beschämt zu Boden blickte. 'Alles in Ordnung, Sie haben noch genügend Zeit. Die Sekretärin hat ihren Termin auf Viertel nach verschoben.' sagte er und reichte mir ein Taschentuch. Ich griff danach, wischte mir die Tränen ab und sah auf Mein Magen zog sich zusammen, die Atemluft wurde dünn. Grüne Augen, tiefgründig wie ein Bergsee, lächelten, umrahmt von feinen Fältchen. Schwarze Locken fielen ihm ins Gesicht. Und dann war noch dieser Mund. Volle Lippen, flötete die Hexe, perfekt zum Küssen. Halt endlich den Mund, keifte ich zurück. Trotzdem glitt mein Blick über den durchtrainierten Körper hinab und landete auf der Mappe und der Tasche, die vor mir auf dem niederen Glastisch lagen. 'Wo ist die Toilette?', stotterte ich, stand wortlos auf und lief in die angedeutete Richtung. Mappe und Tasche landeten auf der marmornen Ablage neben dem Waschtisch, dann hob ich endlich den Kopf und sah in den Spiegel. Schwarz verschmierte Wangen, gerötete Augen und ein blasser Mund starrten mir entgegen. Eine aschblonde Strähne hatte sich aus dem Haarknoten gelöst, fiel wellig bis zur Schulter. Die Haare musste ich vergessen. Ohne Bibis Hilfe brachte ich nichts anderes zustande als einen Pferdeschwanz. Doch konnte ich das Gesicht restaurieren, den Lippenstift und ein Lächeln auflegen. Zum Glück hatte ich das Seidentuch gekauft, das ich jetzt um den Hals legte und zur Schleife band. Dann zog ich die Fersenriemchen der Sandalen hoch, griff nach Tasche und Mappe und verließ den Waschraum. Niemals würde ich mich bei dem Typen bedanken. Wofür auch? Für den klebrigen Fleck auf meiner Bluse? Im Vorbeigehen würde ich nur majestätisch den Kopf neigen und ein ,Danke' hauchen. Doch dazu kam es nicht. Die Halle war menschenleer, bis auf die Dame an der Rezeption. Die hatte einen Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt, quasselte und schrieb nebenbei auf einen Notizblock. Die andere Hand hielt sie offen mit drei erhobenen Fingern hoch, deutete auf den Lift und lächelte. Die ist wirklich multitaskingfähig, dachte ich, und drückte auf den schwarz-silbernen Knopf, um den Aufzug zu rufen. Chefetage. Das sah man am Kokosläufer im Korridor, der jeden Schritt verschluckte, und den Yuccapalmen, die neben den abgehenden Türen standen. Aus dem einzigen offenen Raum hörte ich eine Stimme, ging darauf zu. Die Frau unbestimmten Alters hinter dem überdimensionierten Schreibtisch sah mich emotionslos an, zog eine Augenbraue hoch und musterte mich rasch von Kopf bis Fuß. 'Frau Winter?', flötete sie. 'Jetzt müssen Sie warten, setzen Sie sich.' Mit einer knappen Handbewegung deutete sie nach rechts. Ich nahm Platz, legte Mappe und Tasche auf den Schoß. Die hat was gegen mich, überlegte ich und starrte fa

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Autorenportrait

Lisa Torberg ist das typische Resultat der Beziehung zweier Menschen verschiedener Kulturen: polyglott und nirgends wirklich daheim. Oder eben überall. Die Autorin lebt teils in ihrer italienischen Heimat, teils in London, der Heimatstadt ihrer Mutter. Sie vertritt die These der ungeschminkten Wahrheit, liebt das Leben an der frischen Luft, die Berge, das Meer. Allerdings nur im Winter oder wenn sie an Bord eines Segelschiffs ist, und nicht, wenn sie wie eine Sardine am Strand liegen muss. Lisa Torberg lebt und schreibt nach der Devise: Die Liebe ist das einzige Spiel, bei dem es zwei Verlierer geben kann. Oder zwei Gewinner. Unter dem Pseudonym Monica Bellini schreibt sie prickelnde, sinnliche Liebesromane.

Leseprobe

EXTRAKT: Die löchrige Gummimatte war sicher ein fantastischer Fußabtreter, jedoch meinen High Heels feindlich gesinnt. Und so blieb ich mit dem Absatz hängen, stolperte aus dem Karussell in die Halle, direkt auf einen Mann zu, der mir seinen angebissenen Krapfen auf die Bluse drückte. Nein, nicht irgendwohin, sondern genau zwischen die Brüste. Mit dem einen Arm hielt er mich um die Taille fest, mit der freien Hand versuchte er, Krümel und Marmelade zu entfernen. Den Blick starr auf diese fremde Hand gerichtet, begriff das Gehirn endlich das Desaster und plötzlich rann mir die Wimperntusche mit Tränen vermischt über die Wangen. Meine Augen waren auf einen Kehlkopf und einen hellblauen Hemdkragen gerichtet. Keine Krawatte notierte ich ebenso wie das kurze Erstarren des männlichen Körpers. Fühlt sich angenehm an, lispelte die Hexe in meinem Kopf. 'Sie haben vermutlich einen Termin im Haus. Bei wem?' fragte mich eine Stimme von oben, zeitgleich zog mich der Mann zu einer Sitzgarnitur, drückte mich nach unten. 'Bei Dr. Bernhard um neun. Vorstellungsgespräch.' flüsterte ich weinerlich. Er verschwand kommentarlos quer durch die Halle, sprach kurz mit der Angestellten am Empfangstresen. Das nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, auch wenn ich immer noch beschämt zu Boden blickte. 'Alles in Ordnung, Sie haben noch genügend Zeit. Die Sekretärin hat ihren Termin auf Viertel nach verschoben.' sagte er und reichte mir ein Taschentuch. Ich griff danach, wischte mir die Tränen ab und sah auf Mein Magen zog sich zusammen, die Atemluft wurde dünn. Grüne Augen, tiefgründig wie ein Bergsee, lächelten, umrahmt von feinen Fältchen. Schwarze Locken fielen ihm ins Gesicht. Und dann war noch dieser Mund. Volle Lippen, flötete die Hexe, perfekt zum Küssen. Halt endlich den Mund, keifte ich zurück. Trotzdem glitt mein Blick über den durchtrainierten Körper hinab und landete auf der Mappe und der Tasche, die vor mir auf dem niederen Glastisch lagen. 'Wo ist die Toilette?', stotterte ich, stand wortlos auf und lief in die angedeutete Richtung. Mappe und Tasche landeten auf der marmornen Ablage neben dem Waschtisch, dann hob ich endlich den Kopf und sah in den Spiegel. Schwarz verschmierte Wangen, gerötete Augen und ein blasser Mund starrten mir entgegen. Eine aschblonde Strähne hatte sich aus dem Haarknoten gelöst, fiel wellig bis zur Schulter. Die Haare musste ich vergessen. Ohne Bibis Hilfe brachte ich nichts anderes zustande als einen Pferdeschwanz. Doch konnte ich das Gesicht restaurieren, den Lippenstift und ein Lächeln auflegen. Zum Glück hatte ich das Seidentuch gekauft, das ich jetzt um den Hals legte und zur Schleife band. Dann zog ich die Fersenriemchen der Sandalen hoch, griff nach Tasche und Mappe und verließ den Waschraum. Niemals würde ich mich bei dem Typen bedanken. Wofür auch? Für den klebrigen Fleck auf meiner Bluse? Im Vorbeigehen würde ich nur majestätisch den Kopf neigen und ein Danke hauchen. Doch dazu kam es nicht. Die Halle war menschenleer, bis auf die Dame an der Rezeption. Die hatte einen Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt, quasselte und schrieb nebenbei auf einen Notizblock. Die andere Hand hielt sie offen mit drei erhobenen Fingern hoch, deutete auf den Lift und lächelte. Die ist wirklich multitaskingfähig, dachte ich, und drückte auf den schwarz-silbernen Knopf, um den Aufzug zu rufen. Chefetage. Das sah man am Kokosläufer im Korridor, der jeden Schritt verschluckte, und den Yuccapalmen, die neben den abgehenden Türen standen. Aus dem einzigen offenen Raum hörte ich eine Stimme, ging darauf zu. Die Frau unbestimmten Alters hinter dem überdimensionierten Schreibtisch sah mich emotionslos an, zog eine Augenbraue hoch und musterte mich rasch von Kopf bis Fuß. 'Frau Winter?', flötete sie. 'Jetzt müssen Sie warten, setzen Sie sich.' Mit einer knappen Handbewegung deutete sie nach rechts. Ich nahm Platz, legte Mappe und Tasche auf den Schoß. Die hat was gegen mich, überlegte ich und starrte fasziniert auf die knallrote, strassbesetzte Brille, den einzig farbigen Akzent im Zimmer. Außerdem sieht sie aus wie das Fräulein Rottenmeier, dachte ich, unterdrückte ein Grinsen und sah zur Wand auf die gerahmte Lithografie einer Landschaft. Perfekt, würde Bibi sagen. Sie arbeitete seit zwei Jahren als Fotografin für einen Möbelhersteller, der seine Produkte rigoros in Grautönen anpries, was den Geschmack meiner Freundin beeinflusst hatte. Glücklicherweise hat sie das heutige Outfit ausgesucht, fantasierte ich, sie muss diese Farblosigkeit geahnt haben. Das sanfte Klingeln des Telefons unterbrach die Stille, Pfauenauge nahm ab, lauschte, legte kommentarlos auf. 'Kommen Sie, der Chef ist jetzt frei.'. Sie erhob sich majestätisch, stakste um ihren Tisch herum und öffnete die Tür zum Chefzimmer. Sie ließ mich vorbei, schloss wortlos hinter mir. Das Zimmer war immens, der Schreibtisch Meter von mir entfernt. Ich sah niemanden, der hohe Chefsessel stand zur rückwärtigen Wand gedreht. Mit kalt schwitzenden Händen umklammerte ich die Mappe mit den Bewerbungsunterlagen. Zur Salzsäule erstarrt wartete ich auf ein Zeichen. Langsam drehte sich der Stuhl. Meine Knie wurden weich, dann verdunkelte ein schwarzer Schleier mein Bewusstsein.