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Die Lady von Bolton Hill

Erschienen am 15.02.2019
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963620447
Sprache: Deutsch
Umfang: 234 S.
Format (T/L/B): 2 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Baltimore, 1867: Ohne ihre gemeinsame Begeisterung für die Musik hätten sich die wohlhabende Clara Endicott und der aus ärm- lichen Verhältnissen stammende Daniel nie kennengelernt. Aber so verbindet sie eine innige Jugendfreundschaft - bis ihre Wege sich gegen ihren Willen trennen. Als sie sich 12 Jahre später wiederbegegnen, entfacht die innige Verbundenheit, die einst zwischen ihnen bestand, eine Liebe, die keiner von ihnen für möglich hielt. Aber es gibt so viel Trennendes zwischen ihnen: Clara ist inzwischen eine couragierte Journalistin und setzt sich aus christlicher Überzeugung für die Rechte der Arbeiter ein. Daniel hat sich aus eigener Kraft als Eisenbahnmogul ein Imperium aufgebaut. Die Frage nach Gott und die Rechte seiner Angestellten kümmern ihn wenig. Beide kämpfen für ihre Überzeugungen. Können sie einen Weg zueinander finden?

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Autorenportrait

Elizabeth Camden studierte Geschichte und Bibliothekswissenschaft. Heute ist sie als Professorin für Bibliothekswesen tätig. Ihre Romane schreibt sie in ihrer freien Zeit. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in Florida.

Leseprobe

Kapitel 1 London, 1879 Zwölf Jahre später Das metallische Klacken des Schlosses ließ Clara aufschrecken. Auch die anderen beiden Frauen in der Zelle rührten sich. Besuch um diese Uhrzeit war ungewöhnlich. Clara war sofort auf den Beinen, während ihre Mitinsassen auf ihren Pritschen liegen blieben. Nellie und Rosina hatten ihr Urteil längst bekommen und saßen ihre Strafen ab, während Claras Fall immer noch seinen Weg durch die Mühlen des Rechtssystems suchte. Seit mehreren Wochen wartete sie nun schon auf ihr Urteil, und ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen und zu beten. Mit guten Nachrichten rechnete sie nicht. Schließlich konnte sie ihre Unschuld nicht beweisen. Üble Nachrede, so lautete die Anklage, und ihr ganzes Beweismaterial, das sie beim Belauschen der Minenbesitzer und beim Beobachten der Vorgänge in den Kohleminen gesammelt hatte, war zerstört worden. Die Tür der Zelle ging auf und gab den Blick auf die grobe Gestalt von Mr Loomis frei, dem Wärter. Er zeigte auf Clara. "Mitkommen", knurrte er. "Und die Sachen können Sie auch gleich mitnehmen. Sie kommen nicht zurück." Clara wurde blass. So schrecklich diese Zelle war, der Gedanke an eine Versetzung machte ihr noch größere Angst. Würden sie sie aus London verbannen? Hier hatte sie wenigstens einige Verbündete, die ihre Sache unterstützten. Wenn sie auf eine der Gefängnisinseln gebracht werden würde, wäre sie endgültig vom Rest der Welt abgeschnitten. Ängstlich schoss ihr Blick durch die kleine Zelle. Nellie und Rosina waren ihr einziger Halt. Clara umklammerte Nellies Hand, Rosina legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. Claras Herz schlug ihr bis zum Hals. "Wohin komme ich denn?", fragte sie Mr Loomis. "Der Richter hat das Urteil gesprochen. Schuldig. Jetzt wird's Zeit, die Zeche zu zahlen." Claras letztes Fünkchen Hoffnung erlosch. Einen Monat lang hatte sie insgeheim gehofft, dass der Kläger auf wundersame Weise seine Meinung änderte oder weitere Beweise auftauchten, die die Strafe mildern würden. Clara verspürte eigenartigerweise keinerlei Drang zu weinen oder wegzulaufen. Wie eine nasse, schwere Decke legte sich die Hoffnungslosigkeit auf sie und zwang sie in die Knie. Nellie drückte ihr die Hand. "Mach dir keine Sorgen, Clara. Das Urteil fällt bestimmt milde aus, weil du Amerikanerin bist." "Darauf würde ich mich nicht verlassen", knurrte Mr Loomis. "Das macht die Tat nur noch abscheulicher." Mr Loomis hatte recht. Ihre Artikel in der London Times hätten in jedem Fall für eine Welle der Empörung gesorgt, aber weil sie von einer Außenstehenden stammten, waren die Beschimpfungen besonders heftig. "Glaub ihm kein Wort", flüsterte ihr Nellie zu. "Du bist schneller draußen, als du glaubst. Hab keine Angst." Clara zwang sich zu einem Lächeln. "Ich weiß. Das wird schon werden", sagte sie, konnte aber keiner der beiden Frauen in die Augen sehen. Sie richtete sich auf und reckte das Kinn nach vorn. "Also schön. Es wäre wohl schlechtes Benehmen, wenn ich zu meiner eigenen Urteilsverkündung zu spät komme." "Vergiss dein Kissen nicht", meinte Rosina und gab ihr den zusammengerollten Mantel, den Clara am Abend ihrer Verhaftung getragen hatte. Rosina gehörte eigentlich in die Schule, nicht als Prostituierte auf die Straße, und doch konnte Clara nicht anders, als ihre liebenswürdige Art zu mögen. "Danke", erwiderte Clara und zog mit zitternden Händen den Mantel an. Einen Monat lang hatte er ihr als Kissen, als Fußwärmer und sogar als improvisierte Waffe gegen Mäuse gedient, und trotzdem hatte er seinen eleganten Schnitt behalten. "Machs gut, Kleines", sagte Rosina und umarmte Clara. "War schön, dich als Zellengenossin gehabt zu haben. Auch wenn du bei jeder kleinen Maus einen halben Herzinfarkt gekriegt hast. So eine Heidenangst vor diesen Tierchen, das habe ich noch nie erlebt." Clara kämpfte gegen die Verzweiflung an, die sie übermannen wollte. Warum war es auf einmal so schwer, die fensterlose Zelle zu verlassen? "Versprich mir, dass du zur