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Die Stille verschieben

Erschienen am 05.09.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783960542988
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 21.3 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In ihrem letzten Buch reflektiert Etel Adnan in knappen poetischen Prosatexten ihr langes Leben, den Prozess des Alterns und das Wissen um ihren eigenen nahen Tod. Das Persönliche wird kontinuierlich nach außen projiziert und zurückgespiegelt im Nachdenken über Klimakatastrophen, anhaltende Kriege, über winzige Dinge des Alltags ebenso wie über die Aussicht auf Marsmissionen. Etel Adnan blickt aus ihrem Fenster in der Bretagne auf den Ozean: ein ergreifendes, mitunter auch schmerzliches Wechselspiel zwischen dem inneren Empfinden und dem kosmischen Raum. 'Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.' Corinna Harfouch

Autorenportrait

Etel Adnan (1925-2021) war eine wahre Kosmopolitin: In Beirut Tochter einer christlichen Griechin und eines muslimischen Syrers geboren, lebte sie im Libanon, Paris und Kalifornien. Ihren künstlerischen Durchbruch erlebte sie 2012 auf der dOCUMENTA (13), seitdem sind ihre Bilder weltweit in den wichtigsten Museen und Galerien zu sehen. 2021 wurde ihr der Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg verliehen. Parallel zu ihrem bildnerischen Werk hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht. Zuletzt erschienen in der Edition Nautilus 'Zeit' (2021) und der große Band 'Sturm ohne Wind' mit Gedichten, Prosa, Essays und Gesprächen, herausgegeben 2019 von Hanna Mittelstädt und Klaudia Ruschkowski. Am 14. November 2021 ist Etel Adnan im Alter von 96 Jahren in Paris verstorben. Klaudia Ruschkowski ist Autorin, Dramaturgin, Kuratorin, Herausgeberin und Übersetzerin aus dem Italienischen und Englischen und hat seit 1997 mit Etel Adnan zusammengearbeitet. Sie lebt in Italien und Berlin.

Leseprobe

Jetzt streunen finstere Tiere durch den Wald, du könntest sie beruhren. Eine seltsame Schläfrigkeit ergreift dich, wenn die Schatten wachsen. Dann schlägt das Herz in einem anderen Takt. Du willst die Blätter beruhren, jeden Baum eindringlich betrachten. Die Nacht bricht herein, schon mude, schon nackt. Die Zukunft misst nicht länger als diese Allee. Und Fragen fallen und schlagen fehl. Aber durch eine schmale Rinne gehen, feststellen, dass Ebbe ist, beobachten, wie kleine Enten abends ihrer Mutter folgen auf der Suche nach Futter, ist ein sicherer Weg zu etwas wie Erleuchtung.