Beschreibung
In den Wäldern der Regionen Brandenburg, Harz und Riesengebirge finden sich an vielen Orten Klinikruinen. Dabei handelt es sich in erster Linie um ehemalige Lungenheilstätten, die daran erinnern, dass die Volksseuche Tuberkulose und das Bemühen um ihre Beherrschung einmal eine große Bedeutung hatten. Ein Durchbruch in der Bekämpfung der Krankheit, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als unheilbar galt, wurde erzielt, als der junge Arzt Hermann Bremer 1854 in Görbersdorf (heute Sokolowsko, am Riesengebirge) mit Erfolg die von ihm entwickelte hygienisch-diätetische Behandlungsmethode erprobte. Zunächst kam seine Therapie nur Erkrankten zugute, die den oberen Schichten angehörten und die Kosten für einen Aufenthalt in einem Sanatorium selbst tragen konnten. Erst mit der Einführung der Sozialversicherung wurde die Möglichkeit geschaffen, eine Vielzahl an Heilstätten für Tuberkulöse zu errichten. In Preußen erlangte die "Heilstättenbewegung" in den beiden Jahrzehnten vor und nach 1900 eine besonders große Bedeutung. Mit dem Aufkommen chirurgischer Methoden kurz nach dem Ersten Weltkrieg war die Entwicklung beendet. Es wurden keine traditionellen Heilstätten, sondern nur noch Fachkliniken für Tuberkulose gebaut. Die Arbeit entstand aus der Absicht heraus, eine gewaltige medizinische Anstrengung zur Überwindung einer Volksseuche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Besondere Zielsetzungen des Buches bestehen darin, einen vollständigen Überblick über die ehemaligen Einrichtungen in den (heute teilweise zu Polen gehörenden) Provinzen des ehemaligen Preußens zu bieten und zum anderen einen Einblick in den Patientenalltag und die Behandlungsabläufe in den Tuberkuloseheilstätten zu vermitteln.