Beschreibung
Sengende Sonne am See. Schüsse. Ein Körper klatscht ins Wasser. Mit der Ruhe ist es vorbei. Matthias Holzinger, Bürgermeister einer Chiemsee-Gemeinde, wird am Ufer des Gardasees jäh aus dem Leben gerissen. Die Kommissare aus Verona und Traunstein stoßen auf ein Netz aus Korruption, Immobilienschwindel und Rivalität bei den Opernfestspielen der Arena di Verona. Als die Ermittlungen diesseits und jenseits der Alpen vorankommen, fallen wieder Schüsse. Künstler, Politiker und eine der Musik verfallene Brauerei-Besitzerin - die Gier nach Erfolg, Einfluss und Liebe macht aus ihnen Täter und Opfer zugleich. Ein Krimi, der Blicke hinter die Kulissen der besseren Gesellschaft" wirft. Ein listiges Verwirrspiel in zwei herrlichen Urlaubsregionen - für alle, die schon immer geahnt haben, dass hinter der Idylle Abgründe lauern. Der erste Fall von Commissario Fontanaro und Kommissar Breitwieser erschien 2014 unter dem Titel "Veroneser Finale" bei Rowohlt. Fall 3, "Flucht über den Brenner", ist 2018 in der edition tingeltangel erschienen.
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Autorenportrait
Marta Donato ist Germanistin und Kunsthistorikerin. Sie wurde in München geboren, wo sie heute in einem Medienunternehmen arbeitet. Ihre zweite Heimat ist der Chiemgau. Und ihren Urlaub verbringt sie mit ihrer Familie fast ausschließlich in Italien, einem Land, das wie kein anderes reich ist an Schauplätzen für spannende Romane voller Atmosphäre. Dass es die Autorin versteht, Flair und Thrill meisterlich zu verbinden, wissen auch die deutschen TV-Zuschauer, seit das ZDF ihren (unter dem Pseudonym Cristina Camera erschienenen) Italien-Krimi Die Gärten der Villa Sabrini für das Hauptabendprogramm verfilmte.
Leseprobe
Holzinger betrat seinen Privatsteg und sog den Geruch nach feuchtem, warmem Holz, nach Teer, Moder und Fisch tief ein und fühlte sich dabei nach Wolfing versetzt, an sein Seegrundstück am Chiemsee. Auch dort gehörte sein Besitz zu den teuersten Lagen am See. Mächtig schwoll sein Stolz in der Brust an und ließ ihn leicht schwindlig werden. Vielleicht sollte er doch zurück ins Haus gehen, bevor er sich einen Sonnenstich holte? Doch seine Yacht faszinierte ihn. Und das vertraute Schaben von nassen Tauen, die um die alten Holzpfähle geschlungen waren und das nagelneue Boot am Steg hielten, verstärkte sein Wohlgefühl noch. Es gab ihm die Gewissheit, alles im Leben richtig gemacht zu haben. Das Wasser des Gardasees war an diesem Sonntagnachmittag so unbewegt träge, dass auch die Kanuten zu ihrem Recht kamen. Matthias schüttelte den Kopf, als er in einiger Entfernung zwei Paddler wahrnahm, die den Schilfgürtel passierten, der in den See hineinwuchs. Der Hitzschlag sollte diese Wahnsinnigen treffen! Wer bei dreißig Grad im Schatten unbedingt auf dem See herumschippern musste, dem hatte es doch das Hirn ausgetrocknet! Segeln war gut, Motorbootfahren natürlich besser, aber Kanu oder Kajak! Das war in seinen Augen das Allerletzte. Ein Armeleute-Vergnügen ohne Anspruch! Sie kamen vom Campingplatz von Bardolino. Dort gab es seit vielen Jahren eine Kanuschule, die mehr schlecht als recht betrieben wurde. Höchst überflüssig in seinen Augen. Sein Blick ging hinüber zu seinem Nachbarn Ernesto Rubini. Bei dem alten Herrn schien alles ruhig. Die dunkelgrünen Fensterläden waren geschlossen. Die alte Palme und ihre großen Fächerblätter bewegten sich nur wenig in der lauen Luft. Das Verhältnis zu Rubini war nicht ungetrübt. Der Italiener war kein Freund der Deutschen, die ein Grundstück nach dem anderen am Seeufer aufkauften und Phantasiepreise zahlten, die sich die wenigsten Einheimischen leisten konnten. Matthias hatte ihn einmal gefragt, ob ihm ein reicher Mailänder oder Römer als Nachbar lieber wäre, aber darauf hatte er nur ein unwilliges Gebrumme zur Antwort bekommen. Der gute Rubini war eben nicht allein auf der Welt. Bevor er wieder über den Steg zurück zum Haus ging, beugte er sich zu seinem Motorboot hinab und kontrollierte, ob die Taue auch fest genug um den Pfahl gezogen waren. Erst jetzt entdeckte er eines dieser schmalen, schlanken Kanuboote, das im Schatten seiner Yacht an einem anderen Stegpfahl mit einer windigen Leine befestigt war. Verdammte Kerle! Was hatten diese Paddelfuzzis hier zu suchen? Er griff in seine Hosentasche nach dem Schweizermesser, das er immer bei sich hatte. Die scharfe Klinge würde die Leine wie Butter durchschneiden. Doch er hatte nicht wie üblich die bequemen Jeans an, sondern seine dunkelblaue Sonntagshose. Er musste zurück ins Haus, um das Messer zu holen. Dem Kerl sollte das Lachen vergehen! Er drehte sich energisch zum Ufer um. Nur noch wenige Meter vom Kiesstrand entfernt, legte er die flache Hand an die Stirn, um sich Schatten zu machen und besser sehen zu können. Wo war der Besitzer dieser Nussschale abgeblieben? Mit dem geübten Blick des Jägers suchte er den Strand des Nachbargrundstücks nach Fremden ab. Doch das Gestrüpp zwischen beiden Anwesen war dicht. Holzinger kniff die Augen zusammen und fixierte einen großen Jasminbusch. Wenn er sich nicht sehr täuschte, dann hatte er dort etwas aufblitzen sehen. Doch bevor er sich noch klar darüber wurde, was genau er gesehen hatte, hörte er einen Knall, und fast gleichzeitig traf ihn ein harter Schlag auf die Brust. Verwundert griff er sich an die Stelle und sah, wie das Blut zwischen seinen dicken Fingern hervorquoll. Entsetzt sah er an sich hinunter. Weiter kam er in seinen Überlegungen nicht. Ein weiterer Schlag traf ihn am Kopf und alles um ihn herum wurde schwarz. Matthias Holzinger hörte, spürte und sah nichts mehr, bevor er mit einem lauten Platsch wie ein gefällter Baum vom Steg ins Wasser und auf grobe Steine fiel.