Beschreibung
Die westliche Dominanz in der Weltpolitik geht zu Ende. Der Fluss von Wohlstand und Macht dreht sich von West nach Ost. Eine neue Ära globaler Instabilität zieht herauf. ASIENS STUNDE beschreibt den bestimmenden Trend unserer Zeit: Der wachsende Wohlstand asiatischer Nationen verändert die internationale Machtbalance. Diese Verschiebung gen Osten betrifft die Leben von Menschen auf der ganzen Welt und berührt große Fragen von Krieg und Frieden. Ein aufstrebendes, wenn auch mit Problemen kämpfendes China fordert die amerikanische Vormachtstellung heraus. Aber auch die Ambitionen anderer asiatischer Mächte - darunter Japan, Nordkorea, Indien und Pakistan - haben das Potenzial, die ganze Welt zu erschüttern. Derweil schlägt sich der Westen mit wirtschaftlicher Schwäche und politischem Populismus herum, die arabische Welt kommt nicht zur Ruhe, und Russland sehnt sich danach, den verlorenen Supermacht-Status zurückzuerlangen. Wir stehen an einem historischen Wendepunkt - ASIENS STUNDE hat gerade erst zu schlagen begonnen. Gideon Rachman bietet eine Roadmap für einen turbulenten Prozess, der die internationale Politik im 21. Jahrhundert bestimmen wird.
Autorenportrait
Gideon Rachman wurde 1963 in London geboren und studierte Geschichte in Cambridge. Seine journalistische Karriere begann er beim "BBC World Service". Es folgten 15 Jahre beim internationalen Magazin "The Economist", für das er aus Washington, Bangkok und Brüssel berichtete. Seit 2006 ist er außenpolitischer Chefkommentator der "Financial Times", seine wöchentliche Kolumne erscheint in der Dienstagsausgabe der "FT". 2016 wurde er für seinen Journalismus mit dem Orwell-Preis geehrt. Sein erstes Buch NULLSUMMENWELT erschien auf Deutsch ebenfalls bei Weltkiosk.
Leseprobe
In Zeiten des chinesischen Kaiserreiches wurden Besucher des Hofes oft als "Barbaren" behandelt, von denen man Tributzahlungen an den Kaiser erwartete. Diese Gepflogenheiten spiegeln sich im Umgang der heutigen chinesischen Führung mit dem Rest der Welt wider, wie ich im November 2013 am eigenen Leib erfuhr, als ich als Mitglied einer kleinen westlichen Besuchergruppe von Präsident Xi Jinping in Peking empfangen wurde. Der Gruppe gehörten eine Reihe hochkarätiger Leute an, darunter der frühere britische Premierminister Gordon Brown, Italiens Ex-Regierungschef Mario Monti und ein paar handverlesene Milliardäre aus dem Westen. Doch die Größen aus dem Ausland wurden fast wie eine Schulklasse behandelt. Zunächst wurden wir in einen höhlenartigen Raum in der Großen Halle des Volkes geführt; dann mussten wir uns auf einer Bank aufreihen, in Vorbereitung eines Gruppenfotos mit dem Präsidenten. Nach eine Weile fegte Xi herein und schüttelte ein paar Hände ("Ich habe ihn berührt", japste Francis Fukuyama, der berühmte Politikwissenschafter, in gespielter Ehrfurcht ), um dann für das Foto zu posieren. Ein paar Minuten später begannen die präsidialen Ausführungen. Positioniert im Mittelpunkt eines Bankettsaals vor mit einem gigantischen Wandgemälde der chinesischen Mauer, Kronleuchtern über sich und die westlichen Gäste im Halbkreis vor ihm, begann Präsident Xi mit der Bemerkungen, China sei "eine alte Zivilisation, die auf eine über 5000jährige Geschichte zurückblickt". Das war in gewisser Weise ein Klischee. Doch Chinas Bewusstsein seiner Tausende Jahre alten Historie ist für das Selbstverständnis des Landes fundamental. Es bedeutet auch zwangsläufig, dass China die Vereinigten Staaten als einen Emporkömmling betrachtet - schließlich gibt es das Land gerade einmal 250 Jahre, eine kürzere Zeitspanne, als viele chinesischen Dynastien geherrscht haben.