Beschreibung
Wie literarisch ist die Philosophie in der Wahl ihrer Darstellungsformen? Wie philosophisch ist die Literatur in der ihr eigenen Form der Erkenntnissuche und -vermittlung? Gerade weil Literatur und Philosophie sprachlich verfasste Formen der Weltaneignung und des Weltenentwurfs sind, befinden sie sich in einer ständigen Bewegung zwischen Abgrenzung und Grenzüberschreitung. Wie das Verhältnis von Literatur und Philosophie zueinander gedacht wird, differiert je nach historischem und auch kulturellem Kontext. Dieser Band bindet die Frage nach Formen der Darstellung bzw. der Erkenntnis sowie der wechselseitigen Bedingtheit beider in Literatur und Philosophie deshalb an die unterschiedlichen Diskurse und kulturellen Kontexte zurück, in denen sie sich stellte. Einen wichtigen Bezugspunkt bildet hier die russische Kultur, in der der Literatur lange ein Sonderstatus zukam: Anstelle der dort bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht institutionalisierten Philosophie verhandeln häufig literarische Texte geschichts- und religionsphilosophische Fragen und präsentieren Entwürfe zum Sein des Menschen. Da dabei auch immer wieder das Verhältnis von Formen der Darstellung und der Erkenntnis zur Diskussion steht, ist der russische Beispielfall für die Fragestellung dieses Bandes besonders prägnant. Sie wird in den Beiträgen, die auf eine interdisziplinäre Ringvorlesung an der Universität Tübingen zurückgehen, auch über diesen kulturhistorischen Bezug hinaus anhand vielfältiger Beispiele thematisiert. Mit Beiträgen von Sigrun Bielfeldt, Manfred Frank, Julia Genz, Bernhard Greiner, Rainer Grübel, Catrin Misselhorn, Dieter Thomä, Schamma Schahadat, Irina Wutsdorff
Autorenportrait
Irina Wutsdorff, geb. 1970, Studium der Slavistik, Osteuropäischen Geschichte, Neueren deutschen Literatur und Politologie an der FU Berlin, Promotion an der Universität Potsdam. Seit 2011 Juniorprofessorin für Transkulturelle Ostmitteleuropastudien an der Universität Tübingen. Forschungsschwerpunkte: Interaktion von Literatur und Philosophie in der russischen Kultur, Prager Moderne Catrin Misselhorn, Studium der Philosophie, Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Tübingen und der University of North Carolina at Chapel Hill. Promotion 2003, Habilitation 2010 an der Universität Tübingen. Seither Gast- und Vertretungsprofessuren an den Universitäten HU Berlin, Zürich und Tübingen. Schamma Schahadat, geb. 1961, Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen. Promotion und Habilitation an der Universität Konstanz. Forschungsschwerpunkte: Kulturtheorie, Literatur und Philosophie, Fotografie und Film