Beschreibung
Fritz Mauthner ist ohne Zweifel eine der schillerndsten Gelehrten der Zeit um 1900. Bohemien in Prag und Berlin, Feuilletonist, Theaterkritiker, Schriftsteller, Religions- und Sprachkritiker - Mauthner hatte viele Gesichter. Sein dreibändiges Werk zur Sprachkritik (1901/1902) hat heftige Kontroversen ausgelöst und seinem Autor Berühmtheit in akademischen und außerakademischen Kreisen verschafft. Es lag also nahe, dass Martin Buber ihn als Beiträger für seine Schriftenreihe Die Gesellschaft gewinnen wollte. Die Abhandlung Die Sprache ist im Jahre 1907 in Bubers Reihe als neunter Band erschienen. Die Neuauflage ist um einen umfangreichen Essay des Philosophen Gerald Hartung (Universität Wuppertal) ergänzt, in dem Mauthners Position in den sprach- und kulturtheoretischen Debatten seiner Zeit beleuchtet wird. Mauthner setzt sich kritisch mit grammatischen, psychologischen und kulturgeschichtlichen Theorien der Sprache auseinander. Diesen unterstellt er, dass sie sich nicht befreit haben von einem Glauben an die Substantialität von Sprache, an kategoriale Bestimmung im Sprachgebrauch, an einen "Geist" der Sprache und andere Formen eines Gespensterglaubens. Demgegenüber vertritt Mauthner die radikale Ansicht, dass es nur individuelles Sprechen gibt und allein dieses unsere menschliche Wirklichkeit ausmacht. Im Prozessgeschehen der Sprache, im "Sprachleben" fixieren wir zwar Einheiten, wie beispielsweise ein "Ich" oder ein "Volk", diese sind aber bloße Chimären. Was es gibt, das ist die lebendige, soziale Interaktion, das "Zwischen" den Menschen - darüber hinaus ist nichts. Die aus diesen Überlegungen resultierende Sprachskepsis hat, wie Hartung in seinem Essay darlegt, ihre Spuren hinterlassen in modernen Sprachtheorien, so bei Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Ludwig Wittgenstein.
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