Beschreibung
Dont Pay the Price of Being Nice! Waren Sie als Kind eher nett oder galten Sie als ungezogen? Die Kehrseite des Nettseins ist leider gar nicht nett, sie zeigt sich in Depressionen, einer Neigung zu explosiven Gefühlsäußerungen, Unsicherheit, Ängsten und vielem mehr. In diesem Buch lernen Sie die Grundlagen und den Geist der Mitfühlenden Gewaltfreien Kommunikation kennen, mit deren Hilfe Sie die Erbkrankheit des Nettseins kurieren können. Von einem Dasein als depressiver Fußabtreter oder aggressiver Tyrann begleitet das Buch Sie auf dem Weg zum erfolgreichen und bewussten Vertreter Ihres eigenen - echten - Standpunkts. Es beschreibt die Prinzipien und Werkzeuge, die Sie für die Entwicklung einer selbstverantwortlichen, nicht verurteilenden, klaren und bewussten Ehrlichkeit benötigen. Nettes Totsein ist meiner Meinung nach die Folge jener Erziehung, die notwendig ist, um eine Beherrscherökonomie und eine entsprechende Kultur zu erhalten. - Marshall B. Rosenberg
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Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
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Autorenportrait
Kelly Bryson ist seit mehr als 30 Jahren Familientherapeut. Zwölf Jahre verbrachte er als Mönch in einem Ashram und 20 Jahre war er als Trainer für das Center for Nonviolent Communication tätig.
Leseprobe
Eines der populärsten Disziplinierungsprogramme in amerikanischen Schulen trägt den Namen Assertive Discipline. Es hält Lehrer dazu an, die alte "Gehorche oder leide"-Methode anzuwenden, um ihre Schüler "zur Raison zu bringen". Allerdings wird dabei die Androhung einer Bestrafung verschleiert, indem sie als Entscheidung bezeichnet wird, die das Kind selbst trifft. Beispielsweise heißt es dann: "Du hast die Wahl: Du kannst entweder deine Hausaufgaben machen oder am kommenden Wochenende auf den Ausflug verzichten." Wenn das Kind sich dann dafür entscheidet, angesichts dieser Form von Terror seine Würde zu bewahren, indem es sich weigert, die Hausaufgaben zu erledigen, kann man ihm entgegenhalten, es habe die logische, natürliche Konsequenz, von der Teilnahme am Ausflug ausgeschlossen zu werden, selbst gewählt. Diese Formulierung hilft den Eltern oder Lehrern, den Eindruck abzuwehren, daß sie selbst schlecht sind und Schuld haben, denn sonst würde ihnen klar werden, daß ihr Verhalten nicht den Prinzipien mitfühlender Kommunikation entspricht. Diese hinterlistige Methode ist noch schädlicher als unverhohlenes Bestrafen, denn bei letzterem kann der Bestrafte zumindest gegen den Bestrafenden rebellieren. Die hinterhältige Argumentation der "natürlichen" Konsequenzen jedoch vermittelt dem Kind die unzutreffende und verrückt machende Überzeugung, es habe selbst gewollt, daß es etwas Unangenehmes oder Schmerzhaftes erlebe. Außerdem verfolgen solche Programme erklärtermaßen die Absicht, das Kind wütend auf sich selbst zu machen, weil es eine schlechte Entscheidung getroffen hat. In diesem vernebelnden Spiegelgefecht sind die Kinder immer die "Verursacher", und die Lehrer sind angeblich die Marionetten der von den Kindern selbst getroffenen Entscheidungen. Die Erwachsenen brauchen für ihre Handlungen keine Verantwortung zu übernehmen. Eine andere Zwangsstrategie besteht in der Nutzung von "peer pressure" - Gruppendruck, um Einverständnis zu erzwingen. Beispielsweise sagt eine Lehrerin zu ihrer Klasse, wenn irgend jemand sich schlecht benehme, müßten alle auf ihre Pizza-Party verzichten. Was für eine großartige Methode, Kinder gegeneinander aufzuhetzen! All dies tun Erwachsene, um Kindern zu helfen (Übersetzung: sie zu zwingen), sich "gut" zu benehmen. Aber die Kinder benehmen sich natürlich trotzdem nicht "gut": Sie "werden benommen" - von den Erwachsenen. Wohlmeinende Lehrer und Eltern versuchen, den Kindern beizubringen, motivierte Menschen (Übersetzung: die langweilige oder unliebsame Dinge tun, ohne sich zu fragen, weshalb sie so etwas tun sollen) und verantwortungsvolle Bürger (Übersetzung: konformistische und die Schulordnung gedankenlos akzeptierende Menschen) zu sein. Wenn Schüler im vierten Schuljahr gefragt werden, was es heißt, gut zu sein, antworten über 90 Prozent "ruhig sein". Und wenn Lehrer gefragt werden, was eine erfolgreiche Klasse ausmacht, sagen sie meist: "Der Lehrer ist in der Lage, die Schüler bei der Sache zu halten" (Übersetzung: sie dazu zu bringen, daß sie tun, was ihnen gesagt wird). Wenn Consulting-Unternehmen die Kompetenz von Lehrern beurteilen, sehen sie in dieser von den Lehrern selbst beschriebenen Fähigkeit ein wichtiges Kriterium für das Leistungsvermögen der Betreffenden. Mit anderen Worten: Wenn die Schüler still tun, was ihnen aufgetragen wird, wird der Lehrer als gut beurteilt. Wenn zwanzig bis vierzig Kinder wirklich lernen, ist es meiner Auffassung nach völlig normal, daß es ein wenig laut und chaotisch wird. Andernfalls spielen Kinder nur ein auf Indoktrinierung basierendes nettes Schulspiel, das wenig mit integrierter und nachhaltiger Erziehung zu tun hat. Bestrafungen wie Belohnungen fördern die Konzentration auf ein engstirniges, egozentrisches Interesse an sich selbst, das positive Werte unterminiert.