Beschreibung
Island - Das Fenster zur Elfenwelt. Volkssagen von Elfen, Trollen und anderen übernatürlichen Wesen sind charakteristisch für Island. Bis heute ist der Elfenglaube in Island weit verbreitet und spielt sogar im alltäglichen Leben eine große Rolle. So werden Straßen extra um Elfensiedlungen herumgebaut. Eine der größten Siedlungen befindet sich in Hafnarfjördur, einem Vorort von Reykjavík und Wohnort der Autorin. Brigitte Bjarnason begibt sich auf Spurensuche nach dem huldufólk. Sie erzählt die mündlich überlieferten Geschichten von Begegnungen mit Elfen in Vopnafjördur, Borgarfjördur eystri, Seydisfjördur, Fljótsdalshérad und Hafnarfjördur. Ergänzt werden die Geschichten von genauen Beschreibungen der Schauplätze, historischen Hintergründen und touristischen Informationen. Auf den Spuren von Elfen und Trollen in Island ist für jeden Island-Fan ein reizvoller Weg, die Geheimnisse der isländischen Natur und Kultur zu entdecken.
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Autorenportrait
Brigitte Bjarnason (geb. 1959) wuchs in Hamburg auf und machte dort eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Während eines Austauschjahres 1982/83 lernte sie ihren Mann in Island kennen. Seit 1992 lebt sie auf der Insel, davon mehrere Jahre in den Ostfjorden. In Borgarfjördur eystri, eine der grössten Elfensiedlungen Islands, verbrachte sie knapp zwei Jahre. Seit 2006 wohnt die Autorin in Hafnarfjördur, wo sie in der Stadtbibliothek dicht beim Elfengarten arbeitet. 2011 erschien ihre Kurzgeschichtensammlung Dorsche haben traurige Augen im ACABUS Verlag.
Leseprobe
Festtagsbräuche in Verbindung mit Elfen: Die Isländer sind durch die kalten Winter mit ihren langen, dunklen Tagen, das Nordlicht und das rauhe wechselhafte Wetter besonders empfänglich für den Glauben an Elfen und andere übersinnliche Geschöpfe. Ab dem 12. Dezember kommen die dreizehn isländischen Weihnachtsmänner, Söhne der Trolle Grýla und Leppalúði, einer nach dem anderen aus den Bergen, um menschliche Behausungen aufzusuchen. Geister und Trolle machen auf sich aufmerksam und treiben ihr Unwesen in der Dunkelheit. In der Weihnachts- und Neujahrsnacht wechseln Elfen und Wesen aus dem huldufólk gerne ihre Wohnorte und werden für Menschen sichtbar. Das gilt auch für den 6. Januar (Þrettándinn), wenn die Weihnachtszeit mit großen Feuern verabschiedet wird. Kinder verkleiden sich als Elfen und Trolle, es wird um das Feuer getanzt und gesungen. Um Elfen zu sehen, setzt der Neugierige sich am besten auf eine Wegkreuzung. Da man dem huldufólk auf diese Weise im Weg ist, werden dem Störenfried Schätze und gutes Essen angeboten. Schweigt der Betroffene und bleibt bis zum Tagesanbruch auf seinem Platz, darf er alles behalten. Wird jedoch ein Wort gesprochen, verschwinden die Schätze und er verliert seinen Verstand. Als Beweis für einen solchen Elfenumzug, der in den Westfjorden stattfand, gilt ein Topf aus dem frühen 19. Jahrhundert, den die Elfen wohl zurückgelassen haben. Der Topf ist im Nationalmuseum von Reykjavík ausgestellt. Lange war es auf Island Brauch, Elfen und andere Geschöpfe an Festtagen wie Silvester und Heilig Abend teilnehmen zu lassen. Denn während die Elfen umzogen, konnte es vorkommen, dass sie auf einem Hof vorbeischauten. Die Bäuerin machte vorsichtshalber alles sauber und erleuchtete das Haus außer mit den gebräuchlichen Lebertranlampen mit Kerzenlicht. Anschließend ging sie dreimal um das Gebäude herum und sprach dabei folgenden Satz: Kommen die, die kommen wollen, bleiben die, die bleiben wollen, gehen die, die gehen wollen, ohne mir und den meinen zu schaden. (Komi þeir sem koma vilja, veri þeir sem vera vilja, fari þeir sem fara vilja, mér og mínum að meinlausu.) Auf diese Weise wollten die Menschen die Wesen willkommen heißen, aber gleichzeitig darauf hinweisen, dass das Fest friedlich ablaufen und niemand der menschlichen Bewohner zu Schaden kommen sollte. Gerne brannte mindestens eine Kerze die ganze Nacht lang. Zusätzlich wurde ein wenig Essen für die Elfen an einem versteckten Platz gestellt. Natürlich war das Essen am nächsten Morgen verschwunden. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war es auf dem Hof Egilsstaðir in Ostisland Brauch, den Hof hell zu erleuchten und dann Lichter auf den nahegelegenen Felsen zu verteilen. Damit wollten sich die Bewohner die Freundschaft mit den Elfen erhalten. Die Kerzen sollen immer ausgebrannt sein, egal wie schlecht das Wetter war. Genau wie die Menschen feiert auch das huldufólk seine Festtage. Sie lieben Musik und Tanz und benutzen gerne Bauernhöfe für ihre Tanzfeste, deren Bewohner gerade nicht zu Hause sind. Der 24. Juni (Jónsmessa) gehört, neben der Weihnachts- und Neujahrsnacht und der Nacht des 6. Januars, zu den mit dem Glauben an übersinnliche Kräfte in Verbindung gebrachten, kraftvollsten Nächten. Am längsten Tag des Jahres, wenn die isländische Sonne nicht untergeht, fangen Kühe an zu sprechen, werfen Seehunde ihre Häute ab und entfalten Hexer und Beschwörer ihre Energien. Besondere Steine und Gräser, die in dieser Nacht gesammelt werden und der Tau, in dem man sich nackt wälzen soll, entwickeln Zauberkräfte. Vor Trollen braucht sich in dieser Nacht niemand zu fürchten. Sie schlafen, da sie die Helligkeit meiden. Der Traum von Björg Helgadóttir: Die Hebamme Björg Helgadóttir lebte auf dem Hof Vatnsdalsgerði in Vopnafjörður. Eines Tages wurde sie zu einer Frau auf dem Hof Fremra-Nýpi gerufen. Während ihrer Abwesenheit sprachen ihre daheimgebliebenen Kinder über das huldufólk. Ihr ältester Sohn, Jakob, behauptete, es gäbe kein huldufólk und wenn doch, wäre es bestimmt böse. Der Cousin Jakobs, Bergur genannt, und die jüngeren Geschwister widersprachen dieser Behauptung heftig. Als Björg am nächsten Tag nach Hause kam, wendete sie sich an Jakob und sagte ihm, dass es sehr unvorsichtig von ihm gewesen sei, so schlecht über Wesen zu sprechen, die ihm unbekannt waren. Der Junge fragte überrascht, wieso sie von dem Gespräch wusste. Björg antwortete, das ihr der Inhalt des Gespräches bekannt sei. Jakob wollte mehr erfahren und da er versprach, nie wieder schlecht von dem huldufólk zu sprechen, erzählte Björg ihm von ihrem Traum: In meinem Traum stand ich erst auf dem Vorplatz von Fremra-Nýpi. Dann ging ich einen steilen Berghang hinauf. Plötzlich sah ich einen Mann in einer Haustür stehen. Als er in das Haus hineinging, folgte ich ihm bis in die Küche. Dort saß eine Frau auf einem Stuhl. Zwei Jungen mit blonden Haaren standen neben ihr. Ich glaube, diese Leute hatten nur ein Nasenloch, einen runden Mund und große dunkle Augen. Trotz ihres befremdlichen Aussehens schienen sie mir gut gesinnt zu sein. Nachdem ich diese Wesen begrüßt hatte, fragte ich, wer sie seien. Wir sind Wesen aus dem huldufólk, sprachen sie, obwohl dein Sohn Jakob meint, es gäbe uns nicht und behauptet, wir wären von böser Natur. Hat Jakob das gesagt?, fragte ich. Ja, antwortete der Mann, er unterhielt sich heute Abend darüber mit Bergur und seinen Geschwistern. Aber er sollte so etwas nie wieder tun, denn obwohl wir uns nicht dafür rächen, werden dies vielleicht andere Wesen tun. Dann fragte ich, ob es auch noch andere Arten vom huldufólk gibt, und er antwortete, es gäbe hvítálfar (weiße Elfen), bláálfar (blaue Elfen) und rauðálfar (rote Elfen) und die zuletzt genannten wären am rachlustigsten. Danach bat mich der Huldumann, darauf zu achten, dass meine Kinder nicht schlecht über das huldufólk sprechen. Ich versprach es ihm. Dich, Jakob, wolle er nicht für deine schlechten Worte bestrafen. Daraufhin verabschiedete ich mich und ging fort. Kurz danach erwachte ich. * aufgeschrieben von Þorsteinn M. Jónsson, erzählt von Anna Sveinsdóttir, der Tochter von Björg, 1894