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111 Gründe, Wien zu hassen

Die Stadt so, wie sie wirklich ist

Erschienen am 26.10.2016
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862656080
Sprache: Deutsch
Umfang: 232 S.
Format (T/L/B): 2 x 19 x 12.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wien gilt als Geburtsort des Schnitzels, Wiege der Hochkultur und Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Das klingt so weit ziemlich sensationell, bis man die eine Sache tut, die Wiener am wenigsten ausstehen können: nämlich ihre Postkarten-Idylle hinterfragen. Dann bemerkt man ziemlich rasch, dass das Schnitzel eigentlich aus Mailand kommt, die Hochkultur hier nur noch im Museum existiert und die Daten zur Lebensqualität von einem Personalunternehmen erhoben werden, das alljährlich gut situierte Auslandsmitarbeiter befragt, in welcher Stadt man sich mit viel Taschengeld am besten vor der rauen Realität des 21. Jahrhunderts verstecken kann. Das klingt zwar weitaus weniger sensationell, beschreibt aber viel besser, was Wien wirklich ist: nämlich ein Ort des charmanten, walzertanzenden Selbstbetrugs und der mondänen Verlogenheit. Hinter jedem »Küss die Hand« lauert ein »Heast, Gschissener«, hinter jedem Minderwertigkeitskomplex ein bisschen Größenwahn - und hinter jeder Ecke ein Haufen Hundekot.

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Autorenportrait

MARKUS LUST, * 1982, ist Chefredakteur von VICE Österreich. Er lebt seit 15 Jahren in Wien, was für manche ein Leben und für geborene Wiener natürlich nicht lang genug ist. Unter anderem veröffentlichte Lust bereits mehrere internationale Artikel zu Wien. Zuletzt widmete ihm die Washington Post einen guten Teil ihres Wien-Porträts.

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Wien ist eine Theaterstadt. Und damit meine ich nicht, dass es die Heimat des Burgtheaters ist, wo Thomas Bernhards berühmtes Stück »Heldenplatz« uraufgeführt wurde und für einen Skandal sorgte. Ich meine, dass Wien eine einzige große Bühne ist, deren Bewohner alle zum Ensemble gehören: Nichts ist echt, alles ist Drama, keiner räuspert sich zu laut, jeder hat einen Platz hinter den Kulissen, von wo aus man dem Publikum aus Touristen und »Zugereisten« genüsslich dabei zusehen kann, wie es in die Falle tappt. Und Fallen gibt es hier überall. In der Sprache, von der die Wiener gerne mit kokaingleicher Realitätsverweigerung behaupten, es wäre Hochdeutsch; in den Kaffeehäusern, die eigentlich nur noch Las-Vegas-Karikaturen ihrer selbst sind; und auch in den Sehenswürdigkeiten, die vor perversen Details (an der Fassade des Stephansdoms) und optischen Täuschungen (in der Form des österreichischen Parlaments) nur so strotzen. Kommen Sie, schauen Sie, und bitte gehen Sie danach auch wieder. Markus Lust Leseprobe
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