Beschreibung
Die Idee Europa wurde seit der frühen Neuzeit von Juden in diesem Teil der Erde vorweggenommen. Jüdische Existenz war geprägt von überregionalen Netzwerken und Erfahrungen, von kulturellem wie wirtschaftlichem, politischem wie philosophischem Austausch quer durch den Kontinent. Der Katalog zur Ausstellung stellt diese Geschichte anhand herausragender und pointierter Objekte aus privaten und öffentlichen Sammlungen dar. Fokus des Narrativs ist das Habsburger Reich. Die über 400 jüdischen Gemeinden, die es auf dem Gebiet des Reiches gab, spiegeln die Dimensionen seiner Vielfalt wider. Die Angehörigen dieser Gemeinden waren alles andere als homogen. Sie bestanden aus Frommen und Aufgeklärten, aus ländlichen und urbanen Juden, aus Armen und Reichen, aus Traditionalisten und Kämpfern für Gleichheit und Recht, aus Feministinnen und Utopisten. Aber sie alle hatten einen europäischen Horizont. Aus all diesen Spannungen ergibt sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs das facettenreiche Bild einer transnationalen Gesellschaft, die als Realität an ihren Widersprüchen gescheitert ist und zugleich ein utopisches Potential in gegenwärtigen Debatten um die Zukunft Europas verkörpert. Das Buch begleitet die gleichnamige Ausstellung, die vom 23.3.2014 bis 5.10.2014 im Jüdischen Museum Hohenems gezeigt wird.
Autorenportrait
Felicitas Heimann-Jelinek, Studium der Judaistik und Kunstgeschichte; war Chefkuratorin des Jüdischen Museums Wien; seit 2011 freischaffende Kuratorin, Forscherin und Consultant für Museen, als Universitätslektorin mit den Schwerpunkten Jüdische Kunst und Museologie. Michaela Feurstein-Prasser, Studium der Romanistik und Geschichte, war Mitarbeiterin und Kuratorin im Jüdischen Museum Wien. Seit 2011 freie Kuratorin und Kulturvermittlerin in Wien.