Beschreibung
Kommunikation ist die Basis, die unsere Gesellschaft zusammenhält und Medien bestimmen den Modus gesellschaftlicher Kommunikation weitgehend mit. Um eine erfolgreiche Kommunikation und somit den Zusammenhalt der Gesellschaft gewährleisten zu können, müssen Medien bestimmte Funktionen erfüllen. Hierzu zählt auch die politische Funktion, die neben u.a. der Kritik- und Kontrollaufgabe vor allem die wichtige Aufgabe der Herstellung von ,Öffentlichkeit' bedeutet. Demzufolge sollen Medien durch die ausgewogene und alle Interessen vertretende Darbietung von Information sowie die Gewährleistung von Orientierung Öffentlichkeit, also eine interaktive Plattform des Austauschs, gewährleisten und so der Gesellschaft die Partizipation an demokratischen Diskursen ermöglichen. Da Öffentlichkeit überdies stets an die Mittel ihrer Herstellung gebunden ist, findet durch die zunehmende Etablierung neuer Medientechnologien zurzeit nicht nur ein Wandel innerhalb der Medien-, sondern auch innerhalb der Öffentlichkeitsstrukturen statt, der die Bedingungen einer Partizipation maßgeblich verändert. So etablieren sich zunehmend neue mediale Formen, die im Sinne privater Vermittlungsinstanzen ein Pendant zu den bestehenden, vorwiegend hierarchisch geprägten Medienstrukturen begründen - wie beispielsweise das Internet. Der mit dieser Entwicklung einhergehende, zunehmende Wegfall von Produktions- und Distributionsbarrieren eröffnet somit vermehrt auch jenen die Möglichkeit der Produktion und Öffentlichmachung partikularer Interessen, denen dies bisher verwehrt blieb. Dies hat aber zur Folge, dass sich neue mediale Formen zunehmend von ,professionellen' Qualitätsansprüchen, wie beispielsweise der neutralen Beobachtung oder der kontextualisierten Aufarbeitung von Informationen, distanzieren und stattdessen die Vertretung subjektiver Interessen sowie explizit definierter Standpunkte in den Vordergrund rückt. Zunehmend werden soziale und politische Interessen anwaltschaftlich und im Sinne eines zunehmend auch aktivischen Verständnis von Teilhabe öffentlich vertreten. Der Aspekt, dass Bewegtbilder einen maßgeblich erweiterten Rezipientenkreis erreichen können, da sie keine Lese- und Schreibfähigkeit voraussetzen sowie das Attribut der Authentizität, machen den Dokumentarfilm vor dem Hintergrund dieser Überlegungen zu einer besonders wirkungsvollen Instanz der Interessensvertretung. Ziel dieser Arbeit ist es, auf Grundlage vielfältiger theoretischer Überlegungen sowie unter Rückbezug auf diverse Beispiele aus der Realität zu untersuchen, welchen Einfluss der Medien- und Strukturwandel auf den sozialpolitischen Dokumentarfilm hat und ob und inwiefern dieser zunehmend im Sinne eines Instruments (bzw. Instanz) der Konstitution von Öffentlichkeit zu begreifen ist, das nicht nur Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels ist, sondern ferner hierzu beitragen kann.
Autorenportrait
Laura-Johanne Zimmermann, geb. 1986, studierte zunächst Internationale Entwicklung und Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich mit der Frage nach der Veränderung des politischen Dokumentarfilms durch den Medien- und Strukturwandel. Es folgte das Masterstudium ,Audiovisual and Cinema Studies' an der Goethe Universität Frankfurt am Main, der Université de Liège sowie der Universiteit van Amsterdam, in dessen Rahmen sie sich insbesondere mit den sozialpolitischen Potenzialen klassischer und neuer dokumentarfilmischer Formen auseinandersetzte. Zwischendurch absolvierte sie diverse Hospitanzen, u. a. in der Redaktion Dokumentarfilm in Straßburg, der Filmredaktion 3Sat und bei MISCHIEF Films in Wien und besuchte u. a. die internationale Film Studies Spring School "Contemporary Audiovisual Geographies 3/ From intellectual property to grassroots participation" in Udine/Gorizia, Italien. Seit 2013 arbeitet sie als Mitarbeiterin der THURN Filmproduktion und Regie bei "Forschung aktuell", Deutschlandfunk.