Beschreibung
Schloss Gottorf bei Schleswig, 1640: Die junge Sophie kommt an den Hof des Herzogs, um das Gartenhandwerk zu erlernen - ebenso wie der junge Perser Farid, ein Souvenir der letzten fürstlichen Orient-Expedition. Sophie und Farid finden zueinander, doch die Wirrnisse der Zeit gefährden ihr Glück. Denn beider Schicksal verknüpft sich immer enger mit den tollkühnen Plänen des Fürsten, in seinen Gärten das achte Weltwunder zu erbauen. Immer wieder nimmt Sophies Leben dramatische Wendungen, bis sie schließlich erkennt: Für die Liebe ist kein Weg zu weit.
Autorenportrait
Katrin Burseg, geboren 1971 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte und Literatur in Kiel und Rom, bevor sie als Journalistin arbeitete. Sie hat mehrere Historische Romane veröffentlicht, darunter 'Das Königsmal' (2008) und 'Die Rebellin des Papstes' (2010). Die Autorin ist gerne am Meer, mag Reisen in die Vergangenheit und die überraschenden Abenteuer beim Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. www.katrinburseg.de
Leseprobe
Prolog Amsterdam. Zuversichtlich und stolz erhoben sich die Häuser der Schönen in ihrem Rücken. Dächer, Türme und Flaggen kündeten vom Selbstbewusstsein der reichen Stadt. Paläste, Kirchen und der Grachtengürtel aus schimmernden Kanälen schmückten das Bild der Kapitale. Und die Handelsmetropole wuchs überall stachen Winden und Kräne wie Fabelwesen in den schiefergrauen Himmel. Sophie spürte ein Zittern, das durch ihren Körper fuhr, und sie atmete schwer. So weit also war sie gekommen! Doch das war erst der Anfang. Die Reise würde sie noch weiter führen, über das Meer, durch die Wüste, in den Sonnenaufgang hin ein, bis nach Persien. Bis nach Isfahan. Isfahan die Perle der Welt! Sie hörte seine Stimme, Liebe und Zuneigung schwangen da rin. Die Sehnsucht ließ sie zusammenzucken, sie stolperte, suchte einen Halt. Ihr Blick fiel auf die Teekisten, die sich auf dem Kai stapelten. Seufzend setzte sie sich auf eine davon und zog den schweren Beutel auf ihren Schoß. Das Buch war darin, ihre Aufzeichnungen und Notizen über das Gottorfer Mirakel, das geheime Wissen über das noch junge Wunderwerk. Auf den Wassern des IJ schwamm das Mittagslicht, von den Reflexionen des Meeresarmes geblendet schloss sie für einen Moment die Augen. 'Unterwegs?' Die fremde Stimme klang freundlich, fast besorgt. Ein Schatten fiel auf sie herab. Sophie öffnete die Augen. Ein älterer Herr stand vor ihr, auf einen geschnitzten Gehstock gestützt. Der schon sprichwörtliche Reichtum der Amsterdamer Kaufleute kleidete ihn in ein teures Gewand, Fuchsfell säumte den Kragen. Unter dem dichten, grauen Bart lugte ein Pfeifchen hervor, der Seewind trug den Rauch davon. Er sah sie unverwandt an. Sein neugieriger Blick ließ für einen Moment den jungen Burschen aufleben, der er einst gewesen war. 'Ja, Mijnheer.' Sie nickte zaghaft und zeigte auf das Handelsschiff der Kompanie, das rechts vor ihnen lag. Ungeduldig flatterte die rot-weiß-blaue Flagge am Heck des Seglers. 'Morgen legen wir ab.' 'Hunger?' Aus einem Beutel, der an seinem Gürtel hing, zog der Alte ein Stückchen Kuchen hervor. Er zwinkerte listig. Der Duft nach Zimt, Anis und Piment stieg ihr in die Nase. 'Danke.' Sie zitterte, als sie nach dem braunen Kuchen griff. Sanft legte er die Süßigkeit in ihre Hände, dann ließ er sich umständlich an ihrer Seite nieder. 'Isfahan also', brummte er und deutete wieder auf den Segler, der sich an den Festmacherleinen auf und ab bewegte. 'Bin auch zur See gefahren, als ich noch jünger war. Für die Kompanie. Damals habe ich Gottes wunderbare Welt gesehen. Aber Isfahan.' Er zog an seiner Pfeife. 'Was für eine Pracht! Die Moscheen, der kaiserliche Platz, der große Schah Abbas nannte ihn Naqsch-e Dschahan den Plan der Welt.' Der Plan der Welt. Sophie nickte, sie hatte davon gehört. Er hatte ihr davon erzählt, von der gewaltigen Moschee des Schahs, von ihrer weiten Kuppel, den farbigen Fayencen und Mosaiken, die sie schmückten. Die Ornamente zeigten Blumenmotive, Pflanzenranken und Kalligrafien heiliger Texte. Und dann die Farben: Türkis, Kobalt, Lapislazuli und Ocker wechselten einander ab. Die glänzende Oberfläche der Kuppel spielte mit den auf sie fallenden Sonnenstrahlen. Der Schmuck, die Farben, das flirrende Licht erzeugten einen Rausch. Wie Musik so hatte er es ihr beschrieben. Er hatte die Sehnsucht nach Isfahan nie ganz verloren. 'Es ist wie ein Blick in das Paradies.' Die Stimme des Alten klang wehmütig, er zog noch heftiger an seiner Pfeife. 'Der Mensch wird da ran erinnert, dass er Kostbares in seinem Inneren trägt.' Sophie schwieg, eine Böe zerrte an ihren Kleidern, tollkühn und lachend segelten die Möwen mit dem Wind. Wieder schloss sie die Augen. Dann, wie eine mächtige Welle, rollten Bilder über sie hinweg. Plötzlich sah sie den Sternenglobus vor sich, das Gottorfer Wunderwerk, seinen himmlischen Glanz. Nie zuvor war ein Projekt derartigen Ausmaßes gewagt worden. Als