Beschreibung
Der Weltumsegler und Forscher, der Schriftsteller, der Auf klärer, der Revolutionär Georg Forster ist der geheime, der verdrängte, der unterschlagene Klassiker der deutschen Literatur. Goethe hat den blutjungen Autor des großen Berichts von der zweiten Weltreise des Captain Cook (1772-1775) bewundert, und er beobachtete sein Geschick bis zum einsamen Tod in einer Pariser Dachkammer mit einem beinahe brüderlichen Interesse, obwohl er die Ideen des Mitgründers der Rheinischen Republik in Mainz nicht gutheißen konnte. Aber wie sollte Goethe den Kollegen nicht schätzen, der von seiner Ankunft am schönsten Gestade der Südsee mit solch poetischem Elan zu berichten verstand? 'Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel OTahiti 2 Meilen vor uns sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter, hatte sich gelegt: Ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen.' Als sein bildmächtiger Bericht von James Cooks Weltumseglung seinem erstaunten deutschen Publikum vorgelegt wurde, sprach nicht nur Wieland von einem 'der merkwürdigsten Bücher unserer Zeit': Zwischen sachlichem Bericht und epischdramatischer Verve changiert der Ton, immer wieder unterbrochen von philosophischen Ref lexionen, in denen Forster die Grundelemente des Menschseins an der sozialen Wirklichkeit mißt.
Autorenportrait
Georg Forster (1754-1794), wurde als Verfasser der Voyage Round The World (Reise um die Welt), dem Reisebericht, den er als Begleiter der zweiten Cook-Expedition angefertigt hat, berühmt. Als Ethnologe, Naturforscher, Schriftsteller und schließlich auch Protagonist der Aufklärung und Revolution machte er sich einen Namen und erwarb sich die Anerkennung seiner Zeitgenossen. Er war Vorbild für Alexander von Humboldts, der ihm in seinen Forschungsreisen nacheiferte, und prägte einen akademischen Stil, der weit entfernt ist vom "bräsigen deutschen Gelehrtenstil" (Frank Vorpahl im Nachwort zu Reise um die Welt), Goethe bewunderte Sprache und Erkenntnisschärfe des jungen Schriftstellers, der bereits im Alter von 13 Jahren als Autor und Übersetzer in Erscheinung trat.
Leseprobe
ERSTES HAUPTSTÜCK. Abreise Farth von Plymouth nach Madera Beschreibung dieser Insel. Ubi animus ex multis miseriis atque periculis requievit, statui res gestas perscribere; tamen (hoc) imprimis arduum videtur, - quia plerique, quae delicta reprehenderis, malivolentia et invidia putant, ubi de magna virtute et gloria bonorum memores, quae sibi quisque facilia factu putat, aequo animo accipit; supra ea, veluti ficta, pro falsis ducit. SALLUST. Kaum war das Schiff Endeavour im Jahre 1771 wieder nach England zurückgekommen, als man schon den Entwurf zu einer neuen Reise machte, auf welcher die südlichen Gegenden unsrer Erdkugel weiter erforscht und untersucht werden sollten. Zwey tüchtige, starke Schiffe, die Resolution und die Adventure, wurden zu dem Ende als Königliche Schiffe vom sechsten Range (Sloops) ausgerüstet, und die Capitäne Jacob Cook und Tobias Furneaux zu Befehlshabern ernannt. Am eilften Junius erhielten mein Vater und ich Befehle, diese Reise gleichfalls zu unternehmen, um Gegenstände der Naturgeschichte, zu sammlen, zu beschreiben und zu zeichnen. In möglichster Geschwindigkeit rüsteten wir uns zu diesem wichtigen Vorhaben, und schickten innerhalb neun Tagen alle unsere Reise-Geräthschaft an Bord der Resolution, welche damals noch bey Sheerneß lag, am 22 ten aber schon nach Plymouth abgieng. Am 26 ten verließen auch wir London, und kamen, weil wir zu Lande reisten, schon in zween Tagen nach Plymouth, woselbst aber unser Schif noch nicht eingetroffen war. Den ersten Julius verfügten wir uns am Bord der Jagd Augusta, und machten dem da- maligen Präsidenten des Admiralitäts-Collegii dem Grafen Sandwich unsre Aufwartung. Se. Herrlichkeit (Mylord) glaubten, die Resolution würde noch denselben Tag auf der Rheede ankommen, und verlangten, daß wir uns Abends zwischen fünf und sechs Uhr an Bord derselben begeben möchten. Allein, zu unsrem großen Misvergnügen erschien das Schif nicht, und der Graf verlies Plymouth am folgenden Morgen. Frühe am dritten Julius sahen wir die Resolution auf der Rheede vor Anker, wo sie in voriger Nacht angelangt war. Kapitain Cook gedachte, etwa acht bis zehen Tage hier zuzubringen, und befahl, mitlerweile in unsern Kajütten noch einige schlechterdings nothwendige Einrichtungen zu treffen. Da wir inzwischen keine Gelegenheit zu Erweiterung der Wissenschaft, oder zu unsrer Belehrung versäumen wollten, so bedienten wir uns dieser Zeit, um die Zinn-Bergwerke in Cornwall zu besuchen, und nachdem wir in den großen und reichhaltigen Gruben zu Poldyce und Kenwyn Vergnügen und Unterricht gefunden hatten, so kehrten wir am achten Julius nach Plymouth wieder zurück. Dieser Umstand scheint beym ersten Anblick ziemlich unbedeutend und die Erwähnung desselben überflüßig zu seyn: Allein für die Reisenden war er wichtig. Wäre das Schif noch vor der Abreise des Grafen Sandwich in Plymouth eingetroffen so hätte es dieser Herr, billiger weise, selbst in Augenschein nehmen müssen, und dann würden zur Bequemlichkeit und zum Nutzen der Herren Forster in den Cajütten und andern Dingen gewisse Einrichtungen getroffen worden seyn, die jetzt, weil Mylord Sandwich die Sachen nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, entweder ganz unterblieben, oder doch nur unvollkommen vorgenommen wurden, und über deren Mangel unsre Reisenden, in der Folge, sich mit Recht zu beklagen hatten. A. d. V.