Beschreibung
Mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit infolge der Digitalisierung sowie zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung haben Verschwörungstheorien an Sichtbarkeitgewonnen obgleich es sich anbietet, den weniger verbreiteten Begriff "Verschwörungsmythen" zu verwenden, denn eine Theorie soll ja gerade eine plausible Erklärungliefern. Dies gilt nicht nur für den Stammtisch, auch in Schule und Universität sind Varianten davon weit verbreitet. Verschwörungsglauben lässt sich einerseits als schrulligePetitesse abtun, bei der Spinner über die erfundene Mondlandung, Chemtrails, Illuminatentum und Weltherrschaft oder den 11. September 2001 als CIA-Inszenierungschwadronieren. Andererseits gehört es zu den Voraussetzungen einer funktionierenden demokratischen Ordnung, dass zwar mitnichten alle Sachverhalte gleich beurteiltwerden, aber doch eine gewisse gemeinsame Basis bei der Faktenbeurteilung nicht verlassen wird. Streit, unterschiedliche Interessen, Lagebeurteilungen, Meinungen,normative Vorstellungen und Prioritäten gehören zur Demokratie und sind gar konstitutiv für ihr Gelingen. Aber Verschwörungstheorien sind kein Beitrag zur politischenMeinungsbildung, sondern sie verlassen diese gemeinsame Grundlage. Sie unterstellen Kausalzusammenhänge, die entweder frei erfunden oder grob sinnentstellend gefasstsind bzw. mitunter sogar gezielt instrumentalisiert werden.Diese Ausgabe von "Politikum"?widmet sich der Frage, welche Konsequenzen daraus für den politischen Raum resultieren. Zunächst fragen wir nach den Funktionen und demAusmaß von Verschwörungsglauben in Geschichte und Gegenwart und nehmen dann mit anti-jüdischen Verschwörungsmythen einen besonders abscheulichen Topos in denBlick. Zudem werden Trends in der deutschen Protestkultur identifiziert und überlegt, wie ein faktenorientierter Diskurs auch in einer veränderten Medienlandschaft gelingenkönnte.
Autorenportrait
Prof. Dr. Michael Butterist Professor für Amerikanistik an der Universität Tübingen und Leiter eines internationalen und interdisziplinären Forschungsverbunds zur Erforschung vonVerschwörungstheorien.Laura Luise Hammelist Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. In ihrem Dissertationsprojekt befasst sie sich mit dem Zusammenspiel zwischenVerschwörungstheorien, politischem Protest und Populismus.Prof. Dr. Roland Imhoffist Professor für Sozial- und Rechtspsychologie am Psychologischen Institut der Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderemVerschwörungsmentalität, Vorurteile und Stigmatisierung.Prof. Dr. Rainer Kamplingist Professor für Biblische Theologie/Neues Testament an der Freien Universität Berlin und Mitglied des Direktoriums des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg.Julia Leschkeist Masterstudentin in Politischer Forschung an der Universität Oxford und angehende Doktorandin an der London School of Economics and Political Science.Dr. Dieter Plehweist wiss. Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und war bis Februar 2017 Visiting Scholar am Center for European Studies an der HarvardUniversity. Er ist zudem Vorstand von Lobbycontrol, ein Verein, der über Machtstrukturen und Einflussstrategien in Deutschland und der EU aufklären will und sich fürTransparenz, demokratische Kontrolle und klare Schranken der Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit einsetzt.Ruprecht Polenzwar bis 2013 Bundestagsabgeordneter, im Jahr 2000 Generalsekretär der CDU und 2005??2013 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags. Seit2015 ist er offizieller Vertreter der Bundesregierung im Dialog um den Völkermord an den Herero und Nama mit Namibia und u. a. Präsident der "Deutschen Gesellschaft fürOsteuropakunde".Prof. Dr. Stephan Ruß-Mohlist Co-Direktor des Istituto Media e Giornalismo (IMeG) an der Università della Svizzera italiana (Lugano) und Direktor der European Journalism Observatory (EJO).Tobias Wolframist Masterstudent der Statistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der Mikroökonometrie sowie der Bayesianischen Statistik.
Inhalt
VerschwörungstheorienMichael Butter:Dunkle Komplotte. Zur Geschichte und Funktion von VerschwörungstheorienRainer Kampling:Antijüdische Verschwörungsmythen. Zur langen Dauer der VergangenheitDie Mentalität der VerschwörungstheoretikerInterview mit Roland ImhoffLaura Luise Hammel:Verschwörungsglaube, Populismus und ProtestVerschwörungsmythen und PolitikgestaltungInterview mit Ruprecht PolenzStephan Russ-Mohl:Likes und Shares statt Fakten? Zum schleichenden Glaubwürdigkeitsverlust des JournalismusNicht nur alberne Spinner Ernsthafte Machtanalyse versus VerschwörungstheorieInterview mit Dieter PlehweForumJulia C. Leschke, Tobias Wolfram:Welche Faktoren erklären den Verschwörungsglauben? Eine quantitative Erhebung an Berliner StudierendenRezensionenBücher zum ThemaDas streitbare BucBücher für den PolitikunterrichtLiteraturtipps
Informationen zu E-Books
„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.