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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783641047351
Sprache: Deutsch
Umfang: 656 S., 1.14 MB
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Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Die Suche einer mutigen Frau nach Liebe in einer freieren Welt

Sachi ist elf, als sich ihr Leben für immer verändert. Das Mädchen mit der weißen Haut und den tiefgrünen Augen wird als Dienerin in den Palast des Shogun befohlen. Künftig lebt sie in der abgeschlossenen Welt des Frauenpalastes. Mit ihrer ungestümen Lebendigkeit erobert Sachi schließlich das Herz des jungen Shogun und steigt zu seiner ersten Konkubine auf. Doch die Macht des Herrschers ist bedroht und als eines Tages die kaiserlichen Truppen unerwartet angreifen, gelingt es Sachi in einer waghalsigen Aktion den brennenden Palast zu verlassen

Eine Reise in eine faszinierende, untergegangene Welt!

Autorenportrait

Die britische Journalistin und Japan-Expertin Lesley Downer hat lange Zeit in Japan gelebt und sich sogar zur Geisha ausbilden lassen. Sie schreibt für britische Zeitungen und Fernsehsender und hat Sachbücher verfasst. Zuletzt erschien von ihr höchst erfolgreich bei C. Bertelsmann »Die letzte Konkubine«.

Leseprobe

»Shita ni iyo! Shita ni iyo! Shita ni... Shita ni ... Auf die Knie! Auf die Knie! Runter ... Runter ...«
Die Rufe wehten über das Tal, so leise, dass es auch das Rascheln der Blätter im Wind hätte sein können. Auf der Passhöhe, wo sich die Straße ins Tal senkte, spitzten vier Kinder mit zerzaustem Haar und in ausgeblichenen, geflickten Kimonos die Ohren. Es war einer jener späten Herbsttage, an denen alles wie gebannt erscheint, wie in atemloser Erwartung. Die Kiefern, welche die Landstraße säumten, wirkten unheimlich still, und die leichte Brise hob kaum die vermodernden roten und goldenen Blätter an, die, zu ordentlichen Haufen zusammengekehrt, ein Stück vom Straßenrand lagen. Ein Sperber kreiste träge, und kurz zog eine Schar Wildgänse über den Himmel. Hinter einer Biegung der Straße stieg der vertraute Geruch von Holzrauch auf, vermischt mit Pferdedung, menschlichen Exkrementen und Misosuppe. Von Zeit zu Zeit krähte ein Hahn, und die Dorfhunde antworteten vereint mit Gebell. Doch abgesehen davon war das Tal still. Normalerweise wäre die Landstraße verstopft gewesen von Menschen, Palankinen und Pferden, so weit das Auge reichte. An diesem Tag war sie vollkommen leer.
So würde sich Sachi stets an diesen Tag erinnern, wenn sie Jahre später daran zurückdachte - die Kiefern alle so hoch und dunkel, wie sie endlos in die Höhe strebten, die Himmelskuppel so blau und so nah, dass man meinte, sie berühren zu können, viel näher als die bleichen Berge, die am Horizont schimmerten.
Sachi war elf, aber klein und schmächtig. Im Sommer war sie so dunkelbraun wie eine der berühmten Kiso-Kastanien. Doch jetzt war ihre Haut erschreckend durchscheinend und blass, fast so weiß wie ihr Atem in der frostigen Luft. Sie wünschte sich oft, so braun und stämmig wie die anderen Kinder zu sein. Sogar Sachis Augen waren anders. Während die Augen ihrer Freunde braun oder schwarz waren, hatten ihre eine dunkelgrüne Farbe, so grün wie die Kiefern im Sommer oder das Moos auf dem Waldboden. Aber insgeheim gefiel ihr diese weiße Haut. Manchmal kniete sie sich vor den trüben Spiegel ihrer Mutter und blickte in ihr blasses Gesicht. Dann nahm sie den Kamm heraus, den sie in ihrem Ärmel verborgen hielt. Er war ihr Talisman, ihr Glücksbringer, wunderschön, glänzend und funkelnd. Der Kamm gehörte ihr schon, solange sie sich erinnern konnte. Niemand sonst hatte so einen. Langsam, nachdenklich, kämmte sie dann ihr Haar, bis es glänzte, und band es mit einem Stück hellrotem Kreppstoff zurück.
Vor zwei Sommern waren Wanderschauspieler durch das Dorf gekommen. Ein paar Tage lang hatten sie Geistergeschichten auf einer rasch zusammengezimmerten Bühne aufgeführt und allen Schauder über den Rücken gejagt. Die Kinder hockten beieinander, erstarrt vor Furcht, beobachteten das Drama einer betrogenen Ehefrau, die vor Kummer stirbt. Am Ende des Stücks schwebte die tote Frau plötzlich vor ihrem treulosen Gatten in der Luft, das Gesicht kreideweiß. Während sie ihr langes schwarzes Haar kämmte, fiel es in Büscheln aus. Die Kinder schrien so laut, dass niemand mehr die Worte der Schauspieler verstehen konnte. Wenn die anderen Sachi jetzt necken wollten, behaupteten sie, dass auch sie ein Geist sein müsse.
»Kränklich«, nannte ihre Großmutter sie. Manchmal hörte das Mädchen, wie sie mit Sachis Mutter schimpfte. »Dein Kind, diese Sa«, grummelte sie dann. »Du verwöhnst sie! Wie soll sie je einen Mann bekommen, so bleich und kränklich, wie sie ist? Und so eitel, kämmt sich dauernd das Haar. Keiner will eine Ehefrau, die ständig vor dem Spiegel hockt. Du brauchst eine Tochter mit breiten, gebärfreudigen Hüften, die weiß, wie man arbeitet, verstehst du? Sonst wirst du sie nie los.«
»Sie ist eben zart«, sagte ihre Mutter dann nachsichtig. »Sie ist nicht wie die anderen Kinder. Aber wenigstens ist sie hübsch.« Stets ergriff sie für Sachi Partei.
Die Antwort ihrer Großmutter war immer dieselbe. »>Hübsch< - das mag ja ganz nett sein. Aber was taugt >hübsch< schon für die Frau Hebamme spuckte auf ein Stück Papier, legte es dem Neugeborenen über Mund und Nase und wickelte es eng in Lumpen ein. Aber gerade als sie dachten, die Kleine sei tot, hatte sie zu strampeln begonnen und dann zu schreien und zu brüllen. Die Götter, so schien es, hatten beschlossen, sie am Leben zu lassen. »Und wer sind wir, den Göttern ins Handwerk zu pfuschen?«, sagte Mitsus Mutter immer und spreizte ihre von der Arbeit geröteten Hände. Sie schien ihre Tochter wegen ihres wundersamen Entkommens umso mehr zu lieben. Mitsu, ein fröhliches, praktisch veranlagtes, fürsorgliches Mädchen, scherte sich wenig um die Geschichte ihrer legendären Hässlichkeit. Genau wie Sachi trug sie eines ihrer Geschwister auf dem Rücken.
Die Geräusche von der anderen Seite des Tales wurden lauter. Bei angestrengtem Hören konnten die Kinder das Knirschen der Füße, das gedämpfte Klappern der mit Stroh um- wickelten Pferdehufe, das Klirren von Eisen auf Eisen und Eisen auf Stein ausmachen. Über dem Lärm erhob sich ein Chor von Stimmen, zuerst als Gebrabbel, dann zunehmend deutlicher, in Singsangtönen immer und immer wiederholt: »Shita ni iyo! Shita ni iyo! Shita ni... Shita ni...«

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