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Inklusion

Wege in die Teilhabegesellschaft

Erschienen am 15.11.2015, 1. Auflage 2015
45,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593504629
Sprache: Deutsch
Umfang: 467 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 21.3 x 14.2 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Sie haben schon von Inklusion gehört, wiessen aber nicht genau, was das ist? Dieses Buch stellt die vielen Felder der Inklusion vor - von der Bildung, der Wirtschaft, der Migration und der Sozialpolitik bis zum Städtebau und zu Geschlechterfragen. Es erklärt die Vorzüge einer inklusiven Politik, ihre Schwierigkeiten, Chancen und Hindernisse. Mit Beiträgen von Hubertus Buchstein, Heinz Bude, Robin Celikates, Rainer Forst, Axel Honneth, Martin Kronauer, Martina Löw, Frank Nullmeier, Markus Schroer, Peter Siller, Mark Terkessidis, Berthold Vogel, Gökce Yurdakul und anderen.

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Autorenportrait

Die Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, versteht sich als Agentur für grüne Ideen und Projekte sowie als reformpolitische Zukunftswerkstatt. Ihr internationales Netzwerk umfasst über 100 Projektpartner in über 60 Ländern.

Leseprobe

Vorwort Kaum ein Begriff wird in der öffentlichen Diskussion so missverständlich verwendet wie der Begriff der Inklusion. Im Unterschied zum angloamerikanischen Raum wie auch zum europäischen Ausland wird er hierzulande oftmals auf den Aspekt der Barrierefreiheit für beeinträchtigte Menschen im öffentlichen oder beruflichen Bereich verengt. Kaum ein Begriff hat ein so hohes Potential, um einen entscheidenden Punkt in der Gerechtigkeitsdebatte deutlich zu machen: Gerechtigkeit zielt auf gleiche soziale und politische Teilhabemöglichkeiten der Bürger/innen und erschöpft sich nicht in sozialen Versorgungsleistungen. Aus dieser Perspektive werden verschiedene Felder des öffentlichen Raums, der öffentlichen Institutionen und Infrastrukturen zu Orten der gerechtigkeitspolitischen Debatte. Wie inklusiv sind diese Orte? Was sind die Mechanismen ihrer Schließung? Und welche Möglichkeiten der Veränderung, der Öffnung gibt es? Mit dem vorliegenden Buch präsentiert der Stiftungsverbund der Heinrich-Böll-Stiftung - die Bundesstiftung mit den Landesstiftungen - Antworten und Anregungen auf die drängenden Fragen in Bezug auf die Teilhabegerechtigkeit in einer demokratischen Gesellschaft. Im Rahmen des zweijährigen Verbundprojekts "Hochinklusiv! - Zusammenhalt einer vielfältigen Gesellschaft" wurden in zahlreichen Veranstaltungen Fragen zur Inklusion diskutiert und in die Öffentlichkeit getragen. Ziel war die Konturierung des Begriffs und eine Überprüfung, inwieweit die Anwendung des Begriffs auf unterschiedliche gesellschaftspolitische Aspekte wie "inklusive Arbeit" oder "inklusive Stadt" taugt. Thematisiert wurden auch aktuelle Exklusionsphänomene sowie die Entwicklung politischer Strategien. Unser besonderer Dank gilt allen Kolleg/innen des Stiftungsverbundes, die das Thema auf sachkundige und engagierte Weise behandelt haben. Wir danken Mekonnen Mesghena und Ulrike Bürgel für die Koordination des Projekts, Carmen Herzog für ihre Unterstützung. Unser herzlicher Dank gilt allen Autor/innen für ihre Beiträge. Insbesondere danken wir aber Ole Meinefeld und David Jugel für die kompetente und engagierte Begleitung des Buchprojekts. Nicht zuletzt bedanken wir uns bei den Bürger/innen und Experten/innen, die sich aktiv an den Veranstaltungen, Diskussionen und Publikationen beteiligt und damit die Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen einer inklusiven Gesellschaft beigesteuert haben. Berlin, im Juni 2015 Ralf Fücks Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Stefan Schönfelder Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen Peter Siller Leiter der Abteilung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung Einleitung Peter Siller, Stefan Schönfelder, Ole Meinefeld und David Jugel Eine Gesellschaft nach Maßgabe der Teilhabegerechtigkeit für alle zu gestalten, Diversität und Pluralität als Fortschritt zu betrachten, kurz: Inklusion als Menschenrecht anzuerkennen erfordert eine umfassende Gerechtigkeitsdebatte und die Frage, wie Strukturen und Institutionen beschaffen sein müssen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Der vorliegende Band widmet sich dem Thema Inklusion so ausführlich, wie es der Begriff verlangt. Es werden Fragen aufgeworfen und Antworten gegeben zu Themen wie inklusiver Arbeit, inklusiver Stadt, Inklusion im Zusammenhang mit der Migrationsdebatte, Behinderung, inklusiver Schule, Gender und inklusiver politischer Bildung. Das Einführungskapitel widmet sich der begrifflichen Klärung und lotet die hinter dem Begriff Inklusion stehenden Möglichkeiten, Problemfragen und Notwendigkeiten aus. Im eröffnenden Beitrag arbeitet Peter Siller die hinter dem Begriff Inklusion stehenden sozialen Fragen heraus, deckt Widersprüche auf und macht deutlich, dass eine konturierte und politisch kontextualisierte Verwendung dieses Begriffes als Voraussetzung für zukünftige Kontroversen erst durch die Klärung jener Fragen und Widersprüche möglich wird. Darüber hinaus betont Siller, dass eine Strategie der Inklusion sowohl eine Strategie der Erneuerung und Stärkung öffentlicher Institutionen wie auch eine Strategie der gemeinsamen öffentlichen Räume verlangt, in denen Barrieren beseitigt werden und die Menschen auf Grundlage einer demokratischen Öffentlichkeit und der wechselseitigen Anerkennung ihre Potentiale und Fähigkeiten entfalten können. Wie allerdings eine Gesellschaft beschaffen ist, in der es keine festgefügten Bilder von psychischen Erkrankungen, von Altersrollen, von Klassenmilieus und von Geschlechtscharakteren mehr gibt, fragt Heinz Bude im zweiten Beitrag dieses Kapitels. Das Konzept der sozialen Inklusion erfordert hier Überlegungen zu der Frage, was eine zunehmend heterogene Gesellschaft eint. Dies führt Bude zu der These, dass die eigentliche Herausforderung für eine heterogene Gesellschaft in der Fähigkeit und Bereitschaft zur Empathie liegt, als Grundlage für Anteilnahme, Zuwendung und Engagement. In diesem Zusammenhang plädiert Bude für eine Rückbesinnung auf den Begriff der Solidarität. Im dritten Beitrag widmet sich Rainer Forst der Frage der Gerechtigkeit. Er argumentiert, dass sozialer Willkür und einer Gesellschaft der Privilegien ein neues sozialpolitisches Denken entgegengesetzt werden muss, im Sinne einer fundamentalen Gerechtigkeit, über die sich strukturelle Veränderungen wie Inklusion, Güterumverteilung und Partizipation begründen lassen. Ole Meinefeld spezifiziert im abschließenden Beitrag dieses Kapitels den Begriff öffentlicher Raum und deckt auf, dass sich dahinter eine Vielzahl von Räumen verbirgt, von der eine politische Analyse auszugehen hat. Meinefeld umreißt in sozialpolitischer Absicht strategische Maßnahmen, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen, um entstehenden Phänomenen multipler Inklusion und Exklusion zu begegnen, und konkretisiert dabei, wie öffentliche Räume inklusive Wirkung entfalten können. Genügt jedoch eine dichotome Unterscheidung von "Drinnen" und "Draußen" aus, um bestehende Inklusions- und Exklusionsphänomene zu beschreiben, und welche Leerstellen müssen gefüllt werden, um die Voraussetzungen für eine inklusive Sozialpolitik schaffen zu können? Janina Zeh gibt im ersten Text von Kapitel II einen konzentrierten Überblick über die akademische Genese des Exklusionsbegriffs und arbeitet unterschiedliche Probleme dieses Begriffes heraus. Diese liegen zum einen in der mangelnden begrifflichen Präzision der Verwendungen, vor allem in der unzulänglichen Dichotomie eines "Drinnen" und "Draußen" der Gesellschaft, und zum anderen in der Bedeutungszuweisung des Begriffes mittels einer normativen Vorstellung dessen, was in einer Gesellschaft als zugehörig gilt. Daraus entwickelt Zeh eine vorläufige Definition des Exklusionsbegriffs. Im zweiten Beitrag zeigt Markus Schroer, dass Phänomene der Inklusion genauso differenziert zu betrachten sind wie Phänomene der Exklusion. Inklusions- und Exklusionsphänomene unterliegen dabei gesellschaftlichen Transformationen, wie der digitalen Revolution. Im Anschluss daran stellen sich Fragen an derzeit gebräuchliche Bestimmungen von Inklusion und die Wirkmacht von Inklusionsleistungen klassischer Institutionen, etwa im Vergleich zu sozialen Netzwerken. Ausgehend davon, dass Inklusion ein alle Menschen betreffendes Konzept ist und daher einer Verengung dieses Begriffs auf Menschen mit Beeinträchtigungen entgegengewirkt werden sollte, fragt Frank Nullmeier im abschließenden Beitrag dieses Kapitels, wie inklusive Sozialpolitik aussehen sollte. Nullmeier arbeitet heraus, wie inklusive Sozialpolitik aus den Begriffen Teilhabe und Teilhabegerechtigkeit hervorgeht und schlägt eine Ergänzung der aktivierenden und nachsorgenden Sozialpolitik als bewährte Säulen der Sozialpolitik durch eine inklusive Sozialpolitik vor. Der Grundgedanke sozialer Marktwirtschaft ist die Sicherung des sozialen Zusammenhalts durch Arbeit, sozialstaatliche Leistungen und sozialen Ausgleich. Geht die Schere zwischen Arm und Reich aufgrund prekärer Arbeit ausei...