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Schatzfinder

Warum manche das Leben ihrer Träume suchen - und andere es längst leben, Limitierte Sonderausgabe

Erschienen am 15.08.2014, 1. Auflage 2014
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593501529
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 21.5 x 13.8 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Das eigene Leben endlich in die Hand nehmen und glücklich sein - das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber es ist möglich! Wie? Werden Sie Regelbrecher und geben Sie Ihrem Leben wieder mehr Lebendigkeit. Machen Sie gute Deals und tauschen Sie dabei das Wertvollste, was Sie haben: Ihre Zeit. Und entwickeln Sie eine konkrete Vorstellung von sich in einer wunderbaren und selbstbestimmten Zukunft!

Leseprobe

Er war ein guter Mensch Es war heiter bis wolkig. Die Trauergemeinde musste bei 7,9 Grad Celsius weder frieren noch schwitzen. In der Aussegnungshalle wartete der Sarg aus Kiefernholz (Modell 135HK, 1045,00 Euro) neben einem recht geschmackvollen, hellen Blumengebinde ("In tiefer Verbundenheit", 74,00 Euro zzgl. Lieferkosten) mit weißen Gerbera und Rosen und einem etwas kitschigen, tiefroten Gesteck ("Aufrichtige Anteilnahme", 95,00 Euro zzgl. Lieferkosten) mit roten Gerbera und Rosen. Leises Flüstern, hier und da ein Schluchzen oder ein Schnäuzen und die Schritte der ankommenden Trauergäste füllten den halbhohen Raum. Die dunkel gekleideten Freunde und Verwandten des Toten nahmen ihre Plätze ein und warteten auf den Beginn der Trauerfeier. Es waren nicht viele gekommen. Aber es blieben auch nicht viele Plätze frei. 77 Jahre alt war Peter Müller geworden. Seine Witwe saß stumm in der Mitte der ersten Reihe. Dann setzte die kleine Orgel ein und die drei Damen aus dem Kirchenchor sangen: "Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben. Dieses weiß ich; sollt ich nicht darum mich zufrieden geben, Was die lange Todesnacht mir auch für Gedanken macht." Während des Trauerlieds betrat der Pfarrer den Raum und nach dem Verklingen der letzten Note begann er den Trauergottesdienst: "Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch." Alle: "Und mit deinem Geiste." Es folgte eine Bibelstelle ("Jesus Christus spricht: ,Lass dir an meiner Gnade genügen.'") und ein weiteres Trauerlied ("Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr."), dann das Eingangsgebet ("Herr, unser Gott, die Wege, die du mit uns gehst, sind uns verborgen."). Schließlich sprach der Pfarrer zur versammelten Trauergemeinde: Liebe Angehörige. Sie haben einen wichtigen Menschen verloren. Und Ihr Herz ist schwer. Wir verabschieden heute unseren geliebten Freund, Vater, Bruder und Ehemann Michael Müller. Ein Abschied, der uns schmerzt. Gewiss, der bittere Schmerz wird im Laufe der Zeit nachlassen, doch der Verlust bleibt ein Leben lang. Michael Müller hat eine Schwelle überschritten, einen Weg angetreten, auf dem wir ihn nicht begleiten können. Heute wollen wir der Trauer eine Stimme geben. Wer war er, dieser liebe Mensch? Unvergessen, wie er lächelte, wenn seine Enkel ihn besuchen kamen. Seine unbeschwerte Liebenswürdigkeit beim Gespräch mit den Nachbarn oder im Ladengeschäft. Wir erinnern uns gerne an ihn. An die Güte und Hilfsbereitschaft. An seine Treue und Verlässlichkeit als Ehemann und Familienvater über so lange Jahre, über die Höhen und Tiefen des Lebens hinweg. Wir sind dankbar für manches gute Wort, für ein Lächeln, für einen Mut machenden Rat. Jede und Jeder von Ihnen wird wohl solch einen Satz aussprechen können. Viele seiner Arbeitskollegen werden sich auch heute noch, fast fünfzehn Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben, an ihn erinnern als anerkannten und geschätzten Fachmann, als verantwortungsvollen Elektromeister, der in seiner Laufbahn viel Gutes tat und stets mit Fleiß und Tugend ein echtes Vorbild war. Uns alle bewegt in dieser Stunde auch der Dank, einen ganz besonderen Menschen gekannt zu haben. Wie gern hätten wir mehr Zeit mit ihm verbracht. Lassen Sie uns einen Augenblick schweigen - zur Erinnerung an Michael Müller. Er lebte still und unscheinbar, er starb, weil es so üblich war. Ein Mensch ist nicht vergessen, solange er in unserem Herzen wohnt. Alles im Leben hat seine Zeit, die der Liebe, des Glücks und der Freude, die Zeit des Leidens und der alltäglichen Sorgen. Ist es vorbei. bleibt doch die Liebe beständig." Die Rede klang wie ein ausgefüllter, schablonierter Lückentext eines Downloadformulars von www.beileid.de und das Schluchzen einiger der Anwesenden wurde lauter. Dann setzte die Orgel wieder ein: "Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut." Ein paar Lieder und Gebete später erhoben sich die Trauergäste und schlossen sich dem kurzen Trauerzug hinter dem Sarg an, der von den ehrenamtlichen Friedhofsdienern zur offenen Begräbnisstelle getragen wurde. Eine Dame mittleren Alters raunte der neben ihr schreitenden Dame mittleren Alters leise zu: "Hast du das gemerkt? Er hat den falschen Namen gesagt." Die andere Dame nickte und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: "Ja, er hat Michael Müller gesagt. Statt Peter Müller. Peinlich. Aber bei so vielen Menschen, die so ein Pfarrer heute betreuen muss - ich meine, das ist doch verständlich, dass er nicht jeden persönlich kennt." "Stimmt", raunte die erste Dame, "aber sonst war das wirklich sehr geschmackvoll, nicht?" "Ja, das hat er sehr taktvoll gemacht, aber man weiß ja nie, ob sie um den Verstorbenen trauern, oder um ihre Erwartungen, die der Verstorbene nicht mehr erfüllen kann." Jemand fragte ob jeder Mensch ein guter Mensch ist, wenn er beerdigt wird. Ein paar Meter weiter vorne im Trauerzug beugte sich ein junger Mann zu einer jungen Dame vor, die zwar rotgeweinte Augen hatte, aber gefasst wirkte. Er fragte sie leise: "Elektromeister? War er nicht Dachdecker gewesen?" Sie nickte, zuckte mit den Schultern und bedeutete ihm mit einer kleinen, wegwerfenden Handbewegung: Ist doch egal. Die Verleumdung des Lebens Helmut Schmidt und Daniela Katzenberger haben viel gemeinsam. Doch, wirklich. Zumindest aus meiner Perspektive. Denn beide kann ich aufrichtig dafür bewundern, dass sie ohne Schnörkel sagen, was sie denken. Der eine denkt dabei vorzugsweise einen langen Lungenzug lang nach. Die andere braucht dazu nicht einmal Luft holen. Und erfolgreich sind beide. Und wie! Helmut Schmidt sitzt ganz offensichtlich auf dem unsichtbaren Thron des weisesten Deutschen, der größten Autorität unseres Landes in diesen Tagen. Ein wahrhaft bedeutender Mann: Er bezwang als Senator in Hamburg die 62er-Sturmflut, war einer der besten Bundeskanzler, seit es Bundeskanzler gibt und ist seit Jahrzehnten Mitherausgeber einer der angesehensten Zeitungen des Landes. Er war fast sechzig Jahre lang glücklich verheiratet, ist wieder verliebt, zählt einige der mächtigsten und klügsten Männer der Welt zu seinen Freunden. Er malt, spielte Klavier so lange er konnte, nahm sogar eigene Schallplatten auf. Er ist sechsfacher Ehrenbürger, dreißigfacher Ehrendoktor an den bedeutendsten Hochschulen der Welt, erhielt nicht nur unzählige Preise, sondern ist selbst Namensgeber des Helmut-Schmidt-Preises für Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsgeschichte. Erfolgreicher geht es nicht. Und Daniela Katzenberger? Die hat maximal Spaß, wird darüber Millionärin und keiner weiß warum. Glücklich ist, wer vergisst, dass er nicht mehr zu retten ist. Von Beruf Reality-Show-Teilnehmerin machte sie nicht Kettenrauchen zu ihrem Markenzeichen wie der Herr Schmidt, sondern ihre abrasierten, an zu hoher Position auftätowierten Augenbrauen, die sie immer aussehen lassen, als wäre sie selbst darüber erstaunt, dass sie gleichzeitig angriffslustig, naiv, den Tränen nah und zu allem bereit aussehen kann. Sie taucht regelmäßig in Artikeln mit prallen Fotos und kleinen Texten in der Boulevardpresse auf, ist fast täglich irgendwo im Fernsehen zu sehen, spricht fließend Denglisch und Pfälzisch, schreibt mit 24 Jahren ihre erste Biografie, mit der sie Bestsellerplatz 1 stürmt, bespaßt über eine Million Facebook-Fans im Internet und sorgt überall, wo sie auftaucht, wasserstoffblond für gute Laune. Bald wird sie uns erklären, warum Frauen mit geschlossenem Mund keine Wimperntusche auftragen können. Daniela Katzenberger ist womöglich noch gar nicht am Ende ihrer Karriere angelangt. Bei ihr weiß man nicht, wozu sie noch fähig ist. Es kann morgen vorbei sein und keiner erinnert sich mehr an sie, oder aber sie ulknudelt sich durch die Medien bis ins hohe Alter. Es ist alles drin. Aber wahrscheinlich wird es auch bei ihr zum Schluss naheliegend sein zu sagen: erfolgreicher geht es nicht. Beide jedenfalls werden definitiv bei ihrem Begräbnis, wann immer das sein wird, keine mittelmäßige Trauerfeier bekommen. Es wird vermutlich nicht Jahresdurchschnittstem...

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Der Weg zum Glück

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