Beschreibung
InhaltsangabeInhalt Vorwort zur zweiten Auflage 7 Einleitung 13 Affekt, Gefühl, Emotion, Empfindung: Begriffsklärung 28 1. 'Wir fürchten uns, weil wir zittern': Ein Anfang mit William James 37 Introspektion als Ausgangspunkt 37 Der 'Irrtum' des natürlichen Denkens 39 Erschöpfen sich Gefühle in der Empfindung körperlicher Veränderungen? 42 Die Gegenstände des Gefühls 45 Cannons Kritik: Furcht und Wut beschleunigen den Herzschlag 49 2 Urteile, Überzeugungen, Wertungen: Die Rationalisierung der Gefühle 53 Was kennzeichnet kognitivistische Gefühlstheorien? 53 Sprache als Ausgangspunkt 60 Der reine Kognitivismus 63 Kognitionen und Körper 71 Kognitionen und Wünsche 79 Wie sich Gefühle anfühlen: Der phänomenologische Ansatz 83 'Eine Art, die Dinge zu sehen': Gefühle als Wahrnehmungen 86 Der Hund ist nicht gefährlich, und trotzdem fürchte ich mich vor ihm: Die Widerständigkeit der Gefühle 89 3 Kinder, Körper und Kognitionen 93 Haben Kleinkinder Gefühle? 93 Gefühle werden durch kognitive Elemente nicht hinreichend bestimmt 97 Die undeutliche Rolle des Körpers 98 'Aufruhr der Gedanken': Martha Nussbaum 100 4 Psychologie und Hirnforschung 107 LeDoux, Damasio und der Schädel des Phineas Gage 108 Was sind Affektprogramme? 116 Die Herrschaft der Gefühle 121 Deweys Analyse des Reiz-Reaktions-Schemas und Heideggers Furcht: Bausteine einer Kritik neurowissenschaftlicher Gefühlstheorien 124 5 Die Notwendigkeit eines umfassenderen Zugriffs 135 Beatlemania 135 Selbstverständnis und Narrativität 139 Am Beispiel der Scham147 Literatur 153 Glossar 167
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Autorenportrait
Martin Hartmann, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Leseprobe
Als dieses Buch 2005 zum ersten Mal erschien, versuchte es, in eine bereits ausufernde Debatte Übersicht zu bringen, um potenziellen Einsteigern den Zugang zu erleichtern. War dieser Versuch schon zu diesem frühen Zeitpunkt von zahlreichen Auslassungen und Vereinfachungen gekennzeichnet, so gilt dies gut fünf Jahre später umso mehr. Die Debatten, die sich mit dem Phänomenbereich der Gefühle beschäftigen, sind intensiv weitergeführt worden. Angesichts dieser Fülle an neuem 'Material' stellt sich dieser aktualisierten Neuauflage das Problem der Auslassung und Vereinfachung also noch einmal in verschärfter Weise. Sie kann unmöglich das gesamte Feld der Gefühlsforschung erfassen und muss, wie schon in der ersten Auflage erprobt, eine Auswahl treffen, die nicht jeden zufriedenstellen wird, denn jenseits von Fragen der Kompetenz und des Umfangs offenbart eine jede Auswahl immer auch die Vorlieben und Neigungen des Autors. Drei Auswahlkriterien, die in der ersten Auflage zum Tragen gekommen sind, werden auch in dieser aktualisierten Auflage durchgehalten. Zum einen ist es nach wie vor nicht möglich, die historische Perspektive über William James hinaus auszudehnen. Dieser Umstand ist misslich, denn mittlerweile zeigt ein zunehmendes historisches Interesse an Gefühlen (Landweer/Renz 2008), wie unberechtigt die Behauptung ist (und immer war), in der Tradition der abendländischen Philosophie hätten sich Gefühl und Vernunft stets unversöhnlich gegenübergestanden. In der Einleitung zu diesem Buch weise ich selbst schon darauf hin, wie verzerrt diese Behauptung ist, aber nur eine ausführliche Beschäftigung mit dem Reichtum überlieferter Positionen der Gefühlsforschung könnte tatsächlich belegen, dass hier ein 'allseits beliebter Pappkamerad' (Landweer/Newmark 2009, S. 95) offenbar dazu dienen sollte, die eigene Position mit innovatorischer Radikalität zu drapieren. Der Ausgang von William James, das ist das zweite Auswahlkriterium, das mit dem ersten eng verbunden ist, dient aber natürlich nicht nur der Begrenzung des Buchumfangs, er hat auch einen systematischen Grund. Mit James nämlich lässt sich eine Debatte rekonstruieren, die als Debatte zwischen Kognitivisten und Anti-Kognitivisten gefasst worden ist. Diese Debatte diente schon in der ersten Auflage als Leitfaden, an dem zunächst alle verhandelten Positionen und Thesen aufgehängt werden, und sie wird deswegen trotz mancher darstellungsbedingten Stilisierung auch in dieser aktualisierten Fassung eine Rolle spielen. Freilich kann es auch in dieser aktualisierten Fassung nicht um neue Positionsmarkierungen der Kognitivisten oder der Anti-Kognitivisten (siehe Kap. 2 und Glossar) gehen, sondern eher um die Überwindung der die Debatte leitenden Gegensätze (dass die Diskussion entlang dieser Unterscheidung freilich nicht vollständig abgeebt ist, zeigen einzelne Aufsätze in Goldie 2010, etwa die von de Sousa, Helm und Roberts). Es geht mir vor allem im letzten Kapitel dieses Buchs um Versuche, die gegenwärtig unternommen werden, um den Rahmen der Diskussion zwischen Kognitivisten und Anti-Kognitivisten zu sprengen. Damit wird tatsächlich eingelöst, was ich selbst als einen 'umfassenderen Zugriff' auf das Phänomen der Gefühle bezeichnet habe, denn nun kommen ganz neue und bislang eher vernachlässigte Aspekte des Gefühlsphänomens ins Spiel. Gleichwohl wäre es auch hier übertrieben, von einer einheitlichen Position zu sprechen, und es wird wichtig sein, einzelne Differenzen zu benennen. Durch die weitgehende Überwindung der scharfen Dichotomie zwischen Kognitivisten und Anti-Kognitivisten wird es allerdings auch schwieriger, eher naturalisierende oder experimentelle Ansätze der Gefühlsforschung in das schwerpunktmäßig philosophische Narrativ dieser Einführung zu integrieren. War es noch möglich, etwa die Theorie der Affektprogramme als anti-kognitivistisch zu bezeichnen, so wird es zunehmend schwierig, neue Ansätze mit experimenteller Ausrichtung auf diese Dichotomie zu beziehen. Das gilt etwa für das verstärkte Interesse an den sprachlichen und gestischen Ausdrucksformen emotionaler Zustände, für Theorien der Gefühlsregulation, aber auch für neurowissenschaftlich orientierte Emotionsforschung. Letztere geht zwar häufig davon aus, dass die Aktivität der neurologisch erfassbaren Emotionszentren des Hirns und die emotionsbegleitenden neurologischen Prozesse insgesamt explizit kognitiven Prozessen vorgelagert sind, aber man kann nicht sagen, dass dieser Punkt in der Breite der experimentellen Emotionsforschung die gleiche Relevanz besitzt wie etwa in der philosophischen Debatte um die Willensfreiheit, die ja immer wieder um die Frage kreist, ob bewusste menschliche Entscheidungen neurologisch determiniert und damit unfrei sind. Die Vielfalt der experimentellen Forschung ist viel zu groß und kann nicht auf eine einfache Dichotomie gebracht werden, was schon ein kurzer Blick auf die Forschungsprogramme des Swiss Center for Affective Sciences oder des Berliner Exzellenzclusters Languages of Emotion belegt. Für diese Einführung aber bedeutet das, dass die aktuellen experimentellen Ansätze der Gefühlsforschung kaum noch berücksichtigt werden können. Sie sind in sich zu zerklüftet und zerfranst, und jeder Versuch, sie begrifflich zu verallgemeinern, tut ihnen letztlich Unrecht. Hinzu kommt, dass sich erst noch zeigen muss, welche Ansätze und Ergebnisse empirisch orientierter Gefühlsforschung bleibenden Eindruck erzeugen können. Schließlich verrät sich, drittens, meine disziplinäre Herkunft daran, dass ich eher solche Theorien in den Band aufnehme, die auf die eine oder andere Weise die Frage zu beantworten versuchen, was Gefühle sind, die also, wenn man so will, einen definitorischen Zug haben. Auch damit sind natürlich Engführungen und Abblendungen verbunden, die dazu führen, dass ich recht wenig auf solche Theorien zurückgreife, die sich mit einzelnen Aspekten von Gefühlen beschäftigen, ohne sich in jedem Fall um eine umfassende definitorische Klärung des Gefühlsbegriffs an sich zu kümmern. Ich will nur drei dieser Auslassungen nennen, die mir mittlerweile erheblich zu sein scheinen. Damit sei zugleich auf Forschungsfelder verwiesen, die sich in den letzten Jahren zunehmend mit Gefühlen beschäftigen, die aber in dieser Einführung kaum zur Sprache kommen. Deutlich zugenommen hat etwa das Interesse an Gefühlen in historiographischen Forschungszusammenhängen.
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Inhalt Vorwort zur zweiten Auflage 7 Einleitung 13 Affekt, Gefühl, Emotion, Empfindung: Begriffsklärung 28 1. ''Wir fürchten uns, weil wir zittern'': Ein Anfang mit William James 37 Introspektion als Ausgangspunkt 37 Der ''Irrtum'' des natürlichen Denkens 39 Erschöpfen sich Gefühle in der Empfindung körperlicher Veränderungen? 42 Die Gegenstände des Gefühls 45 Cannons Kritik: Furcht und Wut beschleunigen den Herzschlag 49 2 Urteile, Überzeugungen, Wertungen: Die Rationalisierung der Gefühle 53 Was kennzeichnet kognitivistische Gefühlstheorien? 53 Sprache als Ausgangspunkt 60 Der reine Kognitivismus 63 Kognitionen und Körper 71 Kognitionen und Wünsche 79 Wie sich Gefühle anfühlen: Der phänomenologische Ansatz 83 ''Eine Art, die Dinge zu sehen'': Gefühle als Wahrnehmungen 86 Der Hund ist nicht gefährlich, und trotzdem fürchte ich mich vor ihm: Die Widerständigkeit der Gefühle 89 3 Kinder, Körper und Kognitionen 93 Haben Kleinkinder Gefühle? 93 Gefühle werden durch kognitive Elemente nicht hinreichend bestimmt 97 Die undeutliche Rolle des Körpers 98 ''Aufruhr der Gedanken'': Martha Nussbaum 100 4 Psychologie und Hirnforschung 107 LeDoux, Damasio und der Schädel des Phineas Gage 108 Was sind Affektprogramme? 116 Die Herrschaft der Gefühle 121 Deweys Analyse des Reiz-Reaktions-Schemas und Heideggers Furcht: Bausteine einer Kritik neurowissenschaftlicher Gefühlstheorien 124 5 Die Notwendigkeit eines umfassenderen Zugriffs 135 Beatlemania 135 Selbstverständnis und Narrativität 139 Am Beispiel der Scham147 Literatur 153 Glossar 167
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