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Preußen

Aufstieg und Niedergang 1600-1947

Erschienen am 13.10.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550601
Sprache: Deutsch
Umfang: 896 S., 71 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 4.5 x 21.5 x 13.6 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Bestsellerautor Christopher Clarks fulminante Geschichte Preußens - ein brillant erzähltes Meisterwerk Preußen stand stets in einem Spannungsfeld: seit seinem Aufstieg vom kleinen, an Bodenschätzen armen Territorium um Berlin bis zu seiner Blüte als der dominierenden Macht in Europa. Es verkörpert nicht nur Aufklärung und Toleranz, etwa in der Gestalt Friedrichs des Großen, sondern steht auch - vor allem durch Wilhelm II. - für Militarismus, Maßlosigkeit, Selbstüberschätzung. Meisterhaft erzählt Christopher Clark die Geschichte Preußens von den Anfängen bis zur Auflösung des Staates im Jahr 1947. Mit seiner großen, 350 Jahre umfassenden Darstellung gelingt es Clark nicht nur, die äußerst ambivalente Geschichte dieser europäischen Großmacht lebendig und anschaulich zu schildern, sondern auch, sie von etlichen Mythen zu befreien.

Autorenportrait

Christopher Clark, geboren 1960, lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine's College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens. Er ist Autor einer Biographie Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers. Für sein Buch 'Preußen' erhielt er 2007 den renommierten Wolfson History Prize sowie 2010 als erster nicht-deutschsprachiger Historiker den Preis des Historischen Kollegs. Sein epochales Buch über den Ersten Weltkrieg, 'Die Schlafwandler' (2013), führte wochenlang die deutsche Sachbuch-Bestseller-Liste an und war ein internationaler Bucherfolg. 2018 erschien von ihm der vielbeachtete Bestseller 'Von Zeit und Macht' und 2020 folgte das von der Kritik gefeierte 'Gefangene der Zeit'. Einem breiten Fernsehpublikum wurde Christopher Clark bekannt als Moderator der mehrteiligen ZDF-Doku-Reihen 'Deutschland-Saga', 'Europa-Saga' und 'Welten-Saga'. 2022 wurde ihm der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen.

Leseprobe

EINLEITUNG Am 25. Februar 1947 unterzeichneten Vertreter der alliierten Besatzungsbehörden in Berlin ein Gesetz zur Auflösung des preußischen Staates. Von diesem Tage an gehörte Preußen der Geschichte an. Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz: ARTIKEL I Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats war weit mehr als ein bloßer Verwaltungsakt. Indem sie Preußen von der europäischen Landkarte tilgten, fällten die alliierten Behörden zugleich ihr Urteil über dieses Land. Preußen war kein deutsches Land wie jedes andere, auf einer Stufe mit Baden, Württemberg, Bayern oder Sachsen. Preußen war der eigentliche Ursprung der deutschen 'Krankheit', die Europa ins Unglück gestürzt hatte. Preußen war der Grund, warum Deutschland den Pfad des Friedens und der politischen Moderne verlassen hatte. 'Das Herz Deutschlands schlägt in Preußen', sagte Churchill am 21. September 1943 im britischen Parlament. 'Hier liegt der Ursprung jener Krankheit, die stets neu ausbricht.' Dass Preußen von der politischen Landkarte Europas verschwand, war daher zumindest symbolisch eine Notwendigkeit. Seine Geschichte war 'zum Alb geworden, der auf dem Gehirne der Lebenden lastete'. Dieses schmachvolle Ende lastet auf dem Gegenstand dieses Buches. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert hatte man ein überwiegend positives Bild der preußischen Geschichte gezeichnet. Die protestantischen Historiker der 'Preußischen Schule' feierten den preußischen Staat als Vehikel der effektiven Verwaltung und des Fortschritts, als Befreier des protestantischen Deutschlands von der österreichisch-habsburgischen und der französisch-napoleonischen Plage. Sie sahen den 1871 gegründeten, von Preußen dominierten Nationalstaat als den natürlichen, unvermeidlichen und bestmöglichen Endpunkt der historischen Entwicklung Deutschlands seit der Reformation. Dieses rosarote Bild der preußischen Vergangenheit verblich nach 1945, als die Verbrechen des NS-Regimes ihren langen Schatten auf die deutsche Geschichte warfen. Der Nationalsozialismus sei kein Zufall gewesen, argumentierte der bekannte Historiker Ludwig Dehio, sondern 'das akute Symptom eines chronischen [preußischen] Gebrechens'. Der Österreicher Adolf Hitler sei von seiner Mentalität her ein 'Wahlpreuße' gewesen. Diese Deutung, derzufolge die deutsche Geschichte der Neuzeit vom 'normalen' (d. h. britischen, amerikanischen oder westeuropäischen) Reifeprozess zu weitgehender Liberalität und politischer Stabilität abgewichen sei, fand immer mehr Anhänger. Während in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden die Macht der traditionellen Eliten und politischen Institutionen durch 'bürgerliche Revolutionen' gebrochen worden sei, so die Begründung, sei dies in Deutschland nicht gelungen. Stattdessen sei Deutschland einem 'Sonderweg' gefolgt, der in zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft gipfelte. In diesem Szenario der politischen Fehlentwicklung kam Preußen eine Schlüsselrolle zu, denn hier waren die klassischen Kennzeichen des Sonderwegs am deutlichsten ausgeprägt. Das wichtigste dieser Kennzeichen war die ungebrochene Macht der Junker, jener adeligen Gutsbesitzer in den Gebieten östlich der Elbe, deren dominierende Stellung in der Verwaltung, im Militär und in der ländlichen Gesellschaft das europäische Zeitalter der Revolutionen unbeschadet überstanden hatte. Die Folgen für Preußen (und damit für Deutschland) waren, so schien es, verheerend: eine von Engstirnigkeit und Intoleranz geprägte politische Kultur, der Hang, Macht höher einz