Beschreibung
United People - der dringend erforderliche nächste Schritt nach "No Logo". Utopie? Mit Sicherheit. Aber eine, die sich umsetzen lässt. Der Autor lässt keinen Zweifel daran, dass die gegenwärtigen Machthaber nicht freiwillig auf das Sagen verzichten werden. "Schlagen wir sie mit ihren eigenen Waffen!" ist Monbiots Anweisung. So zwingt der IWF die armen Länder, ihre Märkte für potente Großinvestoren zu öffnen. Was würde passieren, wenn sich einige Entwicklungsländer gleichzeitig für bankrott erklären würden? Ein Crash an den Finanzmärkten etwa? Schlecht fürs alte System! Erpressung? Nicht mehr als die Taktiken der Finanzmarktjongleure. "United People" ist provokativ, treffsicher und brillant. Den Analysen folgen radikal neue Lösungsansätze - Chancen, die dramatischen Probleme unseres Zeitalters erfolgreich zu meistern.
Autorenportrait
GEORGE MONBIOT, Jahrgang 1963, unterrichtete an mehreren englischen Universitäten. Er arbeitete als investigativer Journalist u.a. in Indonesien, Brasilien und Ostafrika. Als Ökoaktivist und Globalisierungskritiker machte er sich in der Folgezeit rasch ei
Leseprobe
Die Wandlung In seinem Roman Elementarteilchen schreibt Michel Houellebecq von 'metaphysischen Wandlungen', die das Denken der Menschen verändern: 'Sobald sich eine metaphysische Wandlung vollzogen hat, breitet sie sich, ohne auf Widerstand zu treffen, bis zur letzten Konsequenz aus. Ungerührt fegt sie die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die ästhetischen Urteile und die sozialen Hierarchien hinweg. Keine menschliche Macht kann ihren Lauf anhalten - keine andere Macht, es sei denn das Aufkommen einer neuen metaphysischen Wandlung.' Wie Houellebecq weiter ausführt, sind solche Ereignisse im Lauf der Geschichte dünn gesät. Das Aufkommen und die Verbreitung des Christentums und des Islams zählen dazu, die Aufklärung und die Entstehung der modernen Wissenschaft gleichfalls. Ich glaube, dass uns eine weitere Wandlung dieser Art unmittelbar bevorsteht. Im Lauf der Geschichte hat der Mensch einen gewissen Hang zur Gruppenbildung entwickelt. Instinktiv wusste er immer sofort, wer 'dazu'gehört und wer nicht. Und all jene, die auf der anderen Seite stehen, sind automatisch weniger menschlich als die innerhalb der gezogenen Grenzen. Ohne große Sentimentalität hat er dieses Identitäts- und Zugehörigkeitsgefühl allmählich von der Familie auf die Rotte ausgedehnt, dann auf den Clan, den Stamm und schließlich auf die ganze Nation. Stets wurden die Differenzen innerhalb der kleineren sozialen Einheit nur zu dem Zweck beigelegt, um den Kampf auf eine höhere Ebene zu verlagern, um sich gegen eine andere, größere Gruppe abzugrenzen. Dieses Bedürfnis nach Zugehörigkeit macht uns leicht manipulierbar. Im Ersten Weltkrieg schickten ein paar Dutzend Aristokraten im Namen der Nation acht Millionen Menschen in den Tod. Die Interessen der Menschen in den sich bekämpfenden Armeen waren absolut identisch. Die Soldaten wären besser beraten gewesen, wenn sie ihre Generäle abgesetzt und ihren Kampf gegen die herrschende Klasse geführt hätten, die sie in den Krieg geschickt hatte. Doch das nationale Bewusstsein überlagerte ihr Klassenbewusstsein. Die bevorstehende Wandlung wird uns zwingen, die Vorstellung einer Nation aufzugeben, so wie wir uns historisch bereits von der Idee des Fürstentums oder der Stammeszugehörigkeit trennen mussten. Diese Wandlung wird uns vor Augen führen, wie irrational die Loyalitäten sind, die einen Keil zwischen uns treiben. Zum ersten Mal in der Geschichte werden wir uns selbst als Spezies wahrnehmen. Ebenso wie die Konsolidierung des Römischen Reiches letztlich zur Basis für die Ausbreitung des Christentums wurde, so werden die Kräfte, die Grund haben, die neue Wandlung zu fürchten, sie durch ihr Wirken vorantreiben. Die Globalisierung der Unternehmens- und der Finanzwelt, die von einer Minderheit betrieben wird in der Absicht, ihre Macht und ihren Reichtum zu mehren, zwingt die Menschen in aller Herren Länder, ihre im Wesentlichen gleich gelagerten Interessen zu erkennen. Die Globalisierung schafft ein gemeinsames Klasseninteresse, das den gesamten Planeten erfasst, da es dieselben Kräfte und dieselben Institutionen sind, die mittlerweile das Wohl der Menschen in allen Staaten bedrohen. So fallen die kulturellen und sprachlichen Barrieren, die uns bislang trennten, Stück um Stück. Die Globalisierung löst die sozialen Bindungen auf, die bisher unsere lokalen Gemeinschaften formten. Aber gleichzeitig schwindet dadurch unsere geographische Gebundenheit an einen Staat - vergleichbar den Staaten, die ihre nationalen Einflussmöglichkeiten zugunsten großer Handelsblöcke aufgeben müssen, die sich über ganze Kontinente bzw. Hemisphären erstrecken. Dieser Prozess liefert uns die Waffen, die wir brauchen, um unsere gemeinsamen Interessen zu wahren und jene abzusetzen, die diese Form der Globalisierung zu verantworten haben. Die Globalisierung hat die großen ideologischen Blöcke zerstört, die bislang die Welt spalteten. Damit aber wurde der Freiraum geschaffen, in dem eine neue, g ...