Beschreibung
Die Schilderung des Vorstadtlebens zweier Jugendlicher: authentisch, kraftvoll, poetisch ein großartiges literarisches Vergnügen Ruben und Cameron Wolfe leben am Rande. Am Rande Sydneys, am Rande des Wohlstands. In einer Welt der Buchmacher und dubiosen Boxmatches, der Armut und der Arbeitslosigkeit. Als die Brüder das Angebot bekommen, mit illegalen Kämpfen ein paar Dollar zu verdienen, ergreifen sie es. Und sie kämpfen. Für ihre Identität, ihren Stolz und füreinander. Doch dann verliebt sich Cameron in Octavia, die Freundin von Ruben, das erste Mädchen, das ihn glücklich macht
Leseprobe
Der Hund, auf den wir setzen wollen, sieht eher aus wie eine Ratte. 'Aber er rennt wie eine gesengte Sau', meint Rube - an den Füßen ausgelatschte Schuhe, aber im Gesicht immer ein Lächeln wie Flanell. Gleich wird er es einschalten. Da ist es schon. Netter Typ, mein Bruder. Ruben Wolfe. Es ist Winter und wir sind am Boden, wie immer. Wir stehen zuunterst auf der offenen, staubigen Tribüne. Ein Mädchen trippelt vorbei. Ich denke: Jesus! Rube sagt es: 'Jesus!' Und das ist der ganze Unterschied zwischen uns beiden, während wir ihr durchatmend nachsehen, beide ganz bei der Sache, beide voller Verlangen. Mädchen wie dieses sind nicht gerade die Regel beim Hunderennen. Die Mädchen, die man hier normalerweise zu sehen kriegt, sind entweder kettenrauchende Zwergmäuse oder kuchenmampfende Pferdeärsche. Oder biersaufende Schlampen. Diese eine ist ein seltener Vogel. Ich hätte auf sie gesetzt, wenn sie gelaufen wäre. Sie ist fantastisch. So bleibt mir nichts als die normale Säuernis, wenn ich Beine sehe, die ich nicht anfassen kann, Lippen, die nicht für mich lächeln, Hüften, die nicht für mich schaukeln. Und Herzen, die nicht für mich schlagen. Ich stecke meine Hand in die Tasche und hole einen Zehner raus, um mich abzulenken. Es kann zwar nichts schaden, ab und zu einen Blick auf ein Mädchen zu werfen, führt aber immer nur zu Verletzungen. Ein einziger Blick von Weitem - schon tun dir die Augen weh. Alles, was du dagegen tun kannst, ist, irgendwas zu sagen wie: 'Setzen wir dieses Geld jetzt, Rube, oder was?' An diesem grauen Tag in dieser herrlichen, lüsternen Stadt, in der wir zu Hause sind. 'Rube?', frage ich also. Stille. 'Rube?' Wind. Rollende, leere Büchsen. Ein paar Kerle hinter uns qualmen und rotzen vor sich hin. 'Rube, setzen wir jetzt oder nicht?' Ich boxe ihn auf den Arm. Mit der Rückhand. Jetzt sieht er mich an und grinst. 'Okay', sagt er, und wir sehen uns nach jemand um, der für uns setzt. Jemand über der Altersgrenze. Normalerweise kein Problem hier. Irgendwelche alten Schlaffis, denen die Ritze hinten halb aus der Hose guckt, finden sich dafür immer. Meistens wollen sie allerdings Prozente, wenn der Köter gewinnt, auf den wir gesetzt haben. Obwohl uns keiner der Kerle mehr finden würde, wenn wir das wollen. Andererseits haben wir auch nicht viel Spaß daran, diese armen alten Bitte-hilf-mir-Alkoholiker über die Nudel zu schieben. Auch wenn es sie nicht gerade umgebracht hätte. Aber schließlich soll doch jeder profitieren. Der Witz ist nur, es ist noch nie passiert, wir haben noch nie was gewonnen. 'Come on!' Ruben steht auf und wir gehen los - ich die Mädchenbeine im Blick. Ich denke: Jesus. Ruben sagt: 'Jesus.' Aber er meint nicht das Mädchen. Am Wettschalter gibt es ein kleines Problem - Cops! Was du Scheiße machen die Cops hier, denke ich. 'Was du Scheiße machen die Cops hier', sagt Ruben. Nicht dass ich Cops hasse. In Wahrheit tun sie mir sogar immer ein bisschen leid. Diese abartigen Hüte! All dieses lächerliche Cowboygebammel um ihre Hüften! Und dass sie gleichzeitig taff und zugänglich sein sollen, und dazu immer mit Schnurrbart (die Männer), damit es aussieht, als wenn sie irgendwas zu sagen haben. Und all die Chin-ups und Sit-ups, die sie auf der Polizeischule machen müssen, bevor sie die Lizenz kriegen, sich wieder einen Bauch zulegen und den Leuten erzählen zu dürfen, dass auch in ihrer Familie einer bei einem Autounfall zermantscht worden ist. Meine Liste ist noch länger, also höre ich lieber von selbst auf. 'Sieh dir mal den Bullen mit dem Hotdog an', sagt Ruben und deutet zum Schalter. Es interessiert ihn offenbar überhaupt nicht, dass die beiden Cops hier rumhängen wie ein schlechter Geruch. Im Gegenteil. Er geht direkt auf den mit dem Schnurrbart zu, der gerade das Teil mit Soße in sich reinschiebt. Der andere Cop ist eine Frau, eine brünette, die langen Haare unter ihre Mütze gesteckt. (Bis auf ein paar Fransen über den Augen, die wohl verführerisch wirken sollen.) Wir stehen vor i Leseprobe