Beschreibung
"Dieses Buch ist fantastisch - in jeder Hinsicht! Die lange Durststrecke seit dem Abschluss der Bartimäus-Trilogie - danach kam nämlich meiner Meinung nach nichts Herausragendes mehr aus dem Bereich Fantasy - ist endlich vorbei." Goslarsche Zeitung / Mareike Kosber "Ein hinreißendes Debüt - beste Fantasy für Kinder ab zwölf Jahren!" Gong "Ein packender Fantasyroman." Kölner Stadt-Anzeiger
Autorenportrait
Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischer Eltern in München geboren. Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, und mit dreizehn verfasste sie ihren ersten Roman. Als großer Fantasy-Fan hat Jenny-Mai Nuyen alles verschlungen, was es an literarischen Vorbildern gab: von Lloyd Alexander über Michael Ende bis zu Jonathan Stroud und Christopher Paolini. Seit ihrem literarischen Debüt Nijura Das Erbe der Elfenkrone wird sie als eine der aufregendsten Entdeckungen der letzten Jahre gefeiert. Nach einem Filmstudium an der New York University lebt Jenny-Mai Nuyen heute in Berlin und widmet sich ganz dem Schreiben.
Leseprobe
Es hatte viel geregnet. Woche für Woche war das Wasser gefallen, hatte die Gräser platt gedrückt und den Boden weich getrommelt. Von allen Felsen plätscherten Rinnsale und bildeten schlammige Pfützen. Die Krieger versanken bis zu den Knöcheln im Morast. Erst heute war der Regen versiegt. Noch war der Himmel bedeckt, schwere Wolkentürme standen am Horizont und Dunst stieg aus der Erde auf. Der Wind jagte über das Land und heulte in den Reihen der Krieger. Hunderte waren es - Hunderte Reihen von Tausenden Kriegern. Sie alle standen still. Bunte Banner flatterten. Die Nebel kräuselten sich zwischen den Fronten. Zwei Wagen lösten sich aus beiden Kriegerscharen, gezogen von stattlichen Drachen. Die Wagenräder rollten durch den Schlamm, bis die Ornamente auf den Radkappen, glorreiche Schlachten und strahlende Sonnenkönige, darunter verschwanden. In der Mitte des Schlachtfeldes trafen die Wagen aufeinander und die Fahrer zügelten ihre Drachen einen Lanzenwurf voneinander entfernt. Unruhig tänzelten die Tiere vor den Wagen auf der Stelle. Aus ihren Nüstern drang warmer Atem. Die lederartigen Flügel waren fest an ihre schlanken Körper gebunden, damit sie nicht auf den Gedanken kamen, davonzufliegen. Nur die Spitzen der gefalteten Flügel zuckten und bewegten sich unter den Lederriemen. Einer der Wagenlenker zog den Helm ab. Im Nebel konnte der andere sein Gesicht kaum erkennen, nur die Haare, die ihm um die Schultern fielen, leuchteten durch den Dunst wie ein Lichtkranz. Auch der zweite Fahrer nahm den Helm vom Kopf. Sein dunkles Haar war in unordentlichen Strähnen zurückgeflochten, sodass man die kantigen Gesichtszüge, die braune Haut, die tiefe Narbe auf der rechten Wange sehen konnte. "Zieh deine Krieger aus unserem Land zurück!", forderte er. Sein Ruf verhallte im unheimlichen Nebel. Der Drache vor seinem Wagen schnaubte und schlug mit dem Schwanz. Der König der Myrdhaner nahm die Zügel fester, kniff die Augen zusammen und horchte nach einer Antwort. "Ihr habt uns herausgefordert!", schrie der Blonde. Es war die Stimme eines Mannes in der Blüte seiner Jahre, dröhnend und entschlossen. "Nun ist Schluss mit eurer Dreistigkeit, wir beenden es heute, hier und jetzt!" Dumpfer Jubel schwoll hinter ihm an. "Haradonen gegen Myrdhaner, ein für alle Mal! Meine Krieger gegen die deinen, unser Mut gegen euren, Haradons Schwerter gegen eure Steine!" "Wir erwarten eure Schwerter mit Grimm. Doch nicht Steine, sondern die Kraft von ganz Myrdhan richten wir gegen euch!" Die Luft erzitterte von Jubelgeschrei, als beide Könige kehrtmachten und zu ihren Heeren zurückfuhren, um hinter Mauern aus Eisen und Fleisch zu verschwinden. Schrille Schlachthörner verschlangen mit einem Mal die grölenden Rufe. Kurz dröhnte der Klang der Hörner in den Ohren der Krieger, ehe er so abrupt abriss, wie er begonnen hatte. Wieder trat Stille ein. Erwartungsvoll starrten die Männer in den Himmel, doch nur die Banner flatterten im Wind. Dann tauchten über beiden Heeren Schatten auf. Erst zeichneten sich die Flügel ab, die die Nebel durchschnitten wie schwarze Klingen - dann erkannte man die Drachen. Sie mussten schwer darum kämpfen, in der Luft zu bleiben, und sanken auf und ab, als würden sie über unsichtbare Wellen reiten. Denn auf ihren Rücken saßen Menschen. Kaum war das feindliche Heer in Schussweite gekommen, glühten hoch oben bei den Drachen Funken auf. Einen Augenblick später senkte sich ein Regen brennender Pfeile auf die Kriegermassen, als hätten die Drachen selbst Feuer gespuckt. Befehle erklangen, die Schilde wurden in einer einzigen großen Bewegung erhoben. Grauenvolle Schreie zerrissen die Stille, als die Geschosse auf das Schutzdach der Scheune prallten. Auf dem Schlachtfeld zogen nun die Drachen beider Königreiche Kreise in der Luft. Es war einzig ein Gefecht der Windgarden - erst danach würde die siegende Armee über die Feinde herfallen. Pfeilsalven sirrten durch den Nebel und bohrten sich in die Leiber von Tier und Mensch. Die Luft erzitterte Leseprobe