Beschreibung
Indien war Helge Timmerbergs Jugendtraum. Als halbwüchsigen Vollblut-Hippie packte es ihn zum erstenmal; als 32-Jähriger bereiste er es erneut - im Gepäck eine gesunde Portion Skepsis und zynische Vernunft, tauchte er ein in das Chaos der Großstädte, radelte mit seiner Freundin entlang der Paradiesstrände Goas und besuchte die Gurus, Babas und Sadhus im Süden. Und erreichte schließlich, inmitten satt grüner Dschungel, den heiligen Berg Lorkol. Klarsichtig und mit Humor erzählt Helge Timmerberg von einer frühen Reise in das Land, das er seit über vier Jahrzehnten immer wieder besucht und in dem anzukommen noch heute eine Herausforderung ist.
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Autorenportrait
Helge Timmerberg, geboren 1952 im hessischen Dorfitter, ist Journalist und schreibt Reisereportagen aus aller Welt. Er veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung, der Zeit, Allegra, Stern, Spiegel, Playboy u.a. Er schrieb unter anderem die Bücher »Im Palast der gläsernen Schwäne«, »Tiger fressen keine Yogis«, »Das Haus der sprechenden Tiere«, »Shiva-Moon«, »In 80 Tagen um die Welt«, »Der Jesus vom Sexshop« und »African Queen«. Bei Malik und Piper erschienen zuletzt »Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich«, seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller »Die rote Olivetti«, und die Reisestories »Die Straßen der Lebenden«.
Leseprobe
Vorwort Vorsicht: Ich habe dieses Buch vor dreißig Jahren geschrieben. Heute sieht vieles in Indien anders aus. Heute könnte ich niemandem, außer meinen Feinden, guten Gewissens eine monatelange Fahrradreise auf der Bundesstraße von Goa nach Karnataka empfehlen, denn es gibt in Indien inzwischen zehnmal mehr Autos als damals, aber nicht zehnmal mehr Straßen. Die Hotels, die ich nenne, existieren entweder nicht mehr oder in einem noch fortgeschritteneren Stadium des Verfalls als seinerzeit. Die Preise sind gestiegen, die Städte gewachsen, und im Flugzeug rauchen darf heute auch niemand mehr. Indien hat sich verändert, und ich habe mich verändert. Und damit bin ich beim zweiten Thema dieses Vorworts. Vorsicht: Ich schreibe heute anders als vor drei Jahrzehnten. Das ist unvermeidlich; jeder wird besser mit den Jahren. Trotzdem hörte ich immer wieder Leser nach dem 'Palast der gläsernen Schwäne' fragen. Wo gibt es das Buch, wo kann man es kaufen? Ich konnte dann immer nur dasselbe antworten: 'Ich weiß es nicht. Es ist Mitte der Achtzigerjahre erschienen, wurde Anfang der Neunziger verramscht und ist seitdem vom Markt verschwunden. Ich habe selbst keins mehr.' Damit ist es jetzt vorbei. 'Im Palast der gläsernen Schwäne' ist wieder zu haben, und ich freue mich darüber wie über die Rückkehr eines verlorenen Kindes. Helge Timmerberg St. Gallen, 28. Februar 2014 Begegnung einer sehr alten Art Irgendwo zwischen Mangalore und Calicut 12 Grad Nord - 75 Grad Ost Mittags zwischen 13.30 Uhr und 14.30 Uhr (indische Ortszeit) An diesem Tag hatten wir Glück. Wir rollten gerade von einem Berg in eine scharfgezogene Kurve hinein, da sahen wir etwas abseits von der Straße einen kleinen Tempel. Wir stiegen auf die Bremsen, versteckten die Fahrräder im Gebüsch und öffneten die Pforte. Der Hof des Tempels war knapp zehn Meter breit und vielleicht fünfzehn Meter lang. Eine mannshohe Lehmmauer grenzte die Anlage ab, und der Schatten dieser Mauer war gerade groß genug für unsere Bastmatten. Der Tempel selbst schien nicht mehr benutzt zu sein. Es war ein leeres Gebäude, von der Größe eines Kuhstalls, und auf dem Dach wuchs Gras. Es sah eigentlich mehr aus wie ein frühgeschichtliches Hügelgrab. Mirta legte sich schlafen, ich wollte meditieren. Mein Kopf war voller Gedanken, voller Fragen. Ich schleppte diese Fragen bereits seit einigen Tagen mit mir herum wie einen Sack mit lange nicht mehr gewaschener Unterwäsche. Praktische Fragen, nutzlose Fragen. Fragen zu der Beziehung zwischen Mirta und mir. Fragen zum Sinn der Reise. Fragen zum Stand der Dinge. In der Regel nehme ich solche Fragen ernst und bemühe mich, sie zu beantworten. Dann bin ich wie der Jäger, der der Fährte eines Tieres folgt. Aber in diesen Mittagsstunden, im Schatten dieser Mauer, war es plötzlich ganz anders. Die Antworten kamen fast schneller als die Fragen. Ich brauchte das Problem nur kurz in Gedanken zu formulieren, da war es auch schon geklärt. Fünf- oder sechsmal ging das so, Frage - Antwort, Frage - Antwort, dann kam mir der Verdacht, daß nicht ich es war, der die Knoten entwirrte, sondern jemand anders. Jemand, der mehr wußte als ich. In der Regel bin ich Journalist. Ein ausgeklinkter, das gebe ich zu, doch einer, der skeptisch und zynisch genug gewesen ist, um lange Jahre für den Stern arbeiten zu können. Außerdem habe ich in meiner Jugend zu viel LSD geschluckt und später zu viel Joga getrieben, um jetzt noch irgendeinen mystischen Wahn ernst nehmen zu können, und es gibt Leute, die meinen, ich hätte mir dabei zuviel abgeschminkt. Aber dieses Gespräch hier erschien mir zu wertvoll, und ich wollte es nicht durch zwanghafte Distanz abbrechen, egal, wer oder was es war, mit dem ich mich unterhielt. Ich machte weiter, und mein unsichtbarer Gesprächspartner wurde immer präsenter, die Antworten kamen noch selbstverständlicher. Ich fragte: 'Ist das hier der Palast, den ich suche. Der Palast der gläsernen Schwäne?' 'Nein, das ist ein verlassener Tempel. Nur selten ko
Schlagzeile
'Helge Timmerberg ist der tollste, schrillste, unterhaltsamste und dabei weiseste deutsche Reiseschriftsteller.' Frankfurter Rundschau