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Madame ist leider verschieden

Ein Paris-Krimi, Paris-Krimis 1

Erschienen am 10.11.2011
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492273565
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 19 x 12.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Autorenportrait

Claude Izner ist das Pseudonym der Schwestern Liliane Korb und Laurence Lefèvre, beide langjährige Bouquinistinnen mit eigenem Bücherstand am Seine-Ufer in Paris. Sie sind außerdem in der Filmbranche tätig und jede für sich als Schriftstellerin erfolgreich. Ihre gemeinsam verfassten Kriminalromane um den Buchhändler Victor Legris sind Bestseller in Frankreich, England und Italien und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.

Leseprobe

Paris reckt seinen Turm Wie eine große, scheue Giraffe, Den Turm, Der, bei Einbruch der Nacht, Die Geister fürchtet.   Pierre Mac Orlan, So war Paris   Für Etia und Maurice, Jaime und Bernard, Jonathan und David und Rachel.   12. Mai 1889   Ein Vorfall im Vorfeld   Gewitterwolken zogen über das Brachland zwischen dem Pariser Stadtwall und dem Güterbahnhof von Batignolles. Auf der großen Fläche standen vereinzelt Grasbüschel, es stank nach Kloake. Zwischen Wagenladungen von Sperrmüll ebneten Lumpensammler mit ihren Forken eine Flut von Abfällen und wirbelten Staubwolken auf. Aus der Ferne näherte sich ein Zug und wurde nach und nach größer. Eine Horde Jungen rannte über die Hügel und schrie: ' Da kommt er ! Da kommt Buffalo Bill ! ' Jean Méring richtete sich auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und drückte das Kreuz durch, um seine Rückenschmerzen zu lindern. Die Ausbeute war gut: ein Stuhl mit drei Beinen, ein Schaukelpferd, aus dem die Füllung quoll, ein alter Schirm, das Schulterstück einer Uniform, eine Waschschüssel mit Goldrand. Er drehte sich zu Henri Capus um, einem kleinen, dürren Männchen mit ausgebleichtem Bart. ' Ich geh mir die Rothäute ansehen. Kommst du mit ? ', fragte Méring, während er seine Weidenkiepe schulterte. Er nahm den Stuhl, ging um die Reisewagen der Agentur Cook herum und mischte sich unter die Schaulustigen, die sich zuhauf am Bahnhof versammelt hatten - Arbeiter, Kleinbürger und Leute aus den gehobenen Schichten, die mit der Droschke gekommen waren. Mit einer Rauchfahne und unter Volldampf pfeifend, fuhr am Bahnsteig eine Lokomotive ein, gefolgt von einer endlosen Wagenreihe. Direkt vor Jean Méring hielt ein offener Waggon, in dem sich Pferde mit zerzausten Mähnen aufbäumten. Braun gebrannte Männer mit zerbeulten Filzhüten und Indianer mit bemalten Gesichtern und Federschmuck lehnten sich aus den Türöffnungen. Es gab ein Gedränge. Plötzlich fuhr sich Méring mit der Hand in den Nacken - ihn hatte etwas gestochen. Er wankte zur Seite, taumelte und stieß gegen eine Frau, die ihn zurückschubste und einen Saufkopf schimpfte. Seine Beine gaben nach, der Stuhl glitt ihm aus der Hand, Méring sank auf die Knie und fiel vornüber zu Boden, herabgezogen vom Gewicht seiner Kiepe. Er wollte noch den Kopf heben, aber er war zu schwach. Gedämpft drang Henri Capus' Stimme zu ihm durch: ' Was hast du denn, Kumpel ? Warte, ich helf dir. Was ist denn los mit dir ? ' Ein Röcheln entfuhr Mérings Kehle, er konnte gerade noch stammeln: ' Bie-ie-ne. ' Seine Augen tränten, sein Blick verschwamm. Er wunderte sich, wie er mit seinen strammen Einsdreiundsiebzig in kürzester Zeit so schlaff werden konnte wie ein Lappen. Er spürte seine Glieder nicht mehr, seine Lunge kämpfte um einen Hauch Luft, und in einem letzten klaren Geistesblitz wusste er, dass er nun sterben würde. Er unternahm noch eine letzte Anstrengung, sich ans Leben zu klammern, dann ließ er los und glitt in die Tiefe, immer weiter und weiter hinunter. Das Letzte, was er sah, war ein blühender Löwenzahn zwischen den Pflastersteinen - gelb wie die Sonne.   Le Figaro, 13. Mai 1889, Seite 4     RÄTSELHAFTER TOD EINES LUMPENSAMMLERS   Ein Trödler aus der Rue de la Parcheminerie starb an einem Bienenstich. Der Vorfall ereignete sich gestern Morgen am Bahnhof von Batignolles bei der Ankunft Buffalo Bills und seiner Truppe. Einige der Anwesenden versuchten vergeblich, das Opfer wiederzubeleben. Den Ermittlungen zufolge handelt es sich dabei um Jean Méring ( 42 ), einen ehemaligen Kommunarden, der nach der Amnestie von 1880 aus der Verbannung in Neukaledonien nach Paris zurückgekehrt war.   Hände zerknüllten die Zeitung und warfen sie in einen Papierkorb.   Mittwoch, 22. Juni   Eingezwängt in ein neues Korsett, das bei jedem Schritt knirschte, ging Eugénie Patinot die Avenue des Peupliers hinunter. Bereits zu Beginn dieses Tages, der anstrengend zu werden versprach, fühlte sie sich erschöpft. Die Kinder hatten si

Schlagzeile

'Spannend, atmosphärisch dicht und sprachlich treffend.' Aachener Zeitung

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