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Der Duft des Todes

Erschienen am 05.12.2005
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442459308
Sprache: Deutsch
Umfang: 255 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 18.4 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine neue, spannende Krimiserie aus der Welt der forensischen Medizin. Als die Gerichtsmedizinerin Rhona MacLeod das kleine, düstere Apartment betritt, fällt ihr sofort der Geruch auf. Ein Hauch von einem sehr teuren Männerparfüm haftet noch an der Kleidung der Leiche. Das Zweite, was Rhona mit Bestürzung feststellen muss: Der Tote, ein hagerer Junge, ist ihr auffallend ähnlich. Dadurch drängt sich Rhona der Gedanke auf, dass das Opfer ihr eigener Sohn sein könnte, den sie nach der Geburt zur Adoption freigeben musste. Unverzüglich macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder a€" und nach ihrem Sohn. Doch der Mörder verfolgt bereits ein neues Opfer; er trachtet nach dem Leben von Rhona ...

Autorenportrait

Lin Anderson wurde in Greenock, Schottland, geboren. Nach dem Studium an der Glasgow und Edinburgh University hat sie mehrere Jahre lang als Lehrerin im afrikanischen Busch gearbeitet. Heute lebt die Autorin mit ihrem Mann und drei Kindern in Edinburgh und unterrichtet am Georg Watson''s College. Mit ihrem fulminanten Debüt "Der Duft des Todes" startete sie den Beginn einer Serie um die Forensikerin Rhona MacLeod. Weitere Titel dieser Reihe sind bei Goldmann in Vorbereitung.

Leseprobe

1 Zu sterben - das hatte der Junge nicht erwartet. Als der Typ ihm grinsend die Kordel um den Hals legte, hielt er das für einen Teil des üblichen Spiels. Der Typ war erregt, Speichel rann ihm übers Kinn und tropfte dem Jungen auf die nackte Schulter. Mit einem Kopfnicken signalisierte er sein Einverständnis. Schon lange wurde ihm nicht mehr übel bei ihren Spielchen. Er legte sich wieder zurück und drehte den Kopf seitlich auf das graue Kissen, das nach anderen Spielen roch. Schloss die Augen und ließ die Gedanken schweifen. Dachte an das Tor, das er so gern im Kopf nachspielte. Rechts der Franzose, voller Arroganz, der Ball berührt seinen Fuß, und er legt los. Die Gegner begeben sich auf Position, es gibt ein Gerangel. Mistkerle. Aber es macht nichts, denn der Franzose ist durch und rennt, der Ball klebt an ihm wie ein Kind an der Mutter. Die Zuschauer halten den Atem an. Die Zeit dehnt sich wie ein Gummiband. Und dann ist der Ball weg, beschreibt einen Bogen durch die Luft. Bumm! Er ist im Netz. Normalerweise kann der Junge jetzt heimgehen. Aber diesmal nicht. Bevor der Ball im Netz landet, wird ihm diesmal der Kopf nach hinten gerissen und nach oben. Der Druck ist so gewaltig, dass ihm beinahe die Augäpfel aus den Höhlen springen. 2 Sean war schon eingeschlafen neben ihr. Das mochte Rhona an ihm. Diesen Babyschlaf. Sein Gesicht lag weich und sorglos auf dem Kissen, die Lippen leicht geöffnet, gerade weit genug, um den Atem sanft und geräuschlos entströmen zu lassen. Niemand, schießt es ihr durch den Kopf, sollte nach einer Flasche Rotwein und drei Malt Whiskys so gut aussehen. Rhona hat es längst aufgegeben, Sean beim Trinken zuzusehen. Die Vorstellung ist einfach zu nervig, dass er am nächsten Morgen keinen Kater haben wird. Stattdessen wird er die Bettdecke zurückwerfen (und die Kälte in das warme Zelt lassen, das ihre Körper umhüllte), aus dem Bett klettern und auf die Küche zusteuern. Vom Bett aus wird sie ihm (nicht ohne Schuldgefühl) zusehen, wie er sich darin zu schaffen macht. Einen Blick auf einen Oberschenkel erhaschen, einen Arm, der nach oben greift, auf seinen Penis, der verletzlich und sanft hin- und herschwingt. Er wird vor sich hin pfeifen, während er den Kaffee kocht, und für alle Zeit wird Rhona mit dem bittersüßen Duft von frischem Kaffee den Klang einer einfachen irischen Volksweise verbinden. Sie sind seit sieben Monaten zusammen. Die erste Nacht, als Rhona Sean mit nach Hause nahm, schafften sie es nicht mal bis zum Schlafzimmer. Er drückte sie gegen die Eingangstür und sah sie einfach nur an. Dann begann er, sie auszuziehen, ihr ein Kleidungsstück nach dem anderen vom Leib zu streifen, als schäle er eine reife Frucht. Dabei waren seine Lippen so nah und berührten sie doch nicht, bis sie sich ihm entgegen drängte. Dann, mit einer schnellen Bewegung seiner Zunge, drängte er sich in ihren Mund - und in ihr Leben. Als das Telefon klingelte, bewegte sich Sean kaum. Viermal klingeln, dann schaltete sich automatisch der Anrufbeantworter ein. Der Anrufer würde Seans anbetungswürdigem irischem Tonfall lauschen und ein für alle Mal seine Einstellung zu Anrufbeantwortern ändern. Sie ab nun für menschlich erachten. Musste sich um einen Notfall handeln, so spät, wie sie anriefen. Als sie der Stimme am anderen Ende klar machte, dass sie ein Taxi bräuchte, erklärte ihr der Sergeant, ein Polizeiwagen sei bereits unterwegs. Rhona schnappte sich die Klamotten von gestern Abend vom Bettende. Constable William McGonigle war noch nie zuvor am Tatort eines Mordes gewesen. Er hatte mit dem gelben Band den Treppenaufgang abgesperrt, wie es ihm der Sergeant aufgetragen hatte, und zwei Betrunkene verjagt, die glaubten, die Polizei bei der Arbeit zu beobachten sei unterhaltsamer als nach Hause zu torkeln und die Frau zu vögeln. Constable McGonigle war da anderer Meinung. 'Geht heim', erklärte er ihnen. 'Hier gibt's nichts zu sehen.' Er sah die Treppe hinauf u ...