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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442306688
Sprache: Deutsch
Umfang: 768 S.
Format (T/L/B): 5.1 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Alexandria, eine kleine Stadt in den Südstaaten in den 60er Jahren. Hier wächst Harriet Cleve als Tochter einer alteingesessenen Familie heran. Sie ist umgeben von Geborgenheit und Liebe, und doch lastet ein dunkler Schatten über ihrer Kindheit. Denn zwölf Jahre zuvor wurde Harriets neunjähriger Bruder Robin erhängt an einem Baum im Garten aufgefunden. Die Umstände von Robins rätselhaftem Tod blieben für immer ungeklärt, und in all den Jahren hat die Familie das entsetzliche Ereignis nie überwunden. Doch dann entschließt sich die zwölfjährige Harriet, den Schrecken der Vergangenheit auf die Spur zu kommen a€" und endlich Robins Mörder ausfindig zu machen ...

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Hersteller:
Goldmann Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Donna Tartt wurde 1963 in Greenwood, Mississippi, geboren. Mit fünf Jahren schrieb sie ihr erstes Gedicht. 1981 begann sie an der Universität von Mississippi zu studieren und wechselte dann auf das Bennington College in Vermont, wo sie 1986 auch ihren Abschluss machte. Während des Studiums begann sie mit der Arbeit an ihrem Debütroman "Die geheime Geschichte". Heute lebt Donna Tartt mit ihrem Boston Terrier und zwei Möpsen abwechselnd in Charlottesville, Virginia, und Manhattan.

Leseprobe

Die tote Katze. Zwölf Jahre nach Robin Cleves Tod wusste man darüber, wie es gekommen war, dass er in seinem eigenen Garten an einem Baum erhängt gestorben war, noch genauso wenig wie an dem Tag, als es passiert war. Die Leute in der Stadt sprachen immer noch über seinen Tod. Meistens sagten sie 'der Unfall', auch wenn die Fakten (wie man sie auf Bridgepartys, beim Frisör, im Anglergeschäft und beim Arzt im Wartezimmer sowie im Speiseraum des Country Club erörterte) eher etwas anderes vermuten ließen. Jedenfalls war es schwer vorstellbar, wie ein Neunjähriger es schaffen sollte, sich durch einen dummen Zufall oder ein Missgeschick aufzuhängen. Alle kannten die Details, und sie gaben Anlass zu mancherlei Spekulation und Debatte. Robin war mit einem Faserkabel von nicht alltäglicher Art erhängt worden, wie es manchmal von Elektrikern benutzt wurde, und niemand hatte eine Ahnung, woher es stammte oder wie es in Robins Hände gekommen sein sollte. Das dicke Material war widerspenstig, und die Kriminalpolizei aus Memphis hatte dem (inzwischen pensionierten) Town Sheriff gesagt, ihrer Meinung nach hätte ein kleiner Junge wie Robin die Knoten nicht selbst knüpfen können. Das Kabel war auf nachlässige, amateurhafte Weise am Baum befestigt, aber ob dies auf Unerfahrenheit oder auf Hast seitens des Mörders schließen ließ, wusste niemand. Und die Male am Leichnam (sagte Robins Kinderarzt, der mit dem staatlichen Leichenbeschauer gesprochen hatte, der wiederum den Obduktionsbericht der County-Behörden gelesen hatte) deuteten darauf hin, dass Robin nicht an einem Genickbruch gestorben, sondern stranguliert worden war. Manche glaubten, er sei dort stranguliert worden, wo er gehangen hatte; andere vermuteten, er sei auf dem Boden erwürgt und erst nachträglich an den Baum gehängt worden. In den Augen der Stadt und der Familie Robins gab es kaum Zweifel daran, dass Robin irgendeinem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Was für einem Verbrechen aber genau oder wer es begangen hatte, das wusste niemand zu sagen. Seit den zwanziger Jahren waren zweimal Frauen aus prominenten Familien von ihren eifersüchtigen Ehemännern ermordet worden, aber das waren alte Skandale, und die Beteiligten waren längst verstorben. Und ab und zu fand sich ein toter Schwarzer in Alexandria, aber diese Morde wurden (wie die meisten Weißen eilig betonten) im Allgemeinen von anderen Negern begangen, und es ging dabei in erster Linie um Negerangelegenheiten. Ein totes Kind war da etwas anderes - Furcht erregend für alle, ob Arm oder Reich, Schwarz oder Weiß -, und niemand konnte sich vorstellen, wer so etwas getan haben sollte oder warum er es getan hatte. In der Nachbarschaft redete man von einem Geheimnisvollen Schleicher, und Jahre nach Robins Tod behaupteten immer noch Leute, sie hätten ihn gesehen. Allen Berichten zufolge war er ein Riese, aber darüber hinaus gingen die Beschreibungen auseinander. Manchmal war er schwarz, manchmal weiß, und zuweilen wies er besonders anschauliche Merkmale auf: einen fehlenden Finger, einen Klumpfuß, eine rote Narbe quer über der Wange. Es hieß, er sei ein bösartiger Handlanger, der das Kind eines texanischen Senators erwürgt und an die Schweine verfüttert habe; ein ehemaliger Rodeoclown, der kleine Kinder mit ausgefallenen Lassotricks in den Tod locke; ein schwachsinniger Psychopath, entflohen aus der psychiatrischen Klinik in Whitfield und in elf Staaten polizeilich gesucht. Aber auch wenn die Eltern in Alexandria ihre Kinder vor ihm warnten, und auch wenn man seine massige Gestalt regelmäßig zu Halloween in der Nähe der George Street umherhinken sah, blieb der Schleicher eine schemenhafte Gestalt. Nach dem Tod des kleinen Cleve hatte man jeden Tramp, jeden Landstreicher, jeden Spanner im Umkreis von hundert Meilen festgenommen und verhört, aber die Ermittlungen hatten nichts ergeben. So dachte niemand gern daran, dass ein Mörder frei herumlief, und die Angst blieb bestehen. Vor allem befürchtete man, dass er im ...

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