Beschreibung
Auf der Grundlage der phänomenologischen Betrachtung und Methodik stellt Julia Hänni in der vorliegenden Publikation die Werteaffinität des Rechts und gleichermaßen die Notwendigkeit spezifischer intuitiver Wertungskompetenzen des Rechtsanwenders dar. Die Besonderheit der phänomenologischen Betrachtungsweise liegt in der Analyse der Wahrnehmung: Die Wahrnehmung enthält in sich eine spezifische Kompetenz der intuitiven Wertung. Insbesondere bei Fragen, die Konflikte zwischen ethischen Grundwerten hervorrufen, erscheint die Kompetenz eines primären intuitiven Wertungsvermögens als zentrales Richtigkeitskriterium für eine angemessene Bewertung und Entscheidung. Auf der Basis der intuitiven Wertung werden grundlegende ethische Werte regelmäßig als "objektiv" erlebt, das heißt als objektive Handlungsanweisungen, die unser Entscheidungsverhalten stark prägen. Die Kompetenz eines primären intuitiven Wertungsvermögens impliziert ein subjektives Element der Entscheidung, das aber nicht willkürlich ist: Vielmehr ist es Teil eines eigenständigen emotionalen Urteilsvermögens, das vom Gesetzgeber vorausgesetzt und in der Praxis der Gerichte auf verschiedene Weise, teils ausdrücklich und oftmals auch implizit berücksichtigt wird. Dieses emotionale Urteilsvermögen wird als letzte Instanz dargestellt, zu der unsere Bemühungen um Gerechtigkeit vordringen können. Ausgezeichnet mit dem Walther Hug Preis der Universität St. Gallen für die beste juristische Dissertation des akademischen Jahres 2010.
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Autorenportrait
Julia Hänni studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und promovierte an der Universität St. Gallen (HSG). Seit 2010 ist sie als Oberassistentin und Lehrbeauftragte am Europainstitut der Universitäten Bern, Neuenburg und Fribourg tätig. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Zürich und St. Gallen. Seit 2009 ist Julia Hänni Gastdozentin für westliche Rechtsphilosophie am National Hindu Dharma Institute, Indonesien. 2009 absolvierte sie einen Forschungsaufenthalt am Max Planck Institut für Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg. Ihre Dissertation wurde ausgezeichnet mit dem Walther Hug Preis der Universität St. Gallen (HSG) für die beste juristische Dissertation des akademischen Jahres 2010.
Leseprobe
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Inhalt
Inhaltsübersicht: A. Phänomenologische Wertethik in juristischer Betrachtung - B. Ideengeschichtliche Perspektive: Entwicklung der Schulen - Grundlagen des phänomenologischen Denkens bei Platon - Die Vorgaben der kantischen Ethik - Die Phänomenologie Husserls - C. Die Wertbedingtheit des Rechts und die Apriorität der Werte: Das Wertungserfordernis in der Rechtsanwendung - Aufgaben der Methodenlehre - Wertgehalte als objektive Gegebenheiten - Phänomenologie der juristischen Werterfahrung - Erfordernis der phänomenologischen Objektivität im Recht - D. Werterelation und Inkommensurabilität: Werterangfolgen - Präferenzkriterien - Werthöhe und Wertstärke am Beispiel von Freiheitsrechten - Antinomische Wertgegensätze - Zur Inkommensurabilität von Werten - Inkommensurabilität der Rechtswerte - Inkommensurabilität und Wertungskompetenz - E. Das emotionale Autonomieprinzip: Grundlegung des emotionalen Erkenntnisvermögens - Die Frage nach einer ethischen Eigengesetzlichkeit des Emotionalen - Übertragung der emotionalen Kategorien auf die Wertlehre - Phänomenologie des Rechtsgefühls und die Rechtsintuition - Prägung von Entscheiden durch gefühlsgeleitete Faktoren - F. Gegenargumente und die Auseinandersetzung mit Kant: Wertsubjektivismus - Der Emotivismus - Warum keine diskurstheoretische Begründung der Normativität? - Die Biologie der Gefühle - Einwände der Erkenntnislehre und die empirische Unbeweisbarkeit "objektiver Werte" - Die Wandelbarkeit des Wertbewusstseins und die Wertevielfalt unterschiedlicher moralischer Systeme - Der unvermeidliche Bezug zum Subjekt - Wertantinomien - Auseinandersetzung mit Kant - G. Würdigung - H. Kurzfassung und Ergebnisse der Untersuchung - Literatur-, Personen- und Sachverzeichnis