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Autorenportrait
Heinrich von Veldeke, 2. Hälfte 12. Jh. Der mhd. Epiker und Minnesänger stammte wahrscheinlich aus einem Ministerialengeschlecht der heutigen belgischen Provinz Limburg. Die Handschriften nennen ihn meister, verweisen also auf seine geistliche Bildung. Genauere Daten bietet allein der Diebstahl des weit fortgeschrittenen Manuskripts seines Äneasromans im Jahr 1174; neun Jahre später erhielt er es zurück und vollendete das Werk am Hof seines Gönners Landgraf Hermann von Thüringen. Im 8. Buch des Parzival, etwa um 1205 anzusetzen, beklagt Wolfram v. Eschenbach den Tod H.s. Grundlage von H.s Hauptwerk bildet der frz. Roman d'Eneas (um 1160), in dem das römische Nationalepos zu einem frühhö?schen Liebesroman umgeformt worden war. Auch bei H. bilden ritterlicher Kampf und hö?sche Minne den neuen Mittelpunkt der Dichtung; dazu wurde auch die bei Vergil nur angedeutete Laviniahandlung zu einem eigenen Liebesroman ausgestaltet und in Dialogen und Monologen ovidisch über das Wesen der Liebe re?ektiert. Gerade diese Partien verliehen dem Antikenroman eine neue Aktualität. Die späteren Dichter sahen v. a. die sprachliche und formale Leistung H.s, dessen Verskunst und Reimbehandlung als epochemachend empfunden wurde. H. dichtete die Eneit nicht in seiner niederfränkischen Heimatmundart, sondern in einer westmitteldt. Sprachform, die ihm den Zugang auch zu den hochdt. literarischen Zentren öffnete. Es gibt Versuche einer Rekonstruktion des limburgischen 'Originals'. Zu H.s Werk gehören ferner eine Verslegende (Sente Servas), die vor dem hö?schen Roman entstand, und etwa 40 meist einstrophige Minnelieder und Spruchtexte. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.